Die Fahrt geht weiter nach Christchurch, heute muss ich das Auto zurückgeben. Eigentlich war voher noch ein Besuch des Orana Wildlife Park angedacht, aber es ist schon um 14.00 Uhr, ich muss mir noch ein Hostel suchen, das das Auto volltanken und abgeben. Die Autovermietung schliesst um 17.00 Uhr, das wäre sonst alles etwas knapp.
Ich steuere wieder das Stonehurst an, auf große Erkundungstouren in der Rush-Hour habe ich keine Lust. Im Hostel gibt es nur noch Einzelzimmer. Egal, das bisschen Luxus gönne ich mir. Ich habe das Gefühl, für Hostels ist eine Erwähnung im Lonely Planet eine Art Lottogewinn.
Das Essen ist im Kühlschrank, meine Klamotten im Zimmer, jetzt muss nur noch das Auto abgegeben werden. Natürlich vollgetankt. Also suche ich mir erstmal einen Pack’n Save Supermarkt, dort ist das Benzin am billigsten. Ich habe nicht bedacht, dass der großzügige Rabatt von 10 Cent pro Liter nur gilt, wenn man für $70 einkauft. Ich habe eher zu viel Lebensmittel, das meiste werde ich im Free Food Shelf des Hostels lassen müssen, aber aus Faulheit tanke ich trotzdem bei Pack’n Save.
Tanken funktioniert hier mit Selbstbedienung, das hinterhältige ist nur, dass erst $150 von der Kreditkarte abgebucht werden und man nach dem Tanken die Differenz wieder zurückgebucht bekommt. Zwischen Abbuchung und Erstattung können jedoch ein paar Tage vergehen. Ich stecke also fröhlich meine Kreditkarte in den Tank-O-Mat, tippe die Pin ein, warte ein bisschen und als ich den Zapfhahn in der Hand habe, bemerke ich, dass der Tankdeckel noch zu ist. Also, Zapfhahn zurück in die Säule, in meinem Kopf erklingt das Geräusch einer Registrierkasse ($150 Dollar), Fahrertür auf, Tankdeckelknopf drück, und dann nochmal das ganze Gefummel mit der Kreditkarte. Es macht in meinem Kopf wieder *pling*, $150 Dollar gehen an Pack’n Save und ich kann endlich anfangen, das Auto vollzutanken. Als ich einsteige (die Autos hinter mir in der Schlange scharren schon mit den Hufen) und den Motor anlasse, zeigt die Tankanzeige aber nur 3/4 an. Ich versuche nicht gleich ins Lenkrad zu beißen, fahre einmal um den Block und stelle mich nochmal an. Wieder erklingt das $150 Dollar Geräusch, aber das Auto ist wenigstens hinterher voll.
Dann geht es zur Autovermietung. Ich bin schon gespannt, was mich die von den japanischen Touristen verursachte Schramme kosten wird. Erstaunlicherweise gar nichts, der freundliche Mitarbeiter der Autovermietung winkt nur ab, greift sich einen Lappen und eine Flasche Verdünnung und rubbelt die Schramme einfach weg. Prima $100 gespart, das ist natürlich sehr erfreulich.
Alle Pflichten erfüllt, dann kann ich mir ja noch ein bisschen die Stadt angucken. Am Kathedral Square findet eine Fundraising-Aktion für krebskranke Kinder statt. Man kann sich zum Zeichen der Unterstützung eine Glatze scheren lassen. Ich weiss nur nicht, ob eine Firma die Spenden sponsort, oder ob man selbst noch etwas gibt. Wahrscheinlich beides. Ich überlege kurz, ob ich meine Jason Newsted-Frisur mal wieder auffrischen sollte, aber das Risiko hinterher mit einer kompletten Glatze dazustehen, ist mir etwas zu hoch 😉
Mein Flug nach Auckland geht am nächsten Nachmittag, davor wäre noch genug Zeit für den Zoobesuch. In der i-Site erfahre ich, dass die einzige Möglichkeit dort hinzugelangen, ein Shuttleservice für $20 ist. Das Kleingedruckte auf dem Flyer verrät mir, dass es $10 mehr kostet, wenn man der einzige Passergier ist. Naja, Risiko, für schöne Tierfotos mache ich ja so einiges 😉
Die i-Site ist voller Touristen, aber die Mitarbeiter am Tresen sind sehr nett und kümmern sich sehr gut um jeden einzelnen Kunden. Im Raum schwirren noch mehr Mitarbeiter rum, die versuchen einfache Fälle abzufrühstücken. Zum Buchen muss man sich aber anstellen und nach 45 Minuten kann ich alle Autowerbespots, die auf dem großen Flachbildschirm laufen auswendig. Endlich ist es geschafft, ich halte einen Voucher für das Zoo-Shuttle in der Hand und muss mich erstmal von dem Stress des Tages erholen.
Das geht am einfachsten mit Sonne und Kaffee, also konsumiere ich einen Flat White. Der Kaffeeverkäufer ist sehr nett. Er hat sehr entspannende Musik in seiner Kaffeebude laufen und immer einen passenden Spruch parat: „Take a seat, watch the city going to sleep„. Genau das mache ich erstmal, Wolken gucken und den Troubel des Tages langsam vergessen.
Es ist dann um 18.00 Uhr, so richtig etwas anfangen kann man um die Zeit nicht, die meisten Museen und Läden schließen spätestens um 17.00 Uhr, also verkrümel ich mich ins Internetcafé und blogge ein bisschen.
