Erstmal ’ne schöne Mauer faken

So, die alte Kellerwand aus Natursteinen ist weg und wir können erstmals prüfen, ob wir die neue Wand im Kellergewölbe richtig gesetzt haben. Wie es aussieht, hat sich das dreimal nachmessen gelohnt, die neue Wand steht an der richtigen Stelle.

Allerdings sehen die neuen Steine äußerst hässlich aus. Anstatt dort einfach Putz draufzuschmieren hat Z. eine bessere Idee: Recycling.

Wir haben noch genug alte Ziegel. Die werden erstmal schön saubergemacht. Das ist eine Schweinearbeit, hier macht sich T. verdient.

Dann werden sie schön aufgereiht…

Und dann vor die eigentliche Mauer gemauert 🙂

Sieht dufte aus:

Die großen haben sich aus Ziegeln und Bohlen Tische gebaut und bauen Kastanienfiguren.

Während ich meine Energie an den Sauerkrautplatten an den Wänden der Waschküche auslasse…

Kellerabriss

Wenn wir schon mal so einen schönen Container auf dem Hof haben, können wir doch gleich mal den überstehenden Gewölbekeller abtragen. Gesagt – getan. Erstmal muss alles runter, was kein Stein ist. Das ist ziemlich viel Dreck und Müll. Unter anderem ein Backtrog, in der schon Z. und Onkel W. in ihrer Kindheit in der Jüchse Boot gefahren sind. Natürlich ist klar, was der Plan der Kinder ist.

Langsam ist aller Unrat / Dreck und Müll weg.

Da einem jetzt ziemlich große und schwere Steine auf den Fuß fallen können, werden die Kinder zum Entnageln der anfallenden Bretter abkommandiert. Die Ausdauer ist durchwachsen.

Die Brocken werden größer (links im Bild).

Die Technologie ist simpel aber effektiv: Brechstange und Spitzhacke („Bickel“). Nach ein viel Ächzen und Fluchen heisst es schliesslich: Durchbruch!

Weil ich mal zwischendurch etwas einfaches brauche, nehme ich mir die Wand zwischen Stall und Waschküche vor. Aus diesen beiden Räumen soll irgendwann man der Eingangsbereich und Heizraum / Technikraum / „der Raum, in dem die Waschmaschine steht“ werden.

DESTROY!!!1!

Done. Noch im Bild: der alte Waschkessel.

Nicht mehr im Bild: der alte Waschkessel.

Der Keller besteht aus Natursteinen, dazwischen ist Lehm. Wenn es regnet, wird es echt ziemlich mistig. Da hilft nur ein notdürftiges Dach:

Derweil wird klar, dass Gewölbe und die abschließende Mauer des Kellers getrennte Bauwerke sind.

Der Container ist voll, wir müssen die Steine und den Dreck erstmal irgendwo deponieren. Zu meinem Unmut gibt es noch einen Stapel „Aufheben, kann man bestimmt nochmal irgendwie gebrauchen“-Steine.

In der Waschküche geht es den Sauerkrautplatten an der Decke an den Kragen, darunter kommt die eigentlich Decke zum Vorscheinen.

Die Sauerkrautplatten kommen auch erstmal auf den Dreckhaufen. Hinten im Bild: verbesserte Version des provisorischen Daches. Wenn der Gewölbekeller Regen abbekommt, wird der Lehm zwischen den Steinen weich und das wollen wir unbedingt vermeiden.

Die Lampe aus dem Stall ist gesäubert und wird gleich in mein KNX-Testsetup eingebunden.

Fundstücke:

Botschaften auf Steinen (Seifert ist der Teil der Familie, von dem das Haus stammt):

Ein alter Schlüpper.

Schornsteinabriss

Der Sommer war nicht besonders produktiv, einmal weil Urlaubssaison war und andererseits weil wir noch keine Kreditzusage haben um Fremdfirmen zu beauftragen.

Es gibt aber Dinge, die wir schon selbst machen können: den Schornstein abreißen. Das Haus hat zwei davon, leider genau verkehrt herum: der Süd-Schornstein hat zwei Züge (wir brauchen einen), der Nord-Schornstein hat einen Zug (wir brauchen zwei). Da über den Nord-Schornstein die Heizungsanlage und ein Wohnzimmerkamin laufen sollen, muss dieser definitiv erneuert werden.

Wir fangen oben an und bevor wir uns umgucken, hat Z. schon den sauschweren Schornsteinkopf abgetrennt und durch die super-kleine Dachluke gewuchtet.

Der Schornstein ist mit Kalkmörtel gemauert. Es braucht nur einen leichten Schlag mit dem Hammer um die Steine zu lösen, mitunter schafft man es auch mit der Hand.

Das Loch im Dach wird mit alten Dachziegeln verschlossen. Vom Dachdecken von vor 40 Jahren gibt es noch ca. 500 „nagelneue“ Betondachziegel in der Scheune. Auf dem Dachboden selbst liegt auch noch einiges an Ersatzmaterial rum.

Auf der nächsten Ebene werden die Ziegel erstmal aufgeschichtet, dann werden in der Ebene Dachziegel rausgenommen, damit man die Ziegelsteine direkt in den Container werfen kann.

Wir haben extra einen großen Container bestellt. Links im Bild: der sauschwere Schornsteinkopf aus Beton.

In der nächsten Etage können wir die Schuttrutsche benutzen.

Es ist ein super Gefühl, wenn Kinder auf der Baustelle rumspringen und man solche Löcher im Boden hat. Wir decken das Loch erstmal mit einer Tür ab.

Fast geschafft:

Es lichtet sich

Inzwischen habe ich so viel Lehm die Schuttrutsche runter rutschen lassen, dass ich ein zweites Lehmlager aufmachen muss. Zum Glück ist noch Platz in der Scheune.

Ich kann die Lehmberge auch nicht mehr sehen.

Geschafft

Und schon wieder ganz schön voll, das neue Lehmlager…

Die Kinder wollen natürlich alle mithelfen.

Top-Beschäftigung: Der Baustaubsauger. „Saugt doch mal den Dreck aus den Ritzen…“ wirkt wunder

Kind 1 ist mit vollem Körpereinsatz dabei.

Bretter entnageln ist auch super.

Zu Hause baue ich noch ein wenig an meinem KNX-Testsetup und bringe erfolgreich ein paar LED-Spots am DALI-Bus zu laufen. Die Bibel sagt: KNX ist super, DALI etwas billiger. Also muss natürlich das komplizierte Setup erstmal getestet werden. Der Frickelfaktor ist unübertroffen:

Natürlich muss das „richtig“ getestet werden und so baue ich mit Z.s Hilfe eine Behelfskonstruktion im Hauswirtschauftsraum, um den Präsenzmelder und die LED-Spots unter alltäglichen Bedingungen zu testen.

Fundstücke: Ostgeld, von als es noch keinen Osten gab:

Das liebe Geld: unsere Baufinanzierung

Heute mal ein bisschen Theorie ohne Bilder. Sorry Mama.

Wir wollen nicht nur ein bisschen, sondern sehr umfassend sanieren. Wir brauchen also mehr Geld als wir haben. Als Laie stellt man sich das ja recht einfach vor: man geht zu einer Bank, unterschreibt einen 30-jährigen Knebelvertrag, geht dann mit dicken Koffern nach hause und steckt das Geld in Koks und Nutten sein Bauprojekt.

Die Realität ist dann doch etwas komplizierter und es gibt keine Geldkoffer 🙁

Die Kostenschätzung

Jede Bank will erstmal eine Kostenschätzung sehen. Das klingt total einfach, hat bei uns aber Monate gedauert. Wir mussten uns im Voraus genau überlegen, welche Handgriffe am Haus gemacht werden müssen und was diese kosten. Normalerweise macht das ein/e Architekt/in, diese/r kostet jedoch auch mal 10% der Bausumme. Wir sind natürlich knauserig und haben statt dessen eine Bauingenieurin angeheuert, die uns beraten soll. Das ist billiger, der ganze Papierkram bleibt aber dafür an uns hängen.

Es gilt jetzt für jedes Gewerk mehrere, möglichst vergleichbare Angebote einzuholen. Das ist schwieriger als gedacht, weil jeder etwas anderes anbietet. Wir sind irgendwann dazu übergegangen, dass wir ein gut strukturiertes Angebot von Firma X als Vorlage genommen und daraus eine Ausschreibung (=Angebot mit Maßen und Mengen, aber ohne Preise) formuliert haben. Diese können dann andere Firmen mit ihren Preisen ausfüllen und wir haben endlich etwas vergleichbares in der Hand.

Wir haben dabei gelernt, dass Handwerker eine ganz eigene Gilde sind, die höchst ungern e-Mails lesen, geschweige denn schreiben. Die Rücklaufquote von Anfragen zu Angeboten war auch mehr als ernüchternd. Es hab auch Firmen, die sich vor Ort zwei Stunden Zeit genommen haben, alles aufgeschrieben haben und sich dann nie wieder gemeldet haben.

