Watn datt fürn Wat?

Sukhothai

Wat = Tempel. Davon hat man in Sukhothai einige. Ich erklimme am frühen morgen ein Sammeltaxi (eher ein Sammelbus) und lasse mich zum Sukhothai Historical Park fahren.
Man kann Fahrräder für 20 Bath am Tag ausleihen, ich hätte aber besser wieder ein Moped nehmen sollen. Der zentrale Teil von Sukhothai ist schon groß, es gibt aber noch haufenweise Ruinen ringsherum. Also quietsch, tret, radel ich von einem Steinhaufen zum nächsten, warte bis die Touristen aus dem Bild verschwinden, stehe selbst im Bild und schwitze wie ein Schwein. Nach dem kühlen Norden ist Sukhothai Sauna pur. Ich lege meine Routen entlang der Verkaufsstände für Wasser.

Sukhothai

Nach 3 Stunden im Zentrum will ich mich zu den entlegenen Ruinen wagen. Ich kehre nach der Hälfte der Strecke um, weil ich kein Wasser mehr habe. Mit einem halben Liter unterm Arm und dem Stativ über dem Lenker radel ich immer 100m um dann im Schatten der Bäume zu verschaufen. Die Sonne brutzelt. Ich hätte das blöde Stativ zu hause lassen sollen und meinen Hut mitnehmen sollen.

Sukhothai

Links und Rechts des Weges sind Reisfelder und irgendwann komme ich wieder an einem Steinhaufen vorbei. Nach der Besteigung eines mittleren Hügels ist mein Wasser fast alle. Umkehren oder Zähne zusammenbeissen? Ach, egal 😉 Ich radel weiter. An einer Art Festplatz, man sieht noch den Müll von Loy Krathong, erspähe ich ein Haus mit Terasse und darauf ein Coca-Cola Kühlschrank. Super, das könnte ein Restaurant sein. Ist es aber nicht, der Kühlschrank ist Privateigentum, davor sitzt ein Mürrischer alter Thai. Mein „Savadthii Kap“ zaubert auch kein Lächeln auf sein Gesicht. Mist, wieder falsch betont. Ein Jüngerer Thai kommt aus einem anderen Haus, er lächelt und versteht sogar drei Brocken Englisch. Ich wackel mit meiner Wasserflasche und deute auf den Kühlschrank, in dem Wasser steht. Er lächelt und verneint. Ich wiederhole meine Geste, er verneint wieder. Scheinbar möchte er mir gerne helfen, kann es aber nicht. Mist, das Wörterbuch ist im Guesthouse.
Er holt einen großen Wasserkanister. In diesen wird hier meistens Trinkwasser an die Haushalte geliefert, das funktioniert wie der Milchmann zu hause. Prima, er könnte mir ja etwas abfüllen. Statt dessen gibt er mir eine Flasche aus dem Kühlschrank. „How much?“ Er lehnt dankend ab. Ich bin verwirrt und gebe ihm zwanzig Bath, darauf hin gibt er mir noch eine Flasche und Strohhalme. Scheinbar sind wir jetzt beide glücklich, so wie wir gucken. Ich verabschiede mich wortreich radel von dannen. Als ich das Wasser öffnen möchte, verstehe ich auch, was er mir sagen wollte. In den Flaschen aus dem Kühlschrank sind nicht mehr versiegelt und mit Wasser aus dem großen Kanister befüllt. Soweit versorgt fühle ich mich fit genug den Rest der Strecke zu erkunden.

Ich begegne zwei Belgiern, die auf der Suche nach einem im Anhalter gepriesenen Wat sind. Ich schicke sie in die Richtung aus der ich gekommen bin, den Namen des Wats habe ich schon auf einem der Schilder gesehen. Glaube ich.
Nach 800m finde ich genau diesen Wat. Also, die gute Kinderstube gebietet mir das, radel ich zurück (schwitz, schwitz) und erkläre den beiden, dass sie in genau die andere Richtung müssen.
Der besagte Wat liegt auf einem Berg, den man zunächst erklimmen muss. Die Anstrengung wird mit einem recht dunstverhangenen Blick über Sukhothai entschädigt. Ich mache gemütlich Fotos und als ich fast schon wieder den Abstieg wagen will, begegne ich meiner Nachbarin aus dem Guesthouse (die mich für einen Tag Sukhothai ausgelacht hat).
Sie ist aus Frankfurt, irgendwas um die 50 und Profi-Touristin, d.h. sie reist auf schmalem Budget und sieht sich wirklich alle Wats an. Bei diesem Pensum bräuchte ich auch zwei Tage. Mir kommen die Ruinen schon fast zu den Ohren raus, von zwei Tagen Sukhothai habe ich mich innerlich schon wieder verabschiedet.