Danach geht’s inst Hostel, die verbliebenen Lebensmittel werden unter ständigem Rühren in eine de-Luxe Pasta verwandelt. So richtig müde bin ich danach noch nicht, ich setze mich ein bisschen ins Fernsehzimmer, dort hängen auch andere Backpacker herum und reden Kwatsch. Irgendwann steht der Plan noch in eine Bar zu gehen, da gehe ich einfach mit. Wichtigstes Utensil für einen Clubbesuch ist der Pass. Egal wie alt man aussieht, man muss sich immer ausweisen. Der achte im Bunde, ein sicher schon weit über 50 jähriger Brite nimmt auch seinen Pass mit, sicher ist sicher 😉
Bars werden hier sehr effizient genutzt, tagsüber sind es Restaurants, abends Bar, Disco und Billardkneipe in einem. Ich bin wie schon in Dunedin erstaunt, wie leicht bekleidet die Damen hier ausgehen. Allesamt ziemlich edel, die Kleider sind jedoch nur so lang, wie unbedingt nötig. Prima anzusehen, in meinen Campingklamotten passe ich nicht so recht ins Gesamtbild. Egal, ich bin ja nicht auf Brautschau hier, außerdem wirklich deplatziert bin ich nicht, es sind genug andere Touristen unterwegs, die ihr Cocktailkleid ebenfalls zu hause gelassen haben.
Ich quatsche ein bisschen mit einer doktorierten Pharmazeutin über die Wanderwege der Südinsel. Sie hat sich den Fuß verstaucht will aber unbedingt zum Ende der Reise den dreitägigen Milfordtrack wandern – sie hat genug Schmerztabletten und Kortison dabei. Naja, Pharmazeuten kennen sich mit Doping halt aus 😉
Irgendwann sind wir dann im Hostel und ich falle nur noch ins Bett. Am nächsten Morgen gibt es wieder das aufwändigste Müsli der Welt. Ein Deutscher kommt vorbei, sieht das und fragt mich erstmal „Hast Du Geburtstag oder so?„. Ich grinse und lasse es mir schmecken. Ich versuche sämtliches Gepäck im Rucksack zu verstauen, das ist gar nicht so einfach, es scheint sich auf wundersame Weise vermehrt zu haben… Bei der Gelegenheit miste ich auch mal meine Geldbörse aus, es hat sich ein großer Stapel Kreditkartenbelege angesammelt.
Abfahrt für das Shuttle zum Zoo ist um 10.00 Uhr. Ich bin etwas früher am Square und merke gegen 9.50, dass ich beim Ausmisten auch den Voucher für das Shuttle in die Kreditkartenschipselklarsichtfolienhülle gesteckt habe. Die ist im Rucksack und der Rucksack im Hostel. Ich könnte schnell hinflitzen, will mich aber nicht verspäten. In der i-Site erkläre ich einem Mitarbeiter das Problem, zum Glück kann man sich für $5 den Voucher nochmal ausdrucken lassen. Das ist halt der Preis der Verpeilteit…
Natürlich bin ich der einzige Fahrgast und drücke der Fahrerin freudig $10 extra in die Hand. Bis jetzt hat mich der Zoobesuch $35 gekostet und ich habe noch kein einziges Tier gesehen. Hmpf. Zum Glück kann mich die freundliche Shuttle-Fahrerin auf dem Rückweg vom Zoo gleich am nahe gelegenen Flughafen absetzen. Wir fahren schnell zum Hostel, laden den Rucksack ein und weiter gehts.
Der Wildlife Park ist wirklich ein Park. Riesengroß. Es gibt einen Transferservice, ein Tracktor zieht ein paar Anhänger durch die Gegend, man kann an beliebigen Haltestellen ein und aussteigen. Ich versuche es erstmal zu Fuß. Am Einlass bekommt man eine Karte des Parks mit den Fütterungszeiten der Tiere. Etwa alle 30 Minuten wird irgendwo gefüttert, man kann also den ganzen Tag nur damit zubringen von einer Fütterung zur nächsten zu laufen. Das mache ich natürlich auch. Highlight ist die Kiwifütterung, die scheuen, nachtaktiven Tiere kann man nur in einem ziemlich dunklen Raum hinter einer Scheibe beobachten. Ich bin erstaunt, wie groß und schnell sie sind.
In dem Wildlifepark sind ziemlich viele freiwillige Helfer engagiert, die auch einen großen Teil der Fütterungen übernehmen und zu jedem Tier noch viel erzählen können. Sehr interessant ist auch die Giraffenfütterung. Ich lerne, dass Giraffen die Tiere mit dem höchsten Blutdruck sind und dass sie deswegen den Kopf möglichst nie unterhalb der Höhe ihres Herzens bewegen. Geschlafen wird im Stehen oder mit dem Kopf auf dem Körper. Auch interessant: Kühe und Giraffen sind anatomisch ziemlich ähnlich.
Die Giraffen kann man selbst füttern, das ist natürlich prima für Kinder. Jeder bekommt einen Zweig mit Blättern in die Hand gedrückt, den die Giraffen dann mit ihrer unheimlich langen Zunge abrupfen, ohne den Zweig selbst zu fressen. Das Entlaubungsverfahren finde ich ziemlich clevr.
Man kann sich für $20 extra in einem Käfig durch das Löwengehege fahren lassen. Das schaue ich mir lieber aus der Ferne an. Auf einer Art Farmgelände kann man Schweine füttern. Die Viecher sehen ziemlich wiederlich aus.
Nach über 4 Stunden habe ich noch längst nicht alle Tiere gesehen, muss aber langsam wieder aufbrechen. Die freundliche Shuttle-Fahrerin holt mich überpünktlich ab und 10 Minuten später stehe ich am Flughafen. Auckland ist nur noch eine Stunde entfernt 🙂