Das Problem ist auch, man muss schon genau wissen was man will. Welche Heizung soll es sein? Wie groß der Pufferspeicher? Mit Solarthermie oder ohne? Welche Fassade, welche Dämmung, welche Fenster, welche Fliesen? Duschrinne oder normalen Abfluss? Wie viele Steckdosen? Welche elektronischen Spielereien? …

Wenn man ein paar Angebote vorliegen hat, kann man ungefähr erahnen, was Gewerk X kosten könnte. Das macht man für alle Gewerke. Es bleiben natürlich Lücken, weil man keine Vorstellung hat, was Innenputz oder Trockenbau kosten könnte. Hier helfen Schätzwerte, die Architekten umfassend rezitieren können.

Wenn man dann tief Luft holt und alle Zahlen untereinander schreibt, erfolgt erstmal der große Knick in der Motivationskurve. Wir wollen einfach nur ein Haus sanieren und das ist dann soooo teuer? Verflixt. An den geschätzten Kosten sollte man nicht drehen. Da sowieso alles teurer wird als gedacht, ist es eher ratsam die einzelnen Positionen extrem konservativ zu schätzen.

Es ist auch ratsam wirklich an alles zu denken… Wir hatten, nachdem die Kostenschätzung von der Bank abgesegnet und der Kreditvertrag unterschrieben war, gemerkt, dass wir die Positionen „Architektin“, „Entsorgung“ und „Nebenkosten“ noch gar nicht in der Kostenschätzung erfasst hatten…

Letztendlich muss der Rotstift ran und es werden Positionen gesucht, die man doch nicht durchführen lassen möchte, selbst in Eigenleistung macht oder auf später verschiebt („wenn mal Geld dafür da ist“). Auch hier fällt es extrem schwer, realistisch zu bleiben…

Captain Obvious rät: Erstmal überlegen, ob man sich das geplante leisten kann. Zum Glück gibt es diverse Kreditangebotsrechner im Netz (ich bevorzuge diesen), die einem nach Einwurf von Zinssatz und Bausumme ausspuckt, was man dafür die nächsten Jahrzehnte berappen muss.

Es gibt auch Kreditangebotsvergleichsrechner, die man aber mit Vorsicht genießen sollte. Diese Rechner gehen von optimalen Bedingungen aus (top solvente Beamte mit großer Erbschaft). Ganz gut erden kann einen dann ein „richtiges“ Angebot von einer Bank. Da die Zinsen derzeit extrem niedrig sind, sollte man auch ausrechnen, ob man auch 4% oder 6% stemmen könnte oder ob man noch ruhig schlafen kann, wenn sich die monatliche Rate verdoppeln würde.

Alle Mittel ausschöpfen

Es wäre dumm eine Sanierung rein über eine private Bank zu finanzieren. Wir haben noch die folgenden Optionen erwogen:

KfW-Kredit und Zuschuss

Der Klassiker. Gehört in jede Baufinanzierung. Es gibt diverse Programme, die KfW-Webseite ist auch gut organisiert und es loht sich sie einmal von vorn nach hinten durchzulesen. Man kann Einzelmaßnahmen fördern lassen oder das Gesamtprojekt, die meisten Programme (z.B. Energetisch sanieren, altersgerecht Sanieren, …) gibt es als Kredit oder als Zuschuss. In diesem ganzen Wirrwarr sieht ein Energieberater am besten durch und kann für das Projekt die entsprechenden Programme empfehlen.

Für unser Projekt kommt KfW 151 „Energieeffizient sanieren – Kredit“ in Frage. Die Zinsen sind extrem niedrig (aktuell bei 0.75%), hinzu kommt, dass wir nach der Sanierung Hauptwohnung und Einliegerwohnung im Haus haben. Wir könnten also maximal 2 x 100.000 Euro von der KfW für energetische Maßnahmen bekommen. Das ist ja schon mal eine ordentliche Hausnummer.

Uns ist oft das Vorurteil begegnet, dass sich energetisch sanieren nicht lohne und man ja dann extreme Dämmstärken aufbauen muss und ehe man das Geld wieder reingeheizt hat und … bla bla bla. Einfach nicht hinhören und statt dessen den Energieberater konsultieren, wäre mein Ratschlag. Der kann die möglichen Maßnahmen durchrechnen und konkrete Zielwerte für Fenster, Wände und Dach vorschlagen.

Wir planen mit guten Fenstern, Holz/Pelletheizung, Solarthermie und 12cm Dämmung – das genügt, um die 200 Jahre alte Hütte auf Neubaustandard (KfW 100) zu bringen. Viel wichtiger, als welchen Standard man erreicht, ist überhaupt einen KfW-Standard zu erreichen. Das ist nämlich der Türöffner zu einem zinsgünstigen KfW Kredit, den man nicht einmal vollständig zurückzahlen muss. Bei KfW 100 gibt es 15% Tilgungszuschuss („Schuldenerlass“), d.h. man muss von der aufgenommenen Summe letztendlich nur 85% zurück zahlen. Wir haben zwei Wohneinheiten und würden dann bis zu 30.000 Euro erlassen bekommen. Guck an.

Die KfW 100 Einstufung erfolgt aufgrund relativ pauschaler Annahmen über die Gebäudehülle. Wir könnten auch mit einem detaillierten Einzelnachweis der verbauten Materialien „beweisen“ dass die Gebäudehülle eigentlich besser ist und würden so KfW 85 erreichen. Das gäbe 2 x 2500 Euro Tilgungszuschuss oben drauf, allerdings muss der Einzelnachweis von einem Bauphysiker erstellt werden und das allein kostet etwa die gleiche Summe. Wir würden also viel Papier produzieren, ohne dass unser Haus energetisch besser wird. Deswegen bleiben wir beim Ziel KfW 100 zu erreichen.

KfW-Darlehen beantragt man über die Hausbank, die den Rest der Bausumme finanziert. Auch wenn die KfW-Summe größer als die restliche Kreditsumme ist, braucht man kein Mitleid haben – die Bank verdient selbstverständlich am KfW Darlehen, weil die das Geld von der KfW günstiger als die für Endkunden ausgepreisten 0.75% bekommt.

Bafa

Der Blick in die Liste der förderwürdigen Dinge bei der Bafa lohnt ebenfalls. In unserem Haus ist eine Gastherme in Betrieb, die durch einen Scheitholz / Pellet-Kombikessel ersetzt wird. Solarthermie nageln wir uns auch auf das Dach, die Pufferspeicher sind mächtig gewaltig. Der Heizungsbauer errechnet eine Bafa-Förderung von ~12.000 Euro und wir gucken etwas ungläubig.

Weil die Bafa-Förderung nach Inbetriebnahme der Heizung beantragt wird und theoretisch auch ausbleiben kann, haben wir diese Summe komplett rausgenommen und rechnen unsere Finanzierung so, als ob es die Bafa-Kohle nicht geben wird. Kommt sie dann doch, tilgen wir damit den Kredit oder werfen das Geld auf unerwartet entstandene Kosten.

Wichtig bei der Bafa-Förderung ist, dass man sie nicht mit dem KfW-Kredit kombinieren darf. Pufferspeicher, Solarthermie und die Holzkessel müssen also mit eigenen Mitteln finanziert werden, nicht mit den Mitteln der KfW.
Weil ich nichts verkehrt machen möchte, habe ich dem Heizungsbauer aufgetragen, die Bafa-fähigen Komponenten auf eine extra Rechnung zu setzen.

Förderprogramme / Landesbanken

Nicht übersehen sollte man die Programme und Fördermittel der Landesbanken. Bei uns ist das die Thüringer Aufbaubank. Hier gibt es ebenfalls einen Kredit für energetisches Sanieren, der exakt den KfW-Bedingungen entspricht – aber aktuell nur 0.5% Zinsen kostet. Oha. Der Unterschied klingt nicht erheblich, über die Gesamtlaufzeit wären das aber für uns 7.988 Euro weniger Zinsen.

Im Sommer 2016 gab es bei der TAB ein Förderprogramm „Thüringer Sanierungsbonus„. Die Bedingungen waren, dass man ein Haus in zentraler Ortslage saniert (✅), das vom Verfall bedroht ist (✅) und dabei mehr als 50.000 Euro investiert (✅). Das trifft für uns wie Arsch auf Eimer zu. Das Tantchen ist 70+ und wird das Haus nicht mehr selbst umfassend sanieren, es steht 50m von der Dorfkirche entfernt und wir wollen einen Haufen Geld auf das Projekt werfen.

Um das Programm zu beantragen, muss man sich eine mittelgroße Papierschlacht mit der TAB liefern. Neben den üblichen Dingen wie Gehaltszettel und Kostenschätzung haben wir unterschrieben und belegt, dass wir keine Politiker sind, verheiratet sind, drei Kinder haben und wir dass keiner extremistischen Gesinnung anhängen.

Der Lohn der Mühe sind 18.000 Euro Sanierungszuschuss, die sich aus der Grundsumme von 12.000 Euro und 6000 Euro „Kinderzuschlag“ extra ergeben. Ich bereue kurz, dass wir nur drei Kinder haben. Das Geld bekommt man nicht direkt, sondern es wird über 10 Jahre in 1.800 Euro Häppchen ausgezahlt und sollte zur Tilgung des Kredites eingesetzt werden.

