Schwalbenrausschmiss, schwarze Küche

In der Waschküche im Ergeschoss stand immer ein Fenster auf, damit die Schwalben dort nisten konnten. Wir haben das Fenster bei Beginn der Abbrucharbeiten zu gemacht, damit die Vögel schon mal wissen, dass sie demnächst eine neue Bleibe benötigen. In der Scheune hat Z. extra deswegen eine Öffnung geschaffen. Leider haben Schwalben eine große Liebe zur Heimat und wollen unbedingt wieder ins Haus. Für die Schuttrutsche haben wir im Obergeschoss ein Fenster rausgenommen, die Schwalben haben das als Einladung aufgefasst. Nun müssen wir sie morgens erstmal rausscheuchen.

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Ich mache mich als erstes an die Decke im Flur, das Stück, was mal Klo war, soll von den Sauerkrautplatten an der Decke befreit werden. Mit roher Gewalt komme ich ganz gut voran.

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Weil ich grad so gut in Schwung bin, soll die „Schwarze Küche“ als nächstes dran sein. Diese Küche ist ein Teil des Hauses, der einen – neben dem Gewölbekeller – am weitesten in die Vergangenheit zurück blicken lässt:

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In der Küche gab es offenes Feuer. Man sieht unter dem abgeplatzten Putz den vom Rauch schwarz gefärbten Lehmputz. Der Fußboden ist mit Backsteinen gepflastert, die über die Jahre rund gelaufen wurden. ist Hier ist auch der Eingang zum Gewölbekeller.

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Mitten in der Küche steht ein großer Waschkessel. I., die schon seit 1946 in dem Haus wohnt: „Der Kessel war nie in Betrieb und hat schon immer gestört“. Der Kessel selbst ist nicht mehr da, aber das Drumherum, in dem Feuer gemacht wurde. Eigentlich will ich den Steinhaufen mit schwerem Gerät symbolträchtig abtragen, aber ich kann die mit Kalkmörtel vermauerten Steine meist mit der Hand abnehmen. Selten brauche ich einen Schlag mit dem Hammer um einen Stein zu lösen.

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Kurze Zeit später:

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Dem komische Absatz an der linken Wand geht es auch gleich an den Kragen. Er ist scheinbar ohne Funktion vor die eigentliche Wand gemauert worden. Wenig später ist er Geschichte.

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Was dann zum Vorscheinen kommt, stimmt mich etwas missmutig. Der Balken ist am Fußboden komplett weggefault. Kommentar von Z. „Ach, das kratzen wir aus und füllen Beton rein.“. Na dann…

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Fundstück 1: Lokalzeitung von 1983:

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Fundstück 2: irgendwelche Knochen in der Asche vom 60 Jahre nicht benutzen Waschkessel.

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Habemus Schuttrutsche

Z. hat eine Schuttrutsche organisiert. Hurra! Statt den Lehm runter zu schleppen, kann ich ihn runter rutschen lassen.

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Das Lehmlager füllt sich. Die durch den Hof wabernden Wolken von Lehmstaub ignoriere ich.

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Am nächsten Tag ist das Klo am Ende des Ganges dran. Hier soll der Ausgang auf die Terasse hin, die Räume links und Rechts davon sollen ein Wohn / Essbereich werden. Erstmal muss natürlich der Putz runter. Mit meinem neuen Lieblingsspielzeug von Wacker geht das ganz gut.

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Zwar ist der Lehmberg kleiner geworden, dafür wächst wieder der Berg mit Bauschutt…

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Geschafft:

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Mehr Lehm

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Ich gehe etwas brachialer vor, jetzt weiss ich ja, wie es geht. Zuerst kratze ich von einer Seite den Lehmputz runter um dann den Lehm in den Gefachen selbst zu entfernen. Bin ich bei den Lehmstaken (vertikale Hölzer) angekommen, entferne ich genug Fachgerten (horizontale Weidenzweige) um die Lehmstaken rausnehmen zu können. Dann die restlichen Fachgerten. Zum Schluss geht es dem Lehm auf der anderen Seite an den Kragen. Mit ein bisschen Übung kann man das ganze am Stück “herausnehmen”:

Destroy 11!!!!1 pic.twitter.com/cev14VhYQV

— melle (@dysternis) April 16, 2016

Ich komme bei der Wand mühsam voran, der Lehm türmt sich dafür schon in den Zimmerecken. Im Lehmlager wäre platz, aber wir haben noch keine Schuttrutsche.

Der Master-Plan ist, allen Lehm aus den Wänden in der Scheune einzulagern und dann als grobe Putzschicht wieder an die Wand zu bringen. Da wir eine Wandheizung unter Lehmputz haben wollen, ist der Lehmbedarf enorm. Je mehr Lehm wir recyclen, desto weniger müssen wir kaufen. Die Idee des Lehmlagers habe ich aus dem Baublog Lehmlawine, das ich mir zur Vorbereitung unseres Bauvorhabens einmal komplett durchgelesen habe 🙂

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Der verlängerte Flur war früher ein Durchgang in die Scheune, irgendwie war dort auch ein Klo – oder besser Loch, das gerne als “Scheißnase” bezeichnet wird – bei dem es im Winter eisig von unten herauf zog. Jetzt gibt es an der Stelle immer noch ein Klo, diesmal mit Wasserspülung. Es muss natürlich weichen, an der Stelle wollen wir später auf den Balkon gelangen. Kind 3 (4 Jahre) macht sich derweil hier zu schaffen und entfernt die Tapete. Höchst akkurat, und wenn man nicht hinsieht, hat man auch nicht so große Angst, dass es von der Leiter fallen könnte.