Sukhothai

In Sukhothai riecht es fast überall merkwürdig. Ich habe das zunächst für einen penetranten Pflanzenduft gehalten. Ich begegne einer Herde Ochsen, die genüsslich zwischen den Ruinen grast und mir wird klar, wonach es hier wirklich riecht 😉 Die Ochsen lassen sich von mir nicht stören und so hocke ich mir der Kamera bewaffnet zwischen ihnen, es bimmelt um mich herum und sonst hört man nur das Gras reißen.

Sukhothai

Als ich mich daran mache, das Fahrrad wieder abzugeben, stelle ich fest, mich wiedermal verirrt zu haben 😉 Ich taste mich mit Logik und diversen Karten an den Fahrradverleih heran und treffe dort … genau meine Nachbarin. „Ach hier sitz auf, ich nehme Dich mit zum Ausgang.“ Ich wiege 70kg, sie meint es aber ernst und so geht es in Schlangenlinien dem Ausgang entgegen. Es gibt noch einen Markt, den sie mir empfielt. Ich schaue mich dort um und denke nur „brrrr.“ Es geht sehr schmuddelig zu, der dreckigste Markt, den ich bisher gesehen habe. Fliegen werden mit an Stöckern aufgehängten Plastiktüten vertrieben, Fische und Fleisch liegen ohne Eis auf Zeitungspapier aus. Für Vegetarier ist sowieso nichts Essbares dabei. Ich wage nur ein paar Waffeln und Mini-Dounuts zu essen.

Ich habe im Ban Thai mein Gepäck gelassen, ein Zimmer hatte ich noch nicht gebucht, das ist auch gut so. Ich will meinem ursprünglichen Plan entsprechend den Nachtbus nach Bangkok nehmen und von dort in der nächsten Nacht weiter nach Krabi – endlich ans Meer. Das sind zwei unbequeme Nächte und ein chaotischer Tag in Bangkok, aber das ist mir lieber als tagsüber im Bus zu schmoren oder 2600 Bath für einen Flug auszugeben.
Ralf hat von Trang aus angerufen, wir verabreden uns für den 11.11. abends in Krabi um von dort aus einen Nationalpark zu erkunden.

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Pai Tag zwei, auf nach Sukhothai

Waterfall

Die heißen Quellen sollen 400 Bath Eintritt kosten. Ich habe am Vortag an einem Wasserfall schon 400 Bath gelassen, das ist mir dieses Mal zu fett für ein bisschen stinkendes Wasser. Man kann mit diesem Ticket wohl andere Nationalparks am gleichen Tag besuchen. Man muss dazu sagen, dass jeder Pups ein Nationalpark ist. Ich vermute Thais zahlen auch hier weniger. Sie kommen in viele Parks und Museen billiger rein, in den großen Tempelanlagen gibt es für sie seperate Eingänge. Grundsätzlich ist das eine sehr schöne Sache, die Touris haben ja die Kohle, und warum sollten ansässige so viel Geld für „Ihre“ Kulturstätten ausgeben.

Es gibt noch ein Spa mit heißer Quelle in dem man für 50 Bath planschen kann. Meine Badehose ist in Chiang Mai und irgendwie möchte ich lieber die Gegend erkunden. Also fahre ich eine große Schleife um Pai, ein paar Tempel am Wegesrand, hier und dort ein „Elefantencamp“. Genauer gesagt: ein Bambusunterstand für Elefanten, die gelegentlich Touristen durch die Gegend tragen. Artgerechte Haltung stelle ich mir anders vor.

Ich halte öfters für ein Foto und bei einem Halt kommt ein Thai die Straße entlang gelaufen und spricht mit an. Sein Englisch ist sehr schlecht und er entschuldigt sich tausend Mal dafür. Er hat wohl ein Guesthouse mit Bungalows vor fünf Tagen aufgemacht und immer noch keinen Gast. Er bewirbt die schöne Aussicht (sie ist wirklich schön) und will mich auf einen Kaffee einladen, er bettelt fast darum. Das ist mir irgendwie zu viel, wenn ich auf den Kaffee eingehe, mache ich ihm Hoffnung ein Zimmer zu buchen. Wenn ich ihn ablehne, bin ich auch unhöflich. Ich sage ihm, dass ich mein Zimmer in Pai schon im Voraus bezahlt habe. Das ist keine Lüge, ich will aber auch in der Nähe der Stadt wohnen und die Gesellschaft der anderen Gäste nicht missen. Irgendwie tut er mir leid, er scheint andererseits auch sein Geschäft auf der Hoffnung aufzubauen, dass Gäste von alleine hier hinaus aufs Land finden. Er hat keine Visitenkarten oder Flyer. Ich versuche ihm Hinweise zu geben, wie er Gäste auf sich aufmerksam machen könnte, aber da schlägt die Sprachbarriere zu. Er weist mir noch den weiteren Weg und wie ich zurück nach Pai finde. Ich verabschiede mich etwas betreten und fahre weiter.