Eigenleistung

Aus so ein Klassiker, bei dem man sich gerne verschätzt. Die Wände streichen – ok. Alles was darüber hinaus geht, sollte man sich genau überlegen. Wir sind Schreibtischtäter und haben einen mäßigen handwerklichen Track-Record.

Allerdings ist gerade bei einer Sanierung der Aufwand erheblich. Manche Firmen wollen auch gar nicht an eine Sanierung ran und lieber neue Häuser bauen, weil man diese viel sicherer planen kann. Es gibt halt immer Überraschungen, ungeplante extra-Arbeiten und viele Dinge, an die man vorher nicht denken kann. Wenn eine Firma das seriös kalkulieren würde, müsste sie extreme Sicherheitsaufschläge einpreisen – und wir bräuchten einen Goldesel.

Zum Glück ist Z. Ausbilder im Bauhandwerk, dreifacher Meister und mehr oder weniger im Vorruhestand. Unter seiner Regie trauen wir und schon ein wenig mehr zu. Allerdings gibt es noch eine Sache, die man bei Eigenleistung braucht: Zeit. Wir sind als Eltern von drei Zwergen mit 1,5 Jobs schon relativ gut ausgelastet. Daneben noch ein Haus sanieren ist eher utopisch – es sei denn, man steht auf Dinge wie Herzinfarkt, Nervenzusammenbruch und graue Haare.

Unsere Lösung dafür: Teilzeit. T. arbeitet schon Teilzeit, ich werde für zwei Jahre von 40 auf 24 Stunden pro Woche runter gehen. Damit haben wir beide zwei Tage pro Woche, die wir auf dem Bau verbringen können. Das ganz ist natürlich eine finanzielle Einschränkung, die gerade in der Bauphase ungelegen kommt. Allerdings haben wir eine sehr solide Kostenschätzung und können auch mit zwei Teilzeitjobs unser Leben bestreiten. Ich möchte jedoch niemanden ermuntern, den finanziellen Ruin zu wählen. Das Modell passt für uns, aber auch nur weil wir verdammt viel Glück mit Job und der derzeitig extrem günstigen Wohnsituation haben.

Die Ermittlung des Wertes der Eigenleistungen ist auch noch ein Kapitel für sich. In der Kostenschätzung rechnet man erstmal alle Leistungen so, als ob sie durch Firmen durchgeführt werden. Dann überlegt man sich, was man selbst machen könnte. Unser Ansatz war: von Arbeiten, die wir selbst durchführen, nehmen wir den Gesamtpreis und ziehen die Materialkosten ab. Übrig bleibt der Wert der Eigenleistung. Die Bank rechnet aber mit Stunden, die man leistet. veranschlagt pro Stunde 10 Euro und ist auf einen viel kleineren Wert der Eigenleistung gekommen. Nach einigem hin- und her, haben wir uns darauf geeinigt, dass der Wert unserer Eigenleistung 40.000 Euro ist. Die Zahl ist mehr oder weniger aus dem Hut gezogen und liegt halbwegs in der Mitte. Aber mit solchen Diskussionen und „Optimierungen“ verbringt man noch einige Zeit, bis die Bank glücklich ist.

Bei Eigentleistung sind neben Zeit und Geld auch ein Wegfall der Gewährleistung ein Faktor, den man nicht aus den Augen lassen sollte. Gerade bei Dämmung, Fenster oder Dach lassen wir lieber Profis ran. Abrissarbeiten und Mauern ist eher unser Kaliber.

Als Nerd lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, die Elektroinstallation mit KNX-Bus zu planen und umzusetzen, das sollte uns erhebliche Einsparungen bringen. Sobald nämlich die Magischen Worte „EIB“ oder „KNX“ fallen, leuchten bei den Elektro-Firmen die Augen, es werden königliche Preise aufgerufen und in den Angeboten erscheinen Posten, die scheinbar unabdingbar sind. Der Klassiker schlechthin ist der Gira-Homeserver, ein völlig überteuerter PC, der für Logik und Visualisierung eingesetzt wird. Nichts, was man nicht mit OpenHAB selbst bauen kann.

Alles Öko

Die KfW-151 Kohle ist streng genommen nur für energetisch relevante Sanierungsarbeiten vorgesehen. Allerdings ist der Kriterienkatalog sehr umfassend: wenn wir eine Wand erneuern, ist das Ausmauern mit drin, die Dämmung, die Fassade, die Schrauben in der Fassade, der Lehmputz innen, die Farbe und auch die Fußleiste. Fenster sowieso, aber auch teile der KNX-Installation wie die Lichtschalter mit Raumtemperaturregler, die Heizungs- und die Jalousieaktoren.

Wir sind mit unserem Energieberater die komplette Kostenschätzung durchgegangen und haben bei jedem Posten überlegt, ob dieser energetisch relevant ist. Da wir eine Kernsanierung durchführen, ist der energetische Anteil an den Gesamtkosten recht hoch. Außerdem hatten wir Kosten dem Programm „Altersgerecht sanieren“ zugeordnet. Das war aber gar nicht notwendig, am Ende der Tabelle haben wir festgestellt, dass die Kreditsumme kleiner als die Kosten aller energetischen Maßnahmen ist.

Das ist in mehrfacher Hinsicht positiv: wir sind damit über der Summe, die wir als Kredit brauchen. Das bedeutet wir können die Sanierung nur mit dem KfW-Kredit stemmen. Diesen können wir beliebig tilgen, das lassen sich andere Banken gerne mit Zinsaufschlägen vergüten. Die Zinsen werden auch nach dem Ende der Zinsbindung vermutlich die günstigsten am Markt sein – der Staat kann so viel Geld drucken wie er mag. Für mich am wichtigsten ist, dass der Kredit – aller Wahrscheinlichkeit nach – nicht auf dem Markt an andere Banken oder Fonds weiterverkauft wird.

10 Jahres Horizont

Der Kredit hat eine Zinsbindung von 10 Jahren, d.h. danach wird sich der Zinssatz ändern. Da die Zinsen derzeit am Boden sind, können sie eigentlich nur steigen. Es wäre natürlich gut nach 10 Jahren möglichst viel Kredit getilgt zu haben, denn hohe Zinsen sind bei kleinerer Restschuld auch weniger bedrohlich.

Wie immer bemühe ich meinen Lieblingsrechner. Der Tilungszuschuss mindert unsere Schulden sofort auf 170.000 Euro. Der Sanierungsbonus fließt mit 10 x 1.800 Euro als jährliche Sondertilgung ein. Mit einer moderaten monatlichen Rate von 550 Euro sind wir nach 10 Jahren unter 100.000 Euro Restschuld. Wenn die Bafa-Zuschüsse nicht für ungeplante Katastrophen drauf gehen, sogar noch ein Stück weiter unten.

Für den Mietpreis einer Berliner Einzimmerwohnung haben wir ein riesiges Haus mit Garten, Scheune und Landluft. Damit können wir sehr gut leben.

Pro-Tipp: spätestens jetzt eine Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme abschließen. Die 20-30 Euro im Monat verbuchen wir unter „Finanzierungskosten“. Man stirbt natürlich nie, auch nicht aus versehen oder so. Macht es trotzdem.

Her mit der Kohle!

Ok, alle Formulare sind ausgefüllt, alle Zahlen stimmen, die Bank ist glücklich? Wo ist der Geldkoffer?

Die Prozedur, letztendlich an das Geld vom Kredit zu kommen, war mir neu. Ich dachte immer, ich reiche einen Stapel Rechnungen ein und bekomme das dann als Kredit ausgezahlt. Es ist natürlich wiedermal komplizierter 🙃 Aus der Summe von Kredit (z.B. 75%), Eigenkapital (20%) und Eigenleistung (5%) ergeben sich die Gesamtkosten (100%). Von jeder Rechnung die man einreicht, bekommt man aber nur den Kreditanteil ausgezahlt (75%). Es müssen also alle Rechnungen eingereicht werden, egal ob das energetisch relevante Kosten sind oder nicht. Der Energieberater darf sich dann zum Schluss mit dem Berg Papier auseinander setzen und alle Kosten nach energetisch / nicht energetisch auseinander sortieren.

Bautagebuch nicht vergessen

Die letzte Zutat ist das Bautagebuch, hier wird dokumentiert, wann die Eigenleistung erbracht wurde. Weil ich sehr faul und sehr vergesslich bin, habe ich dafür eine App: Geofency. Damit kann ich automatisch meine Anwesenheit auf der Baustelle aufzeichnen und habe so ein minutengenaues Protokoll, wie lange ich jeden Tag meine Familie vernachlässigt habe geschuftet habe. Da nicht alle fleißigen Helfer so faul und vergesslich wie sind, trage ich trotzdem meine Zeiten und die der Helfer noch in einer Tabelle zusammen, incl. einem Kommentar was an dem Tag gemacht wurde. So habe ich zusammen mit unseren Fotos super input für weitere Baublog-Artikel 😉

Irgendwas mit Lehm

Inzwischen kann man erahnen, wie es mal werden soll. Das wäre der Blick vom Wohnzimmer ins Esszimmer und hinten rechts ist die Küche.