Elektroinstallation debuggen

Die Herausforderung in unserem Haus ist, dass es noch bewohnt ist. Tantchen I. bewohnt einen Teil, wir trümmern in einem anderen herum. Also muss man die Elektroinstallation stück für Stück auseinander nehmen. Ich schraube also ein paar Verteilerdosen auf und gucke ob noch Saft drauf ist.

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Da der Sicherungskasten unterhaltsam beschriftet ist (1,2,3,4,5,6,7,6,8,9,…), knipse ich nach Ausschlussverfahren Sicherungen aus und messe immer wieder, ob „meine“ Leitung nun endlich tot ist. Nachdem ich die Sicherung zweifelsfrei identifiziert habe, überklebe ich sie im ausgeknipsten Zustand mit Duct-Dape. Sicher ist sicher. Nach einem halben Tag merke ich, dass der Tiefkühlschrank vom Tantchen auch tot ist. Schnell wird eine Kabeltrommel zu Hilfe genommen und gehofft, dass der Inhalt des Kühlschranks den kurzen Temperaturanstieg verkraften wird.

T. stemmt derweil mit den Zwergen Lehm aus den Gefachen im Dachgeschoss, in die später Fenster kommen. Das soll mal unser Schlafzimmerblick werden.

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Ich versuche derweil in der Scheune Platz für Lehm zu schaffen. Dabei fluche ich wiedermal über den Schlitten. Nicht irgend ein Schlitten. Mit dem Haus ist ein Pferdeschlitten in unseren Besitz übergegangen:

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Die Geschichte um den Schlitten ist etwas verworren. Er gehörte irgendwann einmal jemand anderes, wurde aber bei uns „vergessen“. Das ist jetzt schon 50 Jahre her oder so, aber es gibt immer noch verschwörerische Blicke, wenn das Thema auf den Schlitten kommt. Naja, meine Priorität ist Platz in der Scheune, ich bin herzlos und hänge nicht an altem Plunder, also sage ich „das ist gutes Feuerholz“. Die Antwort ist ein Aufschrei, aber wenn ich frage, wer ihn haben möchte, ist es ganz still. So ist es im ganzen Haus. Lauter alter Plunder, der von diversen Verwandten für viel zu schade zum Wegwerfen befunden wird („das ist ja so ein schönes Stück“), aber haben will das alles keiner, und wenn man es zerhackt, ist es eine Tragödie.

Ich wollte aber eigentlich Platz für Lehm schaffen. Es gibt einen geeigneten Platz, aber da liegt noch in einer Ecke Sand. Irgendwelcher spezieller Sand zum Beton machen. „Den haben wir kurz nach der Wende gekauft, man wusste ja nicht, wie lange es noch was gibt…“.

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Der Sand ist also zu schade zum Wegwerfen und muss irgendwo anders hin. Ich baue nebenan irgendwas aus übrig gebliebenen Hohlblocksteinen und eine Rampe um den Sand dort mit der Schubkarre reinzukippen. Zum Glück mache ich nichts beruflich auf dem Bau…

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Natürlich gibt es einen Fehler im Plan. Ich ignoriere das professionell.

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Es wird waghalsiger.

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Aber nach „ein paar Schubkarren“ ist der Sand wo er sein soll.

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Und der zukünftige Lehmbunker ist leer 🙂

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Erster Duchbruch

In dem Raum der mal Küche wird – und auch als solcher mitunter schon genutzt wurde – steht zwar noch ein bisschen Kram, ich will aber unbedingt etwas machen. Zuerst werden die komischen Waschbecken und Boiler abmontiert. Zum Glück weiss Z. an welcher Schraube man jeweils drehen muss, ich hätte dafür allein doppelt so lange gebraucht und vermutlich eher Gewalt angewendet.

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Danach kommen die Tapeten runter. Die Kinder wollen auch unbedingt etwas machen und so habe ich ein paar Helfer.

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Zwei Stunden später ist die Tapete weg. Meine Nerven sind es auch ein wenig.

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Der Putz geht dann super schnell ab und gibt den Lehmputz frei. Wie immer schiebe ich erstmal den Dreck in die Ecken.

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Jetzt beginnt der interessante Teil. Ich kann anfangen die Gefache zu entfernen. Die Wand soll später zur Hälfte verschwinden und der offene Bereich wird dann Esszimmer und Küche.

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Ich bin noch etwas langsam, aber immerhin mann kann schon nach 3 Stunden einen guten Eindruck davon bekommen, wie der verbundene Raum einmal wirken wird.

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Fundstück: ein RFT-Netzstecker, vermutlich von einem Radio.

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