WW2 memorial bridge

Die Gegend ist wirklich wunderschön, ich kann nicht einmal sagen warum. Ich bin auch nicht mehr wirklich sicher, ob ich die Hinweise des erfolglosen Gasthausbetreibers richtig verstanden habe. Ich folge meiner Nase, achte darauf, wo die Sonne steht und tatsächlich komme ich nach einer halben Stunde am Flugplatz von Pai raus. Von hier ist es nicht mehr weit bis in die Stadt.

Im Apple Home Stay, meiner Unterkunft, läuft gerade „Herr Der Ringe“. Eine umfangreiche Kollektion thailändischer „Original“-DVDs steht den Gästen zur Verfügung. Die Gäste sind Lars, ein schwedischer Unternehmensberater (ich hab mal wieder vergessen, was er genau mach) und eine Britin, die behauptet, illegal – d.h. außerhalb der Jagdsaison – geschossenes Fleisch schmeckt einfach besser. Ihr ganzer Tiefkühlschrank ist wohl voll davon.
Ich esse gebratenes Basilikum mit viel Knoblauch auf Reis, eine Empfehlung der Küchenchefin, die hier auch thailändische Kochkurse gibt. Als Dessert bekomme ich Körner in Schleim mit gesalzener, warmer Kokosmilch. Das stelle ich erst nach dem Kosten fest und habe große Mühe kein Malheur anzurichten.

Als nächstes steht „Terminal“ auf der Wunschliste. Nach der Hälfte des Films, von dem ich sowieso nichts mitbekomme, weil ich mit Lars quatsche, ziehe ich nochmal los, durchs abendliche Pai. Es sind viele Farangs unterwegs. Es ist ruhig, aber nicht tot. In vielen Restaurants oder an den Cocktailständen auf der Straße sind noch Menschen beisammen.

Am nächsten Morgen packe ich nach dem Frühstück meinen Kram zusammen und fahre zurück nach Chiang Mai. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich brauchen werde, weil ich auf dem Hinweg einen ausführlichen Zwischenstop mit Mittagessen an einem Wasserfall eingelegt hatte.

Ich schätze die Zeit auf vier Stunden, lasse mir aber absichtlich viel Zeit. Lars hat mir gesagt, dass die Versicherung des Mopeds Schäden am Moped abdeckt, aber keine Schäden, die ich damit anrichte. Das nimmt mir ein bisschen die Freude am Fahren. Ein überfahrenes Huhn kann ich bestimmt noch bezahlen, aber einer der Hunde, die hier so gerne auf der Straße schlafen (weil sie so schön warm ist) sprengt sicherlich meine Urlaubskasse. Davon ganz abgesehen: das Karma…
Also geht es gemütlich die Berge hinauf, ich trödel nicht, werde aber trotzdem von Einheimischen mit ihren 50cc-Maschinen locker überholt. Egal, ich kann die Landschaft genießen, es ist sehr grün, überall Teakholz- und Bananenbäume, Rinder, die am Straßenrand grasen und sonst nur Gegend.
Als ich die Berge hinter mir habe, halte ich wieder an dem Wasserfall, den ich schon auf dem Hinweg besucht habe. An der Einfahrt gibt es ein Restaurant mit exzellentem Eiscafé, darauf habe ich mich zwei Stunden lang gefreut. Eiscafé ist hier süße Instantkaffeebrühe mit zerstoßenem Eis. Etwas wässrig, aber lecker.

Ich komme wohlbehalten in Chiang Mai an und finde auch fast auf dem direkten Wege zur Mopedvermietung zurück. Soweit läuft alles glatt, bis auf dass mir 50 Bath für den halbleeren Tank berechnet werden. Ich glaube, dass der Tank am Anfang halb leer war. Meine Erklärungsversuche wollen aber scheinbar nicht verstanden werden. Ich habe zwar sicherheitshalber Fotos von dem Moped gemacht, damit man mir nicht hinterher schon vorhandene Lackschäden berechnet, aber die Tankanzeige habe ich vergessen zu fotografieren.
Es tut mir nicht weh, einen Euro mehr zu bezahlen, aber das ist wieder so eine Prinzipsache. Viele Touristen sagen wahrscheinlich „Ach, egal“ und genau dass lässt solche schlechten Sitten einreißen. Ich denke „Ach, egal“ und gehe ins Hotel, meine Sachen abholen.