Die Kelleraußenwand macht auch gute Fortschritte. Z. vermauert diverse Reste strategisch: Poroton-Ziegel unten, weil sie wasserabweisend sind, Gasbeton im Türbereich und am Gewölbe, weil er sich einfacher bearbeiten lässt. Klingt total logisch, aber als Laie macht man sich über solche Details im Voraus natürlich keine Gedanken.

Außerdem lernen wir, was passiert, wenn man Lehm einweicht und ihn dann in einer Ecke vergisst: er schimmelt 🙁 Das ist erstmal unschön, aber nicht dramatisch. Wenn der Lehm trocken ist, verschwindet der Schimmel wieder. Aus diesem Grund wird bei einer Wandheizung unter Lehmputz auch immer der Lehm erst an die Wand geschmiert, wenn die Heizung funktioniert.

Ich bin in Zerstörerlaune und zerstöre die alte Wand und die Klotür, welche das Klo vom Flur abgeteilt haben.

Das Holz hier ist ziemlich wurmig.

Geschafft.

Oh, da waren ja noch die Hasenställe. Seit Äonen nicht mehr benutzt, aber das ist kein Grund sie wegzuschmeißen, zu verbrennen oder zu verschenken. Eine kurze Nachricht in die Mutti-Gruppe des Dorfes, und schon haben die Hasenställe ein neues Heim und auch bald neue Bewohner.

Fundstücke: Knöpfe, wiedermal handgeschmiedete Nägel, eine Käsereibe, die unter der Fußleiste steckte.

Kellerwand

Es wurde ein Betonierbeschluss gefasst. Der Mischer ist startklar, wir haben sogar Kies mit Bewehrungselementen. Overkill, aber wir machen ja keine halben Sachen.

Wir haben beim letzen Mal uns den Rücken krumm für das Fundamentloch gemacht. Der Boden ist hart, lehmig und voller Steine. Irgendwann wird die erreichte Tiefe für gut befunden. Dan kommt der Teil, dessen Komplexität mich immer überrascht: die Schalung. Eigentlich brauchen wir ja nur zwei Bretter, damit der Beton nicht wegläuft, aber die müssen ja oben Plan sein, damit man gut abziehen kann. Dämmung will auch noch verbaut werden. Der Boden ist uneben, die Bretter müssen angepasst werden… Ich bewundere wie planvoll und geduldig Z. an die Sache rangeht.

Irgendwann ist die Schalung fertig, incl. Sperrung gegen Feuchtigkeit von außen, Dämmung und Bewehrungseisen.

Nur ein paar Schubkarren Beton später …

Die blaue Plastikfolie ist die Aussparung für die Tür. Im Keller kann man gerade so in der Mitte stehen und irgendwie muss ja noch die nach innen öffnende Tür reinpassen. Das Fundament ist an der Stelle etwas ausgespart und wir hoffen einfach, dass der Beton unter das Brett fließt. Das Top-Tool beim Betonieren ist übrigens eine Rüttelflasche, die holt die Luft aus dem Beton und sorgt für gute Verdichtung. Darf eigentlich auf keiner anständigen Baustelle fehlen…

Als Nebenprojekt baue ich mir noch ein mini-KNX Setup zusammen. Ich hab ja nach dem Studium der Bibel beschlossen Elektro incl. KNX komplett selbst zu realisieren. Um das gelesene auszuprobieren, habe ich ein Netzteil, Dali-Gateway, einen Aktor mit Binäreingang und einen Bewegungsmelder zusammengeklickt.
Die Enttäuschung ist groß, als ich feststelle, dass eigentlich nichts geht. Schon das Programmieren meines LAN-Interfaces will nicht gelingen. Irgendwann nach zwei verzweifelten Abenden und viel google stelle ich fest, dass mein 2nd Hand Netzteil die Busspannung hinten ausgibt und spezielle Trägerschienen benötigt, an die man den Bus anschließt. Ich hatte den Bus mit der 29V Hilfsspannung betrieben, die vorne anliegt. Das geht zwar scheinbar, aber die Fehler sind subtil und führen zu grauen Haaren.

Lehm raus, Keller auf

Die Agenda ist Lehm aus den Wänden holen und im Keller eine neue Wand hochziehen.

Im Hof blüht der Birnenbaum. Schon allein für den Baum hat sich der Hauskauf gelohnt 😉 Die Birnen sind klein und suboptimal, was das Verhältnis Fruchtfleisch und Kerngehäuse angeht – aber sie schmecken super. Tantchen I. weckt sie jedes Jahr in industriellem Maßstab ein.

Die eingeweckten Birnen sind die wichtigste Zutat für Bernhütes (= Birnenklöße). Das sind Hefeklöße, aber statt Rotkraut und Fleisch gibt es dazu eine süße Soße aus diesen Birnen. Es ist super lecker, man isst immer zwei Teller mehr, als eigentlich vernünftig ist und danach fällt man ins Fresskoma.

Beim Schornstein in der Küche wird es interessant. Der steht frei im Raum, an den jetzt freigelegten Wänden klebt noch alte Tapete. Der Schornstein wurde also erst nachträglich gemauert.

Mit dem vom letzten Mal eingeweichten Lehm verschmiert T. die Schlitze, die ich beim Kabel rausrupfen hinterlassen habe.

Derweil geht es der Wand vom ehemaligen Klo zu Leibe.

Langsam hab ich den Dreh raus und es geht halbwegs zügig voran.

Einzig das langsam überhand nehmende Chaos nervt mich ein wenig. Eine Ecke ist für Lehm, Säcke mit Tapetenresten stehen rum, wohin der alte Ofen soll ist noch unklar, Werkzeug und Kabel treten sich auf dem Boden fest…

Im Keller hat Z. sich inzwischen komplett durch die Wand gearbeitet, man kann den abgeschlossenen Bereich dahinter jetzt betreten.

Wir legen als erstes die Position der zukünftigen Mauer fest. Wir erinnern uns: der Gewölbekeller steht 1.5m aus dem Haus heraus und soll etwas abgetragen werden. Damit das Gewölbe sicher stehen bleibt und wir keine unschönen Abbruchkanten haben, wollen wir erst von innen die neue Mauer hochziehen und dann den überstehenden Keller abtragen.

Dafür messen wir von außen entlang über den Flur bis in den Keller mit Disto, Zollstock und Winkel. Wir wollen ja eine Mauer schaffen, die wirklich exakt mit der Außenwand des Hauses abschließt. Erst wenn die Mauer steht und wir den überstehenden Teil des Gewölbekellers abgetragen haben, werden wir wissen, ob wir richtig gemessen haben. Wir messen lieber nochmal nach…

Irgendwann sind wir uns sicher genug. Die Kante des Brettes ist die Außengrenze des Hauses. Dort muss die äußere Mauerseite hin.


Fundstücke (1): Tantchen I. mistet aus und hat lauter Glückwunschkarten zur Silberhochzeit ihrer Eltern gefunden.

Fundstücke (2): handgeschmiedete Nägel / Haken. Nicht super interessant, aber mich verblüfft immer die Tatsache, dass die Dinger handgeschmiedet sind und wie viele davon in dem Haus verbaut wurden. Zeit war früher eine Ressource, die scheinbar im Überfluss vorhanden war.

Rumpelkammer entrümpeln

Heute ist die Rumpelkammer dran. Hier stehen noch ein Paar Möbel, bei denen noch nicht entschieden wurde, ob sie zerhackt oder aufgehoben werden.

Die Truhe wird natürlich aufgehoben.

Die Rumpelkammer ist seit je her das Zimmer im schlechtesten Zustand. In den 50ern ist durch einen Wasserschaden ein riesiger Lehmfladen von der Decke gefallen. Tantchen I., war zu der Zeit noch Kind, aber zum Glück gerade nicht in ihrem Bett – das stand nämlich genau drunter.
Das Loch wurde nie geflickt, statt dessen hängt seit Jahrzenten an der Stelle ein Stück Plastikfolie.

Der Fußboden ist auch etwas wackelig.

Z. und Kind 1 stapeln derweil die Steine vom Waschkessel. Weil wir gerade keinen Container haben, ist der Plan die Steine von der Ebene auf die LKW-Ladefläche zu schubsen.

In der Rumpelkammer geht es der Tapete an den Kragen. Die ist direkt auf den Lehm geklebt und geht super einfach ab.

Das wäre geschafft.

Als letzte Tat des Tages und aus Neugierde weiche ich einen Eimer Lehm ein. Wir wollen ein paar Löcher zuschmieren und ausprobieren, wie es sich mit Lehm arbeitet. Weil der Lehm 200 Jahre kein Wasser gesehen hat, lasse ich ihn sicherheitshalber etwas länger einweichen.

Schwalbenrausschmiss, schwarze Küche

In der Waschküche im Ergeschoss stand immer ein Fenster auf, damit die Schwalben dort nisten konnten. Wir haben das Fenster bei Beginn der Abbrucharbeiten zu gemacht, damit die Vögel schon mal wissen, dass sie demnächst eine neue Bleibe benötigen. In der Scheune hat Z. extra deswegen eine Öffnung geschaffen. Leider haben Schwalben eine große Liebe zur Heimat und wollen unbedingt wieder ins Haus. Für die Schuttrutsche haben wir im Obergeschoss ein Fenster rausgenommen, die Schwalben haben das als Einladung aufgefasst. Nun müssen wir sie morgens erstmal rausscheuchen.

