In touristisch veranlagten Orten kann mann einen Stein in eine beliebige Richtung werfen und trifft garantiert eine Reiseagentur. Der Begriff „Tourist Information“ ist nicht geschützt und dementsprechend viele dieser Shops heißen so oder ähnlich. Meist kann man gleich noch ein Moped mieten, seine Wäsche waschen lassen und wahrscheinlich auch eine Bypass-Operation durchführen lassen.
Also werfe ich einen Stein und betrete eine beliebige Reiseagentur um ein Taxi für den nächsten Morgen zu ordern. Das klappt auch soweit, inzwischen habe ich zu dem undurchsichtigen System so viel Vertrauen, dass ich bedenkenlos 300 Bath für einen unlesbaren Voucher bezahle 😉
Am Morgen packe ich meine Sachen, das Taxi ist für 8:30 bestellt. Entgegen sämtlichen thailändischen Gesetzmäßigkeiten ist das Taxi zu früh am Hotel! „Oh, no time for breakfest?“ Andrew beruhigt mich, serviert mir ein Müsli und Kaffee, das ich in mich hineinschlinge. Eine andere Option wäre das Frühstück auf dem Flughafen zu mir zu nehmen, aber es ist 8:20 und ich fürchte mich vor den Flughafenpreisen. Wie sich später herausstellen soll, gibt es am Flughafen rein gar nichts essbares zu kaufen. Ich kann nicht mal einen Getränkeautomaten entdecken.
Der Taxifahrer ist sehr gesprächig, er kann ein paar Brocken Deutsch, weil er einen deutschen Bekannten hat. Er würde auch gerne mal in Deutschland Urlaub machen, dafür reicht das Geld aber wahrscheinlich nicht. Als ich vorsichtig Zimmerpreise von 2000 bis 3000 Bath für ein sehr einfaches Zimmer erwähne, macht der Fahrer große Augen.
Ich bin natürlich viel zu früh am Flughafen, weil es hier rein gar nichts gibt, gebe ich schon mein Gepäck auf und schlage in der Transithalle Wurzeln. Check-in ist wohl 10:00 Uhr, los geht es mit einer halben Stunde Verspätung. Das Flugzeug ist alt aber soweit ok, das Prinzip Billigfluglinie wurde hier 1:1 wie in Europa umgesetzt.
In Bangkok möchte ich meinen Rucksack aufgeben und nur mit der Fototasche noch etwas die Stadt erkunden. Ich frage einen Sicherheitsmenschen, wo die Gepäckaufbewahrung ist. Er bedeutet mir zu warten und zieht einen zweiten Beamten hinzu. „Passport please!“ „???“ Was habe ich denn nun schon wider angestellt? 😉 Ich erkläre nochmal was ich möchte und reiche meinen Pass. Es wird darin geblättert, genickt und eine Hand zeigt auf den Informationsschalter. Ich lasse mir die Gepäckaufbewahrung auf der Flughafenübersicht einkreisen, gebe meinen Rucksack auf und muss nochmal zurück zur Information.
Dort ist die Dame gerade beschäftigt, eine andere in einer Art Uniform stürzt auf mich zu, fragt mich was ich möchte. Ich möchte mit das Jim Tompson House ansehen, das habe ich bisher nicht geschafft und es klingt recht vielversprechend. Laut Anhalter kann man dorthin mit dem Bus und dem Skytrain gelangen, wo der Bus abfährt möchte ich gerne wissen. Die Dame nickt fleißig und lotst mich zu einem Schalter. Scheinbar kann man hier Touren durch Bangkok buchen. „900 Bath only“. Nachdem ich nochmal erkläre, dass ich eigentlich nur den Bus suche, gibt sie auf und deutet eine ungefähre Richtung an, in der ich den Bus finden soll.