Die Rezeptionistin fragt mich „Do you come back for taking photo?“. Hm, ich kapiere die Frage nicht und bohre mehrfach nach, was sie meint. Statt sich zu erklären kichert sie nur und entschuldigt sich überschwänglich für ihr schlechtes Englisch. Mein Englisch ist ja auch sehr unterhaltsam, aber ich hätte schon gerne gewusst, was eigentlich ihre Frage war.
„Ach, egal“ 😉 Ich packe den Kram aus dem Daypack in den Rucksack, in letzter Minute fällt mir ein, dass ich etwas zum Waschen abgegeben habe. Das kommt ebenfalls in den Rucksack, der Rucksack auf meinen Rücken und ich komme in ein Tuk Tuk. „To the Arcade Bus Station, please“ „60 Bath“ „hm, let´s say fifty“ „…“ (zeigt mir 5) „ok, fifty“. Mir ist inzwischen ein prima Bart gewachsen, trotzdem bin ich wiedermal zu faul weiter zu feilschen.

Am Busbahnhof gehe ich auf den Schalter zu und die Damen rufen mir schon entgegen „Where do you want to go?“ Huch, so viel Service bin ich gar nicht gewohnt. „Sukhothai“ „235 Bath please, hurry, hurry, the Bus leaves there“. Nettes Timing: es ist 14:59 Uhr und ich kann noch in den 15:00 Uhr Bus nach Sukhothai springen, der um 15:15 Uhr dann auch mal losfährt.

Nach fünfeinhalb Stunden kommen wir in Neu-Sukhothai an. Am Busbahnhof umschwärmen einen sofort die Tuk Tuk Fahrer. Ich blättere im Anhalter nach den empfohlenen Unterkünften, die Fahrer scharren derweil ungeduldig mit den Füßen. Ich nehme einen üblen Gestank wahr. Ein laaaaanger dreckiger Fingernagel tippt auf die Sukhothaikarte im Anhalter und ich vernehme ein „Heeeu“. Vor mir steht ein Tuk Tuk Fahrer, der fast gar nicht sprechen kann (Wortschatz: „uuuuuh“, „aaaaaah“, „heeeeu“), mich aber unbedingt fahren will. Wahrscheinlich basiert sein Geschäftsmodell auf Mitleid.
Ich habe Mitleid. „Can you take me to the Ban Thai Guesthouse?“. Er nickt und zeigt mir 8 Finger. Auf der Karte sieht das wie 1000 Meter aus(*). Ich bestehe auf 40 Bath, er kommt mir in 10er Schritten entgegen. Er zeigt mir eine fertige, eingeschweißte Karte auf der die Adresse vom Ban Thai steht. Ich sage, dass ich genau dort hin möchte. Unterwegs erklärt sich auch, warum er auf meine 40 Bath so schnell eingegangen ist. Er zeigt mir die Karte eines anderen Hotels, das angeblich direkt am Sukhothai Historical Park liegt. Vor dem Trick warnt der Anhalter ausführlich und ich bestehe auf Ban Thai.

(*) = sehr viel später stelle ich fest, dass manche Karten im Anhalter nicht maßstabsgetreu sind. Das steht auch auf den Karten. Kein Wunder, dass die Karten verschiedener Reiseführer so viel anders aussehen und micht komplett verwirren 🙂

Vor dem Guesthouse hupt er, und bedeutet mir, dass ich erstmal schauen soll, ob mir das gefällt und deutet wieder auf die vorgefertigte Karte „seines“ Guesthouses. Eine Dame erscheint am Tor und erklärt mir, das Ban Thai ist ausgebucht. Verflixt. Ich kann aber ein paar Häuser weiter schlafen und im Ban Thai die heiße Dusche benutzen. Puh. Das ist nicht nach meinem Geschmack, aber ich gehe sofort darauf ein, um so schnell wie möglich diesen stinkenden Mitleidsmagneten loszuwerden. Er fährt mich nocht zwei Türen weiter und gibt ohne Diskussion das Wechselgeld auf den ursprünglich vereinbarten Fahrpreis raus.
Eine alte Thaimutti, die kein Wort Englisch spricht, macht mir die Tür auf. Ich ziehe artig meine Schuhe aus, folge ihr durch eine Art Wohngarage hinauf zum Zimmer. Es ist sauber und kostet nur 120 Bath, das ist ok.
Nach dem Duschen begegne ich einer älteren Dame, die ebenfalls hier wohnt. Sie lacht mich aus, als ich gestehe Sukhothai an einem Tag bewältigen zu wollen. In Gedanken schiebe ich schon wieder einen Tag, denn irgendwo hat sie auch recht: „Strände gibt es überall“.

Noch eine kleine Anmerkung zum Essen: nach wie vor ist es bestens um meinen Magen-Darm-Trakt bestellt. Von Durchfall keine Spur, ich habe eher das Gefühl, es besteht ein leichtes Außenhandelsdefizit 😉

Sehr zu empfehlen und absolut lecker: „Sticky Rice with Mango“ ist genau das: ein bisschen Klebreis, Mango und drüber eine süße Sauce. Schmeckt ultra-lecker und gibt es fast überall auf der Straße für 20 Bath.
Unübertroffen ist auch das Müsli von Dao im Bamboo Riverside Guesthouse. Sie mixt es selbst, unter anderem mit einer Müslisorte, die aus Indien kommt. Darüber Früchte und lecker Yoghurt. 70 Bath die sich in die Geschmacksnerven brennen.
Ebenfalls bei mir sehr beliebt: der Eiscafé von „7 eleven“. 13 oder 17 Bath (klein/groß), wahlweise mit zerstoßenem Eis, er ist aber auch ohne kalt genug.