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Ich mache mich als erstes an die Decke im Flur, das Stück, was mal Klo war, soll von den Sauerkrautplatten an der Decke befreit werden. Mit roher Gewalt komme ich ganz gut voran.

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Weil ich grad so gut in Schwung bin, soll die „Schwarze Küche“ als nächstes dran sein. Diese Küche ist ein Teil des Hauses, der einen – neben dem Gewölbekeller – am weitesten in die Vergangenheit zurück blicken lässt:

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In der Küche gab es offenes Feuer. Man sieht unter dem abgeplatzten Putz den vom Rauch schwarz gefärbten Lehmputz. Der Fußboden ist mit Backsteinen gepflastert, die über die Jahre rund gelaufen wurden. ist Hier ist auch der Eingang zum Gewölbekeller.

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Mitten in der Küche steht ein großer Waschkessel. I., die schon seit 1946 in dem Haus wohnt: „Der Kessel war nie in Betrieb und hat schon immer gestört“. Der Kessel selbst ist nicht mehr da, aber das Drumherum, in dem Feuer gemacht wurde. Eigentlich will ich den Steinhaufen mit schwerem Gerät symbolträchtig abtragen, aber ich kann die mit Kalkmörtel vermauerten Steine meist mit der Hand abnehmen. Selten brauche ich einen Schlag mit dem Hammer um einen Stein zu lösen.

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Kurze Zeit später:

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Dem komische Absatz an der linken Wand geht es auch gleich an den Kragen. Er ist scheinbar ohne Funktion vor die eigentliche Wand gemauert worden. Wenig später ist er Geschichte.

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Was dann zum Vorscheinen kommt, stimmt mich etwas missmutig. Der Balken ist am Fußboden komplett weggefault. Kommentar von Z. „Ach, das kratzen wir aus und füllen Beton rein.“. Na dann…

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Fundstück 1: Lokalzeitung von 1983:

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Fundstück 2: irgendwelche Knochen in der Asche vom 60 Jahre nicht benutzen Waschkessel.

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Habemus Schuttrutsche

Z. hat eine Schuttrutsche organisiert. Hurra! Statt den Lehm runter zu schleppen, kann ich ihn runter rutschen lassen.

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Das Lehmlager füllt sich. Die durch den Hof wabernden Wolken von Lehmstaub ignoriere ich.

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Am nächsten Tag ist das Klo am Ende des Ganges dran. Hier soll der Ausgang auf die Terasse hin, die Räume links und Rechts davon sollen ein Wohn / Essbereich werden. Erstmal muss natürlich der Putz runter. Mit meinem neuen Lieblingsspielzeug von Wacker geht das ganz gut.

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Zwar ist der Lehmberg kleiner geworden, dafür wächst wieder der Berg mit Bauschutt…

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Geschafft:

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Mehr Lehm

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Ich gehe etwas brachialer vor, jetzt weiss ich ja, wie es geht. Zuerst kratze ich von einer Seite den Lehmputz runter um dann den Lehm in den Gefachen selbst zu entfernen. Bin ich bei den Lehmstaken (vertikale Hölzer) angekommen, entferne ich genug Fachgerten (horizontale Weidenzweige) um die Lehmstaken rausnehmen zu können. Dann die restlichen Fachgerten. Zum Schluss geht es dem Lehm auf der anderen Seite an den Kragen. Mit ein bisschen Übung kann man das ganze am Stück “herausnehmen”:

Destroy 11!!!!1 pic.twitter.com/cev14VhYQV

— melle (@dysternis) April 16, 2016

Ich komme bei der Wand mühsam voran, der Lehm türmt sich dafür schon in den Zimmerecken. Im Lehmlager wäre platz, aber wir haben noch keine Schuttrutsche.

Der Master-Plan ist, allen Lehm aus den Wänden in der Scheune einzulagern und dann als grobe Putzschicht wieder an die Wand zu bringen. Da wir eine Wandheizung unter Lehmputz haben wollen, ist der Lehmbedarf enorm. Je mehr Lehm wir recyclen, desto weniger müssen wir kaufen. Die Idee des Lehmlagers habe ich aus dem Baublog Lehmlawine, das ich mir zur Vorbereitung unseres Bauvorhabens einmal komplett durchgelesen habe 🙂

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Der verlängerte Flur war früher ein Durchgang in die Scheune, irgendwie war dort auch ein Klo – oder besser Loch, das gerne als “Scheißnase” bezeichnet wird – bei dem es im Winter eisig von unten herauf zog. Jetzt gibt es an der Stelle immer noch ein Klo, diesmal mit Wasserspülung. Es muss natürlich weichen, an der Stelle wollen wir später auf den Balkon gelangen. Kind 3 (4 Jahre) macht sich derweil hier zu schaffen und entfernt die Tapete. Höchst akkurat, und wenn man nicht hinsieht, hat man auch nicht so große Angst, dass es von der Leiter fallen könnte.

Elektroinstallation debuggen

Die Herausforderung in unserem Haus ist, dass es noch bewohnt ist. Tantchen I. bewohnt einen Teil, wir trümmern in einem anderen herum. Also muss man die Elektroinstallation stück für Stück auseinander nehmen. Ich schraube also ein paar Verteilerdosen auf und gucke ob noch Saft drauf ist.

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Da der Sicherungskasten unterhaltsam beschriftet ist (1,2,3,4,5,6,7,6,8,9,…), knipse ich nach Ausschlussverfahren Sicherungen aus und messe immer wieder, ob „meine“ Leitung nun endlich tot ist. Nachdem ich die Sicherung zweifelsfrei identifiziert habe, überklebe ich sie im ausgeknipsten Zustand mit Duct-Dape. Sicher ist sicher. Nach einem halben Tag merke ich, dass der Tiefkühlschrank vom Tantchen auch tot ist. Schnell wird eine Kabeltrommel zu Hilfe genommen und gehofft, dass der Inhalt des Kühlschranks den kurzen Temperaturanstieg verkraften wird.

T. stemmt derweil mit den Zwergen Lehm aus den Gefachen im Dachgeschoss, in die später Fenster kommen. Das soll mal unser Schlafzimmerblick werden.

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Ich versuche derweil in der Scheune Platz für Lehm zu schaffen. Dabei fluche ich wiedermal über den Schlitten. Nicht irgend ein Schlitten. Mit dem Haus ist ein Pferdeschlitten in unseren Besitz übergegangen:

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Die Geschichte um den Schlitten ist etwas verworren. Er gehörte irgendwann einmal jemand anderes, wurde aber bei uns „vergessen“. Das ist jetzt schon 50 Jahre her oder so, aber es gibt immer noch verschwörerische Blicke, wenn das Thema auf den Schlitten kommt. Naja, meine Priorität ist Platz in der Scheune, ich bin herzlos und hänge nicht an altem Plunder, also sage ich „das ist gutes Feuerholz“. Die Antwort ist ein Aufschrei, aber wenn ich frage, wer ihn haben möchte, ist es ganz still. So ist es im ganzen Haus. Lauter alter Plunder, der von diversen Verwandten für viel zu schade zum Wegwerfen befunden wird („das ist ja so ein schönes Stück“), aber haben will das alles keiner, und wenn man es zerhackt, ist es eine Tragödie.

Ich wollte aber eigentlich Platz für Lehm schaffen. Es gibt einen geeigneten Platz, aber da liegt noch in einer Ecke Sand. Irgendwelcher spezieller Sand zum Beton machen. „Den haben wir kurz nach der Wende gekauft, man wusste ja nicht, wie lange es noch was gibt…“.

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Der Sand ist also zu schade zum Wegwerfen und muss irgendwo anders hin. Ich baue nebenan irgendwas aus übrig gebliebenen Hohlblocksteinen und eine Rampe um den Sand dort mit der Schubkarre reinzukippen. Zum Glück mache ich nichts beruflich auf dem Bau…

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Natürlich gibt es einen Fehler im Plan. Ich ignoriere das professionell.

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Es wird waghalsiger.

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Aber nach „ein paar Schubkarren“ ist der Sand wo er sein soll.

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Und der zukünftige Lehmbunker ist leer 🙂

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Erster Duchbruch

In dem Raum der mal Küche wird – und auch als solcher mitunter schon genutzt wurde – steht zwar noch ein bisschen Kram, ich will aber unbedingt etwas machen. Zuerst werden die komischen Waschbecken und Boiler abmontiert. Zum Glück weiss Z. an welcher Schraube man jeweils drehen muss, ich hätte dafür allein doppelt so lange gebraucht und vermutlich eher Gewalt angewendet.

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Danach kommen die Tapeten runter. Die Kinder wollen auch unbedingt etwas machen und so habe ich ein paar Helfer.

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Zwei Stunden später ist die Tapete weg. Meine Nerven sind es auch ein wenig.

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Der Putz geht dann super schnell ab und gibt den Lehmputz frei. Wie immer schiebe ich erstmal den Dreck in die Ecken.