Das ist mir zu ungenau, ich gehe wieder zum Informationsschalter, leider ist die Informationsdame abhanden gekommen. Ich fluche leise 😉 Nach ein paar Minuten taucht sie wider auf und ich erkläre mein Anliegen. Dann erkläre ich es nochmal. Es ist gar nicht so einfach. Ich muss wohl den Bus 551 nehmen und dann den Skytrain. Sie sagt mir die Skytrainstation, zu der ich muss. Ich verstehe den Namen der Station kaum und bitte sie das in Thai aufzuschreiben.
Das hätte ich besser nicht machen sollen, sie schreibt alles auf, also von „Wo bitte finde ich den Bus 511“ bis zu „Ich möchte zum Jim Thompson Haus, können Sie mir bitte helfen?“. Bevor ich noch mehr Unheil anrichte, unterbreche ich sie nicht. Puh, so viel Hilfsbereitschaft … 🙂 Ich bedanke mich überschwänglich und versuche den Bus zu finden.
Eine Security-Dame erklärt mir den Weg auf Thai 😉 Ich kapiere nix, eine beliebige andere Dame wird herangewunken, die spricht etwas Englisch und sagt „Follow me!“. Ich folge.
Es gibt wohl einen Shuttlebus zum Busterminal, von dem dann die „richtigen Busse“ abfahren. Während der Fahrt zum Terminal unterhalten wir uns ein wenig, sie ist wohl aus Trang und hat ein Haus in Bangkok. Die Tochter wohnt in Trang bei der Mutter, der Sohn in Bangkok. Wie so oft werden meine Haare bewundert. Locken scheinen bei Thais sehr beliebt zu sein 😉
Am Busterminal werde ich in den Bus gesteckt, bezahlt wird während der Fahrt bei einer Art Schaffnerin. Das Prinzip findet man scheinbar überall in Thailand, unter anderem auch auf den Fähren in Bangkok. Die Schaffnerinnen haben eine Blechrolle mit Klappdeckel, in denen Fahrkarten und Kleingeld ist. Die Blechrolle wird geschüttelt, das Kleingeld klapptert und alle wissen, dass sie jetzt Kohle abdrücken müssen 😉
Man reicht Geld, ein Ticket wird der Rolle entnommen und an der scheinbar sehr scharfen Kante des Deckels eingerissen. Empfangene Geldscheine werden einmal längst gefaltet und in der Hand behalten. Den Sinn des Faltens habe ich nicht verstanden.
Ich versuche der Fahrerin verständlich zu machen, dass sie mir Bescheid sagt, wenn wir am Victory Monument sind. Sie spricht kein Wort Englisch, versteht scheinbar auch nicht viel, aber meinen Gesten sind wohl eindeutig, sie sagt mir an der richtigen Station Bescheid.
Bevor ich den Skytrain finde, meldet sich mein Magen. Ich finde eine Garküchengallerie. Leider gibt es keine Schilder in Englisch. Die Küchenmuttis sitzen an einem Tisch und machen sich scheinbar über mich lustig. Ich kapiere nix, lächle zu dem Gegacker. Irgendwer soufliert „What do you want?“. Einem etwas schwul wirkenden kann ich erklären, dass ich nur etwas mit Gemüse möchte. Eine Minute später bekomme ich gebratenes Gemüse mit Reis. Lecker 😉
Im Skytrain benutzen bin ich inzwischen Profi. Der Zug ist übrigens klimatieirt und das nicht zu knapp. Ich hatte mir noch einen Eiscafé geholt und beim Verlassen des Zielbahnhofes fallen mir Schilder auf, die essen (wie rauchen, Müll wegwerfen ect.) verbieten und eine Geldstrafe androhen. Komisch, hier wird überall wird Essen verkauft…
Tja, jetzt wird es schwierig, von der Skytrainstation zum Jim Thompson Haus soll ich mich durchfragen. Ich bin faul und frage einen Tuk-Tuk Fahrer. Er spricht kein Englisch, außer „200 Bath“. Ich lache einmal herzlich und sage etwas von 50 Bath. Ein weiterer Fahrer kommt hinzu, es werden ein paar Fetzen Thai ausgetauscht. „50 Bath, ok?“ Hm, das ist wohl eine sehr kurze Strecke, wenn der Fahrer den Preis von alleine anbietet.