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Pai

Ein Wort zum Verkehr, auch um mitlesende besorgte Mütter zu beruhigen: Es geht generell sehr gemütlich zu. Trotz voller Straßen in den Städten bleiben alle gelassen, die europäische Agressivität gibt es hier nicht. Es wird viel gehupt. In Deutschland bedeutet hupen „Ich werde Dich töten und Deine Leiche verprügeln!“. Hier ist die Aussage „Achtung, jetzt komme ich!“ (Douglas Adams hat das gleiche schon mal für den Chinesischen Fahrradverkehr festgestellt).
Es gibt selten öffentliche Busse. In Chiang Mai sollte ein Busnetz eingeführt werden, das ist aber an der mafiösen Tuk Tuk Lobby gescheitert. Es gibt noch eine Art Sammeltaxi, das sind überdachte Pickups mit zwei Bänken auf der Ladefläche, dort passen 8 Farangs oder 16 Thais rein 😉 Man fragt den Fahrer, ob das Ziel auf seiner Route liegt und falls nicht, fragt man das nächste Sawngthaew. Die Mehrheit entscheidet und pro Nase zahlt man 15 bis 20 Bath.

Pai ist gemütlich. Wie im Anhalter versprochen, hat diese Stadt nichts aufregendes zu bieten, bis auf die Freundlichkeit der Leute und die schöne Landschaft ringsrum.
Es sind die vielen kleinen Dinge. Die Schilder an der Straße, die im freundlichen Englisch daran erinnnern, bitte auf der linken Seite der Straße zu fahren. Die extrem freundlichen Polizisten. Die Langsamkeit. Man sieht viele Backpacker und „Hängengebliebene“.

Als ich am Abend zum Loi Krathong Festplatz in Pai möchte, parke ich mein Moped vor der Touristeninformation. Ein Polizist winkt mich heran und weist mich freundlich darauf hin, dass hinter dem Gebäude ein spezieller Mopedparkplatz ist. Ich stelle mein Moped ab und frage noch nach dem nächsten Internetcafé. Es gibt vorgefertigte Stadtpläne, auf denen dem verirrten Farang die gewünschte Lokalität eingezeichnet wird. Toll: Quality Assurance auf Thailändisch! Ich darf in einem Buch eintragen, wie zufrieden ich mit dem Service war.

Ich erliege dem Charme der Stadt ebenfalls. Es regnet am Morgen, trotzdem beschieße ich meinen Aufenthalt um einen Tag zu verlängern. Meine Klamotten kann ich waschen lassen, die Akkus von Kamera und Zahnbürste sind noch voll. Ich bin etwas von meiner Sehnsucht nach Stränden geheilt. Zum einen hängen hier die Wolken zwischen den Bergen und ich will den Augenblick genießen. Zum anderen scheint es schwierig zu sein, einen Ort im Süden zu finden, der nicht total vom Tourismus versaut ist.
Ich lese im Anhalter über Ko Pha-Ngan. Drogenschwangere Rave-Parties am Strand sind nicht nach meinem Geschmack, außerdem ist die „Vorsicht!“-Spalte ziemlich lang.

Also noch einen Tag Pai. Es ist wolkig, aber der Regen hat inzwischen aufgehört. Ich werde mich aufs Moped schwingen und zu den heißen Quellen fahren, genau das richtige bei diesem Wetter 🙂

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Flucht aus Chiang Mai

Drei Tage Chiang Mai sind genug für mich. Die Stadt ist kleiner als Bangkok und übersichtlicher. Die Altstadt ist quadratisch und trotzdem verlaufe ich mich jeden Abend. Ok, mit meinem Orientierungssinn ist das auch keine Kunst, trotzdem zehrt das an den Nerven.
Geld kann man hier sehr gut ausgeben, ohne viel Mühe bin ich beim letzten Drittel meines Budgeds angelangt, obwohl erst Halbzeit der Reise ist.