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Jetzt beginnt der interessante Teil. Ich kann anfangen die Gefache zu entfernen. Die Wand soll später zur Hälfte verschwinden und der offene Bereich wird dann Esszimmer und Küche.

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Ich bin noch etwas langsam, aber immerhin mann kann schon nach 3 Stunden einen guten Eindruck davon bekommen, wie der verbundene Raum einmal wirken wird.

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Fundstück: ein RFT-Netzstecker, vermutlich von einem Radio.

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Kellerarchäologie

Das Haus steht auf einem Gewölbekeller. Hier im Bild sieht man den Keller links unter dem Schuppen. Der Eingang befindet sich im inneren  Hauses.

Gewölbekeller links im Bild

Direkt an das Haus grenzte bis in die 80er eine Scheune, seit dem sie abgerissen wurde, ragt der Keller an der Nordseite um ca 1.50m aus dem Haus heraus. 

Der Plan: den überstehenden Keller abtragen und die sich ergebende Öffnung gerade zumauern.

Das Problem: eigentlich sollte das Gewölbe sich selbst und das darauf ruhende Haus tragen. Wir wollen aber kein Risiko eingehen und beschließen, die Wand erst von innen zu mauern und dann den Keller außen abzutragen.

Damit wir die Position der neuen Mauer festlegen können, müssen wir wissen, wie lang der Keller innen ist. Das ist gar nicht so einfach, weil der Keller etwa zur Zeit des Abriss der Scheune um die Hälfte verkleinert wurde. 

Hier sind wir bei Problem und Lösung: eine 24er Wand steht mitten im Keller. Z. bohrt mit seinem großen 45er Bohrer ein Loch und dann kann man mit dem Distometer messen, wie viel Luft bis zur Außenwand des Kellers ist.

Der große Wacker muss ran

Die Messung ergibt 3.10m. Damit ist klar, wo die Position der neuen Mauer sein muss.

Baustellengekritzel

Natürlich müssen wir erst noch die innere Mauer abtragen, ein Loch für’s Fundament schaffen, Beton reinkippen, warten, die neue Mauer errichten… und dann können wir schon den Keller von außen abtragen. Puh.

Zur Entspannung habe ich dann noch ein bisschen Tapete und Putz von Wand und Decke im Esszimmer gekratzt. Weil noch kein Container da ist, habe ich den Bauschutt erstmal in die Ecken geschoben.

Der Plan für nächste Woche: einen Container bestellen und leere Big-Bags besorgen – dort will ich den Lehm einlagern, den wir von der Wand holen.

ordentlich ist anders

Mal gucken wo der Balken ist

Wir wollen drei Zimmer zusammen legen, daraus soll ein Bereich Wohnzimmer / Esszimmer / Küche entstehen. Natürlich kann man im Fachwerk nicht beliebig Wände einreißen, wir müssen uns nach der Position der tragenden Balken richten. Zum Glück ist ein Fachwerk total logisch aufgebaut, wie man an der Wand zwischen zukünftigem Esszimmer und Küche sehen kann:

Wand mit unsichtbaren Balken

Wo der (noch) verkleidet Deckenbalken zu sehen ist, muss auch ein tragender Balken in der Wand sein. Diese Theorie wollte ich heute überprüfen, um sicher zu sein, dass wir den Durchgang zur Küche wie geplant links des Balken schaffen können.

Eigentlich wollte ich nur einen horizontalen Streifen in der Wand freilegen, aber die Arbeit muss sowieso gemacht werden, also ging es gleich auf der ganzen Fläche zur Sache. Die Tapete ging einfach ab, der Putz noch viel einfacher, nur an manchen Stellen wurde Gips großflächig an die Wand geschmiert, das war etwas mühsamer. Wichtigstes Utensil bei der Arbeit: die Staubschutzmaske.

Wunderschönes Ofenrohr

Tapete und Putz waren in einer Stunde von der Wand gekratzt, darunter kam der originale Lehmputz zum Vorscheinen:

Die Wand befreit von den obersten Schichten

Dann musste ich nur noch den Lehmputz abtragen um die Balken zu finden. Hurra:

Da ist der Balken

Übrig blieb – fein säuberlich getrennt – ein Sack Tapete, zwei Wannen Putzreste und eine Wanne Lehm, den wir später wieder verwenden können.

Mülltrennung

Wireless Roaming: Ubiquiti UniFi AP AC Lite vs. UniFi AP vs. Apple Airport Extreme / Express

In meinem Haus gibt es überall Ethernet, aber nicht überall WLAN. Das ist ärgerlich, kein Router schafft es, das ganze Haus alleine auszuleuchten. Getestet bisher: FritzBox 7270, Telekom Speedport Hybrid, Apple Airport Extreme, Ubiquiti UniFi AP LR, TP-Link 741.

Ich möchte aber im ganzen Haus ordentliche Bits haben und handle mal kurz ab, wie ich versuche zu einer Entscheidung zu kommen.

Die naheliegende Lösung

fritzboxTL-WR841ND

Man rennt los und holt sich einen zweiten Access Point. Diese wird mit gleichen Einstellungen (ESSID, Kanal, Passwort) als Bridge zwischen LAN und WLAN betreiben. Das Problem an der Sache: die mobilen Clients „kleben“ an ihrem Access Point. Wenn man sich durch das Haus bewegt, wird die WLAN-Verbindung immer schlechter. Der Client hängt dann vielleicht mit 1MBit am Access Point in der oberen Etage und schafft kaum ein Paket zu empfangen, während man mit ihm neben dem Access Point in der unteren Etage steht. Schon fast reflexartig knipst man dann das WLAN am Mobiltelefon aus und wieder an, damit der nähere Access Point gewählt wird. Das ist nervig.

Die politisch inkorrekte Lösung

WLAN-Repeater kommen für mich prinzipbedingt nicht in Frage:

  • Die Daten sind doppelt in der Luft, die Bandbreite leidet (gute Repeater können auf zwei Bändern funken und werden beim repeaten wenigstens nicht langsamer).
  • Repeater machen „Magie“. Sie müssen tricksen und machen so eine Art NAT auf Layer 2, jeder Hersteller kocht da seine eigene Suppe. Disclaimer: dieser Punkt ist gefährliches Halbwissen, was ich nebenbei aufgeschnappt habe, in meinem Kopf blieb lediglich haften: Repeater sind grundsätzlich scheiße. Sie mögen funktionieren, sind aber immer noch der schlechteste Kompromiss.
  • Es wiederspricht meinem gesunden Menschenverstand: ich habe überall Gigabit LAN, Daten gehören ins Kabel, nicht in die Luft

Die teure Lösung

airport_extreme
airport_express

Weil ich beruflich bedingt, aber auch sonst Apple-Fanboy bin, habe ich mir eine Airport Extreme geklickt. Dazu gibt es noch eine Airport Express für die untere Etage. Die Hoffnung ist, dass hier Roaming funktioniert. Die Airports sind sehr teuer, haben wenig Optionen und wollen alles für einen regeln. Leider musste ich feststellen, dass es (in meinem Netzwerk) nicht möglich ist die beiden Geräte kabelgebunden zu betreiben. Sobald beide Geräte am LAN hängen, geht gar nichts mehr: die WLAN-Verbindung an meinem Notebook bricht ständig zusammen, Paketverluste ohne Ende und natürlich kein Log, keine Info, keine Fehlermeldung – Apple halt.

Ich habe die beiden Airports dann so betrieben, dass die Express benutzt wurde um das WLAN der Extreme zu vergrößern (das scheint eine Art WDS oder Repeater-Funktion zu sein). Diese „Range-extender“-Lösung funktioniert soweit ganz gut. Ich kann zumindest durchs Haus laufen und i.d.R. hängt mein Telefon am „richtigen“ Access Point und hat eine gute WLAN-Verbindung.

Es ist jedoch irgendwie unbefriedigend, weil die Daten der Airport Extreme immer zweimal durch die Luft gehen, obwohl in unmittelbarer Nähe eine LAN-Dose zur Verfügung steht.

Die „richtige“ Lösung

ubiquiti_uap_ac_liteubiquiti_uap_ac_lite

Natürlich gibt es auch eine „richtige“ Lösung: Managed WLAN mit einem WLAN-Controller. D.h. eine Instanz im LAN spricht mit allen Access Points und kann entscheiden, welcher Client an welchem Access Point hängen sollte. Das Roaming zwischen den Access Points ist die hohe Kunst.

Es gibt dafür sehr teure Lösungen und es gibt etwas von Ubiquiti. Also habe ich mir zwei UniFi AC Lite Ufos geklickt. Das Paket war noch nicht ausgepackt, da chattet mich Kollege S. an. Er hat das gleiche Problem (große Wohnung, viel LAN, wenig WLAN) und hat festgestellt, dass Zero-Handoff scheinbar nicht mit AC-Geräten von Ubiquiti funktioniert. Wenn man danach googelt ist man nicht schlauer, in den Foren des Herstellers gibt es seitenlange Threads aus denen hervor geht, dass Zero-Handoff mit AC-Geräten möglicherweise nie funktionieren wird. Gründe dafür findet man aber nicht.

Was tun? Genau: nachmessen.