Ich schwinge mich auf den Sitz, die Fahrt geht die Straße hinunter, nach 500 Metern wird gewendet. Wenden ist nichts ungewöhnliches, meistens kann man nur so rechts abbiegen, weil ein Grünstreifen in der Mitte der Straße verläuft. Wir halten an einem Schild „Jim Thompson House“, das nach rechts deutet. Der Fahrer macht gesten, dass ich die letzten Meter laufen soll. Ein paar Meter weiter sehe ich die Schilder der Skytrainstation, die ich gerade verlassen habe. Schön blöd, 50 Bath für einmal im Kreis fahren. Der Fahrer weigert sich auch mich bis vor die Tür zu fahren, also bezahle ich zähneknirschend mit einem 500 Bath Schein. Hehe, Rache ist süß. Zögerlich gibt er das Wechselgeld raus. Nach 400 Bath tut er so, als ob das alles gewesen ist. „50 please!“. Ich bekomme 2×20 Bath. „10 please!“. Er macht nichts. Ich reiche ihm 10 Bath in Münzen und deute auf den Zwanziger in seiner Hand. Endlich habe ich das Wechselgeld.
Christoph hat mir im Bamboo Riverside einen Spruch gesagt, der auf Deutsch bedeutet „Die Scheiße in Deiner Hand ist besser als Dein Furz den Du riechst!“. 10 Bath und dieser Spruch wären angemessen, leider kann ich mir so schon kaum die Standardphrasen in Thai merken 🙁
Das Jim Thompson Haus ist eine kleine Oase in dem gewühle der Stadt. Es ist recht klein, man bekommt für 100 Bath eine 15-minütige Zwangsführung. Taschen darf man nicht ins Haus nehmen, fotografiert werden darf im Haus ebenfalls nicht. Nach jedem Raum bekommt man aber den Hinweise, dass man nach der Führung die Zimmer von Außen fotografieren darf…
Danach fahre ich eine Station mit dem Skytrain zum Siam Square. Hier drängen sich die Shoppingtempel. In einem verlaufe ich mich fast in der Parfümerieabteilung, die riesengroß ist und duzende Marken aufführt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Es ist alles sehr groß, verglast und sehr edel. Man sieht sehr viele Nobelthais und ein paar erstaunte Farangs. Im Keller gibt es wohl eine Aquariumlandschaft zu bestaunen. Als ich diese endlich gefunden habe, schrecken mich 450 Bath Eintritt, den selbst Thais zu berappen haben.
Also gehe ich vor die Tür und such mir ein letztes Mal ein Internetcafé 😉 Langsam wird es dunkel, ich werde mir noch irgendwo den Bauch vollschlagen und dann versuchen den Weg zurück zum Flughafen zu finden. Ralf und Mod treffe ich dort um 22:00 Uhr und eine halbe Stunde nach Mitternacht geht es zurück nach Berlin.
Ich muss mich also langsam wieder daran gewöhnen, auf der rechten Seite der Straße zu fahren und Bier ohne Eiswürfel zu trinken 😉
Trotz des guten Wetters und der vielen schönen Eindrücke freue ich mich auch auf zu hause und die Dinge, die ich vermisst habe. Da wäre etwa: endlich wieder warm duschen 😉 Ich habe sehr preiswert gewohnt und die meisten Unterkünfte hatte nur eine kalte Dusche. Irgendwann im Dschungel hatte ich plötzlich „Pocket Size Sun“ von Tiamat als Ohrwurm. Das würde ich gerne bei einer Tasse Tee hören. Überhaupt: laute Gitarrenmusik und Konzerte. Wie habe ich es nur drei Wochen ohne ausgehalten?
(mitlesende Mütter hören jetzt besser auf zu lesen)
Dann würde ich noch gerne diverse Reiseführer kaufen um meine insgeheim schon beschlossene Motorradtour durch Thailand, Laos, Kambotscha und Vietnam zu planen 😉
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