Der letzte Ausflug in die Umgebung von Chiang Mai führt mich und Ralf an einen Stausee. Wir haben uns Mopeds ausgeliehen, die guten Honda Dream, nur echt mit Körbchen vorne 😉 Ich bin bisher immer nur Automatikroller gefahren, aber mit der Halbautomatik (man braucht nicht kuppeln) komme ich auch schnell klar. Der Linksverkehr ist in der Stadt überhaupt kein Problem – man muss nur den anderen hinterher fahren. Draußen, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist, verwechsel ich am Anfang gelegentlich die Seiten.
Am Stausee ist es brütend heiß, die Landschaft ist wunderschön und endlich ist die Luft frei vom Zweitaktduft. An einem der „Restaurants“ halten wir zum Mittag, man kann in Bambus-Pavillions am Wasser sitzen und sich den Wanzt vollschlagen, während man der Stille zuhört. Das erste Mal in diesem Urlaub kann ich ungefähr das nachvollziehen, was Stefan über seine unzähligen Motorradausflüge in Kambodscha schreibt.

Dragonfly

Ich wollte mich eigentlich treiben lassen, aber ein wenig mehr Planung im Voraus wäre nicht schlecht gewesen. Ich bin unschlüssig, Loy Krathong sollte ein Highlight werden, das danach hatte ich nicht wirklich festgelegt. Eigentlich wollte ich mit dem Bus die Chiang-Mai-Schleife fahren, im Hotel hat man mir die Reise für 7000 Bath angeboten. Sicher geht es billiger, aber ich will auch nicht anfangen mir unbekannte Leute zusammenzutrommeln, um den Van vollzubekommen. Statt dessen überlege ich das mit dem Moped zu machen, ich schätze die Strecke auf 300 km. Dagegen spricht die Zeit und die Vorstellung mit Rucksack und Fototasche stundenlang die Straßen entlangzufahren. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Freundlichkeit der Menschen im Norden und den Verheißungen des Südens.

loy krathong

Am Abend ist der Höhepunkt des Loi Krathong Festivals. Es wird geböllert, was das Zeug hält. Wenn der Krach nicht wäre, würde eine gewisse Romantik aufkommen – am Himmel fliegen hunderte Heißluftballons aus Papier und ersetzen die vom Smog verhüllten Sterne. Man kann die Ballons überall für 30 bis 60 Bath kaufen und dann steigen lassen.

loy krathong

Die Hochzeitsgesellschaft versucht eine Kneipe zu finden, in der man den letzten Abend gemeinsam feiern kann, ich mache mich auf die Jagt nach Fotomotiven und will später dazustoßen. Die Stadt ist voller Menschen, ich schlage mich mit Ohrenstöpseln bewaffnet zum Fluss durch. Dort schwimmen weniger Kerzen, als ich gehofft habe, dafür schwebt über dem Wasser der Schwarzpulvernebel. Ich wate durch den Uferschlamm und versuche eine paar Bilder zu machen, mit wenig Erfolg. Als ich bei dem Versuch zu einer anderen Stelle des Ufers zu gelangen im Stau aus Menschen, Tuk Tuks und Mopeds steckenbleibe, gebe ich auf und gehe zurück zum Hotel. Natürlich verlaufe ich mich und stehe plötzlich im Nirgendwo. Ein Tuk Tuk Fahrer bietet mir die Strecke für 200 Bath an, ich lache einmal herzlich und stapfe fluchend von dannen. Als der Verkehr wieder dichter wird (ein untrügliches Zeichen für die Nähe zur Innenstadt), finde ich ein Tuk Tuk für 60 Bath, das ist nicht billig, aber ok. Die Tochter des Fahrers sitzt gequetscht neben ihm auf dem Boden, ich bemitleide ihre Atemwege.

Ich stoße zur Hochzeitsgesellschaft, die den letzten gemeinsamen Abend mit Whiskey-Soda und Bier begießt.
Kleine Bierkunde für Thailandurlauber: Singha-Bier schmeckt wie gutes deutsches und ist relativ teuer. Chang bzw. Elefantenbier (Zwei Elefanten vorne drauf) ist auf dem Niveau von Hansa-Pils 😉 Weiter bin ich noch nicht gekommen…
Ralf und Christoph empfehlen Pai, 100km nördlich von Chiang Mai. Nichts besonderes aber die Landschaft soll wunderschön sein und die Stadt wird im Anhalter als Mekka für Trekker angepriesen.
Also beschliesse ich nur bis Pai zu fahren, am nächsten Tag zurück und dann Sukothai – auf eine Insel will ich es schliesslich auch noch schaffen.

Ich lasse meinen Rucksack im Hotel („50 Bath please“) und packe in den Daypack nur das, was ich als absolutes Minimum erachte. Sonnencreme & Mückenzeug. Klopapier. Zahnbürste. Ladegerät fürs Handy, Stativ, Handtuch, saubere klamotten für einen Tag. Natürlich ist das viel zu viel Gepäck, aber weniger geht nicht.

Bevor es nach Pai geht, fahre ich zum Busbahnhof und erkundige mich nach Bussen nach Sukkothai. Das Chaos ist ähnlich dem in Moi Chit, angeblich fahren Busse ungefähr stündlich, der letzte um 18.00 Uhr. Auf dem Weg aus der Stadt verirre ich mich … und bin schliesslich wieder am Hotel. Von hier aus finde ich den Weg aus der Stadt.