Der große Showdown

Ich habe zu testzwecken noch zwei Ubiquiti UniFi APs geklickt. Die können „nur“ 802.11n auf 2.4GHz. Das ist für meine Anwendung aber ausreichend (Twitter muss auf dem Klo funktionieren). Große Datenmengen schiebe ich am LAN-Kabel durch die Gegend und in der Praxis ist dann 802.11ac auch nicht sooo viel schneller.

Mein Benchmark ist: welche Geräte schaffen sauberes WLAN-Roaming? Ich möchte also durchs Haus laufen und möglichst immer Netz haben.

Die gewählte Messmethode ist hochwissenschaftlich: ping. Ich pinge 10x pro Sekunde mein Telefon an und laufe damit immer wieder die gleiche Strecke durchs Haus. Wenn ich unten in der Küche angekommen bin, wechselt das Telefon zum unteren AP. Auf dem Weg nach oben erfolgt ebenfalls nochmal ein Wechsel des Access Points. Damit das ganze etwas aussagekräftiger wird, wiederhole ich die Messung drei Mal. Dann teste ich noch verschiedene Paketgrößen: 56, 504 und 1492 Bytes.

Nachdem ich also 36 Mal durch das Haus gewandert bin und unter den irritierten Blicken der Familie Zahlen murmelnd wieder verschwunden bin kann ich folgendes verkünden:

Size UniFi AP UniFi AP ZH UniFi AC Airport
56 0,48% 5,66% 5,40% 5,63%
504 2,40% 5,61% 2,63% 12,51%
1492 5,01% 11,28% 17,42% 28,18%

wlan_showdown

In Worten bedeutet es, dass die Airports am meisten Pakete verlieren, wenn ich durchs Haus gehe. Die UniFi APs verlieren am wenigsten und die UniFi AC sind irgendwo dazwischen. Interessanterweise performt der UniFi AP mit eingeschaltetem Zero-Handoff schlechter. Die besten Ergebnisse bringt der UniFi AP ohne Zero Handoff.

Damit ist Entscheidung nicht einfacher: Zero Handoff funktioniert scheinbar nicht wirklich, außerdem muss man sich auf einen Kanal festlegen und hat nur noch die halbe 802.11n Bandbreite (HT20). Nachdem ich die ganze Messung durchgeführt habe, grübel ich schon wieder, was wichtiger ist: nahtloses Roaming (was es so nicht gibt) oder gute Bandbreite an einem bestimmten Platz im Haus (die ich eigentlich nicht benötige).

Disclaimer

  • Das Ergebnis ist nur für meine Situation anwendbar. Jedes Haus, jede WLAN-Umgebung ist anders.
  • Es ist natürlich etwas unfair, weil die Airport Express nicht am LAN hängt. Die Datenmenge ist viel zu klein und das ganze Vorgehen ist höchst unwissenschaftlich. Ich bin halt Praktiker 😉
  • Jolly hat vor einem Jahr die Performance der UniFi APs viel genauer nachgemessen und festgestellt, dass es bei den Geräten Dropouts gibt. Das war nicht Teil meiner Untersuchung. Möglicherweise gibt es inzwischen einen Fix in der UniFi Firmware für das Problem. Ich konnte bisher keine Probleme feststellen. YMMV.

The next big thing

Wir hatten 2012 mit relativ schmalem Budget unser jetziges Haus ausgebaut. Es gibt ein sogar ein Baublog aus der Zeit.

Mit 370km Umzug, teilweise neuer Küche sind wir bei ~15.000 Euro gelandet. Das war nur so günstig, weil Schwiegervater Z. uns mit unendlich viel Wissen und Material unterstützt hat. Dank Schweiß, Tränen und Elternzeit haben wir ein passables Plätzchen zum Wohnen geschaffen. Es hat zwar „nur“ Ofenheizung, aber dafür Gigabit Ethernet in der Wand. Was man so an Prioritäten hat.

Es war klar, dass das aktuelle Haus nur eine Übergangslösung ist. Wir wollten das Landleben ausprobieren ohne uns darauf festzulegen. Jetzt werden die Kinder größer, das Landleben fetzt – da juckt es wieder in den Fingern zu bauen. Was liegt näher als sich das Haus vom Tantchen vorzunehmen.

Das Objekt der Begierde: Straßenseite, Hofseite, vom Nachbargrundstück, Gartenseite (v.l.n.r.).
Das Objekt der Begierde. Straßenseite, Hofseite, vom Nachbargrundstück, Gartenseite (v.l.n.r.).

Das ist es also. 200 Jahre alt, Fachwerk, in den 80ern im Erdgeschoss „saniert“, grundsätzlich gute Substanz, großer Garten, Scheune (nicht im Bild). Voll ausgebaut kämen wir auf 370m^2. Eigentlich zu groß für uns. Aber Kollege T. sagt: „Platz kann man nicht genug haben“. Nun denn, auf geht’s.

Telekom Speedport Hybrid: Logging mit rrdtool

Als internetsüchtiges Landei greift man ja jedem Strohhalm, den man zu fassen bekommt. Ich hatte vor gut zwei Jahren zusätzlich zu unserem „normalen“ DSL-Anschluss der (je nach Tagesform) 10-14MBit/s bring noch einen LTE-Anschluss geklickt.

Das Problem an der Sache: bei zwei Uplinks man muss den Traffic intelligent routen. Eigentlich soll alles über LTE abgewickelt werden, aber man definiert dann unzählige Ausnahmen um möglichst keinen teuren LTE-Traffic zu vergeuden. Manche Dienste lassen sich auch schwer anhand von IPs und Ports in Filter gießen. Selbst mit viel Gefummel und Gehirnschmalz reichen dann 30GB für zwei Werktätige im Homeoffice eigentlich nicht aus.

Zum LTE-Vertragende wurden Hybrid-Anschlüsse bundesweit verfügbar. Das ist genau was ich eigentlich will: höhere Geschwindigkeit ohne Volumenlimit und mehr Redundanz, das alles ohne Fummelorgie in pf bzw. iptables. Einzig der Rant von Clemens in der Freakshow hat mich davon abgehalten sofort zuzuschlagen. Sein Fazit: das Produkt ist gut, aber der Router ist scheiße.

Nun habe ich einen Speedport Hybrid im Haus und kann diese Meinung vollumfänglich bestätigen. Das Webinterface des Routers ist eine Beleidigung. Javascript-Foo ohne Ende, es nervt mit unwichtigen Dingen wie Telefonie und diversen „Sicherheitsfeatures“. Man kann zeitgesteuert WLAN und Internet abschalten (ein sehr deutsches Feature), dafür kommt man aber an wichtige Informationen wie verbrauchter Traffic oder CRC-Fehler nicht ran. Das Webinterface warnt den User, wenn von einem weiteren Client darauf zugegriffen wird und ist auch sonst in jeder Hinsicht ein Usability-Verbrechen.

Her mit Deinen Daten!

Es gibt ein verstecktes „Engineer“-Menü, das viele Daten bereitstellt, die ich gerne hätte: Paket-Zähler der Interfaces; Dämpfung, SNR, CRC-Fehler und Bitrate auf der DSL-Leitung, Empfangsqualität des LTE-Signals ect.

Telekom Speedport Engineer Menu

Diese Daten wollte ich haben und mit rrdtool visualisieren. Dann hätte ich einen „DSL-Wetterbericht“ und weiß, wie es meinem Anschluss geht. Leider muss man sich jedes Mal auf dem Webinterface einloggen und dann die Engineer-URL in den Browser pasten.

Das ganze kann man schlecht automatisieren, solche Trümmer wie Selenium wollte ich nicht gleich auffahren. Ich habe mir deswegen zwei Sachen näher angeschaut:

  1. Die Firmware. Vielleicht gibt es noch einen einfachen Weg: es könnten durchaus Klartextscripte (lua?) in der Router-Firmware zu finden sein, die Rückschlüsse auf die Datenquellen zulassen.
  2. Die Kommunikation beim Login und das involvierte Javascript.

Die Firmware des Routers gibt es bei der Telekom zum Download. Mit Tools wie dem Firmware Modification Kit und binwalk kann man in das Image reinschauen und findet folgendes vor:

Target File: Firmware_Speedport_Hybrid_v050124.01.00.057.bin
MD5 Checksum: 086f589676e2cf108e755c2f0ad34649

DECIMAL HEX DESCRIPTION
----------------------------------------------------
132615 0x20607 JFFS2 filesystem, big endian
31098175 0x1DA853F PNG image, 488 x 2, 8-bit colormap, non-interlaced
31098375 0x1DA8607 JFFS2 filesystem, big endian
45205479 0x2B1C7E7 gzip compressed data
53720703 0x333B67F gzip compressed data
56458441 0x35D7CC9 gzip compressed data
56493219 0x35E04A3 gzip compressed data
66090195 0x3F074D3 gzip compressed data

Interessant: das Image enthält mehrere Firmware-Images: neben der für den „normalen“ Router gibt es noch ein vxworks-Image für den LTE-Teil des Routers. Die anderen Images konnte ich nicht genauer zuordnen, „mein“ Image ist mit 30MB das größte und lässt sich einfach mit dd rauskratzen. Das Image ist ein JFFS2 Image und ich konnte es auch mit viel googeln und fluchen nicht mounten. An der Stelle musste ich erstmal aufgeben und einen anderen Weg suchen.

well … SECURITY!

Zwischen Router und Browser wird http gesprochen, man kann also einfach mit Charles oder Wireshark den Traffic analysieren. Früher hatten andere Speedport Router ein HTTPS-Webinterface. Das hatte aber nicht nur Vorteile:

Es spricht viel dafür, dass das HTTP-only Webinterface ein Resultat der oben geschilderten Probleme ist.

Ab in das JavaScript-Schlammbad!

Also Augen zu und durch! Der interessante Code steckt in http://speedport.ip/js/pages/login.js. Als Beifang springen zwei Dinge sofort ins Auge:

if(getVar(data, "isEngineerPassword")) {
    document.location.href = "/engineer/html/dsl.html";
    log.info("Login successful.");
}

Offenbar gibt es ein Standardpasswort für Servicezwecke. Entweder ist das Passwort statisch oder es lässt sich aus der Telekom verfügbaren Daten ableitet (IMEI oder Seriennummer …).

[Update] Ich habe in einem meiner vielen Telefonate mit der Telekom Störungsstelle einem Mitarbeiter die Information abgerungen, dass es nur ein hart codiertes Engineer-Password gibt … 🙁 [/Update]

Die Statusseite unter http://speedport.ip/html/login/status.html?lang=de ist ohne Login zugänglich und könnte den notwendigen Input liefern.
Insgesamt ist das schon gruselig, dass mein Provider meinen Router umkonfigurieren kann und ich nicht in der Lage bin es zu verhindern.

Ein weiteres interessantes Fundstück findet sich hier:

if (showpass) {
    encryptpwd = sjcl.hash.sha256.hash(encryptpwd + loginpwd);
}
else {
    encryptpwd = sjcl.hash.sha256.hash(encryptpwd + loginpwd);
}

Offensichtlich findet beim Hersteller der Firmware kein Code-Review statt.

Die Speedport Login Prozedur

Damit trotzdem niemand das Router-Passwort mitlesen kann, unternimmt das Webinterface einen unglaublichen Eiertanz. Das Vorgehen ist vermutlich aus einem Crypto-Playbook, so ähnlich funktioniert auch der Login bei einigen Musikstreamingdiensten.

Zuerst sendet der Browser das hier zum Router:

POST /data/Login.json?lang=en HTTP/1.1
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded

csrf_token=nulltoken&showpw=0&challengev=null

Mit diesem Request wird challengev angefordert, der Router liefert darauf hin 52 zufällige Bytes zurück:

[{
	"vartype": "status",
	"varid": "status",
	"varvalue": "ok"
}, {
	"vartype": "value",
	"varid": "challengev",
	"varvalue": "0f875ca2feb96b8AbFFf9e2e39AD9fAdFC13e59aE19BCc8A7f67"
}]

challengev muss im weiteren Verlauf der Sitzung immer als Cookie mitgesendet werden. Das eigentliche Passwort wird dann mit challengev in eine Hashfunktion geworfen und das Resultat daraus in sjcl.codec.hex.fromBits().

challenge_val = getVar(rep.serverData, "challengev");
encryptpwd = challenge_val + ":";
var showpass = $("#showpw_router_password").attr("checked");

if (showpass) {
    encryptpwd = sjcl.hash.sha256.hash(encryptpwd + loginpwd);
}
else {
    encryptpwd = sjcl.hash.sha256.hash(encryptpwd + loginpwd);
}
encryptpwd = sjcl.codec.hex.fromBits(encryptpwd);

Sendet man das richtige Passwort…

POST /data/Login.json?lang=en HTTP/1.1
Content-Type: application/x-www-form-urlencoded

password=8c40880088c6fc2ee7fd47e38c02f2c794cf80dc41e60f677c256a796e5aca93&showpw=0&csrf_token=nulltoken

… bekommt man in der Antwort eine Session-ID:

HTTP/1.1 200 OK
Set-Cookie: SessionID_R3=332X22U33mY; path=/; HttpOnly;

[{
	"vartype":"status",
	"varid":"login",
	"varvalue":"success"
},
{
	"vartype":"status",
	"varid":"status",
	"varvalue":"ok"
},

]

Die Speedport-Firmware macht sich dann noch die Mühe mit den ersten 16 Zeichen von challengev sowie dem Passwort einen symmetrischen Schlüssel mittels PBKDF2 abzuleiten. Das alleine dauert in einer V8 Engine mehr als eine Sekunde und ist der Hauptgrund für die Verzögerung beim Login:

var mypbkdf2 = new PBKDF2(sha256loginpwd, loginsalt, 1000, 16);
mypbkdf2.deriveKey(function(percent_done){}, function(key){
		// ....
	    loginDK = key;
	    setCookie("challengev", challenge_val);
	    setCookie("derivedk", loginDK);
    });

Mit den insgesamt nur drei Cookies kann man dem Speedport endlich seine Daten abringen:

challengev=0f875ca2feb96b8AbFFf9e2e39AD9fAdFC13e59aE19BCc8A7f67; derivedk=28f3bdb0eafc8a6732b42d0bb3bd29ce; lang=en; SessionID_R3=332X22U33mY

Wie ich später bemerkt habe, ist derivedk für die Abfrage der JSON Statusdaten aus dem Engineer-Menu nicht notwendig.

l33tport

Ich habe das ganze in node.js nachgebaut und als „l33tport“ veröffentlicht. Das Script führt den Login durch und lädt die Statusdaten als JSON runter. Damit bin ich erstmal am Ziel: ich kann die Rohdaten selbst verarbeiten. Erstes Ergebnis ist der oben erwähnte „DSL-Wetterbericht“:

DSL Wetterbericht

Mit dem Script als Basis sind natürlich noch ganz andere Dinge vorstellbar: ein alternatives, benutzbares Web-UI für den Router, integration des Routers in Hausautomation, eine „richtige“ App… Wie immer sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Update (24.05.2015): rrdtool Beispiele

Das Github-Projekt enthält jetzt ein paar Beispiele, wie man die rrdtool-Datenbanken erstellt, dort via cron Daten reinpumpt und wie man daraus bunte Graphen erstellt.

Liebe Post,

ich habe heute versucht eine Briefmarke zu kaufen. Im Internet. Bei Euch auf der Webseite. Weil ich einen Brief versenden möchte.

Aber Ihr wollt wohl mein Geld nicht? Warum ist das so verdammt umständlich eine Briefmarke zu bezahlen? Ich hab auch gleich ein paar mehr in meinen Einkaufskorb gelegt, weil vielleicht sende ich ja nochmal einen Brief. Vielleicht. Man weiss es nicht, aber es ist Winter und da schreibt man ja Abends am Kamin so manches.

Ich wollte also meinen Warenkorb bezahlen, und hab einfach mal Lastschrift angeklickt. Ist schön bequem für mich. Als ich dann endlich alle Felder ausgefüllt habe, zeigt Ihr mir ein SEPA-Formular, dass ich unterschrieben zurücksenden soll. PER POST. MIT EINER BRIEFMARKE DRAUF. DIE ICH GERADE VERSUCHE ZU KAUFEN. Merkt Ihr selbst, oder?

Ja ich weiss. Deutschland. Ohne Unterschrift geht nichts. Verstehe ich total. Bei der Bahn kann ich mir meine Fahrkarte auch ausdrucken und ohne Unterschrift per Lastschrift bezahlen. Ach und bei Amazon mache ich das auch…

Und wenn Ihr mir hier mit „Aber dann sende es doch per Fax!“ kommt, dann haue ich Euch so einen 20 Kilo Philips-Brocken auf den Kopf, die gibt’s bei Ebay für ’nen Euro. WIR HABEN 2014. ICH WEIGERE MICH DIESE TECHNOLOGIE ANZUERKENNEN. FAX IST TOT. Da werfe ich lieber eine Brieftaube über Euren Zaun.

Ah, ihr sagt, da gibt es ja noch andere Zahlungsmöglichkeiten? Tja, Kreditkarte ist ausgegraut, warum auch immer. Ok, „Portokasse“ – versuchen wir es damit.

So, ich soll also von meinem Paypal-KONTO Geld auf ein gammeliges Porto-KONTO schieben, von dem ich nicht weiss, wie ich es dort wieder runter bekomme. Ich will ja nur ’ne Briefmarke kaufen.
Ok, ich bin weich und versuche genau den Warenkorb-Preis (24,40) auf mein Portokonto zu laden.
Das geht aber nicht, WEIL MAN MIT PAYPAL NUR 20 EURO AUFLADEN KANN. Was soll der Mist? Kennt ihr den Spruch „Shut up and take my money“?

Warum zur Hölle kann ich nicht direkt mit Paypal bezahlen? Kann ich doch bei DHL auch. Achja, andere Firma, verstehe.

Also liebe Post, ich habe hier so ein modernes Gerät, das ist fast wie ein Fax, da steckt man oben Papier rein und dann – oh Wunder – kommt ein PDF im Computer an. Keine Panik, ihr könnt es ausdrucken und abheften, genau so wie ein richtiges Fax. Ich bitte Euch, nehmt es und schickt mir meine Briefmarke…