Auf dem Trip zum Stausee habe ich mir einen Super Sonnenbrand zugezogen. Ich fahre dieses Mal langärmlich, trotz brütender Hitze. Einen Sonnenbrand bekomme ich nicht, aber einen dicken Hals. Zwar habe ich daran gedacht mir eine Sonnenbrille zu kaufen (garantiert kein UV-Schutz), den Schal habe ich jedoch vergessen. Ich habe lange gebraucht die Ausläufer von Chiang Mai hinter mich zu bringen, jetzt ist weit und breit kein Shop zu sehen, der mir möglicherweise einen Schal verkaufen kann. Wenn ich kleinere Läden am Straßenrand sehe, verkaufen sie nur Essbares.
Buddhas sind manchmal in Tücher eingewickelt, vielleicht kann ich in einem Tempel etwas kaufen. Dieser Logik folgend, halte ich an einem Tempel. Es ist niemand anwesend und ich bin in großer Versuchung mir eines der Tücher vom Altar zu „borgen“. Das schlechte Gewissen siegt, was ist schon eine Erkältung gegenüber einem auf Ewigkeit versautem Karma.
Der Anhalter sendet mir einen Geistesblitz: Ich habe zwar keinen Schal, aber ein Handtuch! Gedacht, getan. Ich sitze also auf meinem Roller mit Körbchen, einen Helm auf dem Kopf, bei dem der TÜV-Mensch einen Herzinfarkt bekommen würde, eine 1a Pornobrille auf der Nase und ein Handtuch um den Hals geknotet. Insgeheim freue ich mich auf eine Polizeikontrolle, nur um die Gesichter der Polizisten zu sehen 😉

Ich brauche statt der veranschlagten 3 fast 4.5 Stunden reine Fahrtzeit. Ich hatte noch einen Zwischenstop an einem Wasserfall eingelegt und erreiche Pai gegen 18.00 Uhr. Es regnet. Mist 🙁
Ich tuckere langsam durch die Stadt, auf der Suche nach einer Unterkunft. An einem Schild „Restaurant & Guesthouse, recommended by the Lonely Planet“ halte ich. Wie sich herausstellt, ist es ein Restaurant und Massagesalon. Es gibt kein Zimmer, aber die Masseuse kann mich wohl zu einem Guesthouse führen. Ich bin unschlüssig und werde nass.
Ok, ich folge ihr, in meinem Kopf spielen sich wieder diverse Provisionszenarien ab, die man in der „Vorsicht!“-Spalte des Anhalters liest. Das Zimmer ist mehr als gut für mich, es gibt sogar eine heiße Dusche. Ich habe keine Ahnung, was es wert ist, mir kommen aber 300 Bath recht viel vor – das Hotelzimmer in Chiang Mai hat mich 600 ohne Frühstück gekostet. Es regnet weiter. Ok, zu faul zum feilschen, bin ich 300 Bath ärmer. Ich Dusche erstmal und setze mich dann ins Restaurant, bei einem Tee werfe ich einen Blick in den Anhalter. Die Zimmer hier im Ort werden mit 100 bis 150 Bath angepriesen. Egal, ist ja Urlaub und was sind schon 3 Euro zuviel.

Danach mache ich mich auf die Suche nach einer Apotheke. Das Szenario, wie ich mich gegenüber der Gastfamilie versuche verständlich zu machen, überlasse ich Deiner Phantasie. Zum Glück kann die enstprechenden Phrasen im Wörterbuch zeigen…
Der Apotheker spricht recht gut Englisch. Ich hoffe auf etwas ähnliches wie Grippostad C und bekomme ein Antibiotikum, wahrscheinlich noch in der Giga-Dosierung. Vor meinem geistigen Auge sehe ich meine Lieblingsschwester und -apothekerin die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Egal, ist ja Urlaub und was sind schon 50 Bath 😉

loy krathong

In Pai wird ebenfalls Loi Krathong gefeiert, allerdings ist das eher wie die Love Parade (Hey, ein Gecko krabbelt hinterm Monitor entlang…). Umzugswagen mit Generatoren kriechen durch die Straßen, darauf sitzen Thaidamen in einem Blumenmeer und winken pauselos. Es gibt viele Wagen mit Musik, entweder aus der Konserve oder Live. Das beste ist die Band der Pai Army, fast 10 Soldaten spielen auf der Ladefläche eines Trucks, ringsrum hüpfen die Soldaten begeistert zur punkrockigen Musik.

Pai army (celebrating loy krathong)

Der Festzug endet auf einem Rummeplatz, das Volk ergießt sich dann entlang der vielen Imbissmöglichkeiten und Attraktionen. Es gibt undefinierbares zu Essen, mehrere Live-Bühnen (eine davon mit Misswahl) und Thaiboxen. Der Kampf ist recht heftig, die Menge jubelt.
Mein Magen meldet sich und ich versuche etwas fleischloses zu finden. Schließlich finde ich einen Crepes-Stand. Es gelten für Farangs scheinbar andere Preise, das englische Menü ist etwas dreimal so teuer wie die Thaipreise.
Ein paar Meter weiter gibt es einen weiteren Crepes-Stand, ganz ohne Preise. Der Renner bei den Crepes ist Ei. Ein Ei wird auf dem Crepes zerschlagen und breitgeschmiert. Dann wird der Crepes so gefaltet, dass das Ei innen liegt und noch etwas auf der Platte gegarrt. Ich habe in den letzten zehn Tagen so viel Ei wie im gesamten letzten Jahr gegessen und entscheide mich für „Banana please“. Crepes mit Bananen sind immer lecker. „Wit Mild?“ „???“ „Wit Mild?“ Ich verstehe die Frage nicht und zucke mit den Schultern. Nach ein paar Minuten sind die Kinder vor mir abgefertigt und die Crepesdame zeigt auf mich „Banana?“ Ich freue mich „Banana, yes please“. Statt Bananen gibt es scheinbar Bananencreme oder Bananenmarmelade, das ist mir nicht ganz klar. „Wit Mild?“ Mist. Schon wieder. Mir geht langsam ein Licht auf „With Milk???“ Sie nickt, ich kann mir nur keinen Crepes mit Milch oben drauf vorstellen. „Ok, with Milk“. Sie greift zu einer Art Ketchuptube und zeigt auf den Crepes „Wid Mild“. Ok, ich nicke begeistert, das wird wohl etwas wie gesüßte Kondensmilch sein. Was es ist, erfahre ich nie, weil der Crepes eher knusprig wie ein Keks gebacken wird. Schmeckt aber lecker und hat sogar einen Hauch von Bananenaroma.

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noch mehr Eindrücke

Die Begeisterung und der Kult um meine Person nehmen hier in Thailand bizarre Züge an. Ein hier sehr populärer Jazz Saxophonist, Kenny G., versucht sogar die optische Ähnlichkeit zu mir karrierefördernd auszunutzen. Ich wurde schon mehrfach darauf hingewiesen. Bevor ich Autogramme geben muss, werde ich wohl meine Anwälte bemühen.

Was mir noch zum Thema Essen einfällt: Fischsauce stinkt wie die Pest, an die Suppe kommt ein halber Teelöffel und gibt dem ganzen einen leicht fischigen Geschmack. Die Sauce wird nicht etwa aus alten Unterhosen gewonnen, sondern aus Fischen, die in der Sonne getrocknet und dann ausgepresst werden.

Als wir vor ein paar Tagen am Stausee waren um Postkartenbilder zu schiessen, sind wir auch auf den lokalen Mountainbike-Club gestoßen. Ich bin erstaunt, dass ein bewegungsfaules Volk tatsächlich freiwillig Fahrrad fährt, das ist ja quasi ein Zivilisationshobby.

Namen sind hier auch sehr lustige Dinge. Ich wurde erst vor Kurzem darüber aufgeklärt, dass Mod gar nicht ihr richtiger Name ist, sondern nur ein Spitzname. Sie hat auch einen „richtigen“ Namen, den ich allerdings sofort wieder vergessen habe 😉 Jeder Thai hat scheinbar einen Spitznamen, den die Eltern festlegen. Mod bedeutet Ameise, Mym Biene.
Es kommt in letzter Zeit zur Amerikanisierung dieser Namen, Thais erweitern Ihre Namen, um sie amerikanischer klingen zu lassen. So wird aus Mon (Wurm) Simon.

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mehr Eindrücke

Internet ist hier ziemlich langsam. Man hat zwar in jedem Dorf mindestens 10 Cafés, die mit ADSL werben, die Verbindung selbst ist aber eher schleppend. Entweder wird hier alles durch Zwangsproxies geleitet um ggf. Zensurmassnahmen durchzufuehren oder die Pakete gehen erst um die halbe Welt.
(klimper, klimper, hack) Oh jeh, traceroute zu heise.de zeigt mir 17 Hops an, bei Nr. 10 geht es rüber nach Japan… kein Wunder also.
Die Microsoftwelt ist hier sehr dominant, ich hatte erst in zwei Cafés überhaupt einen Firefox als Option. Dafür sind überall diverse Messenger installiert, von denen ich noch nie etwas gehört habe.

Was ich eigentlich aufschreiben wollte: selbst Thais essen und trinken nicht alles, was es hier gibt. In Jibs bevorzugtem Nudelshop wird das Wasser aus dem Hahn serviert, Myms dezenten Hinweis „Don’t drink this“ haben dann auch alle brav befolgt.
Es gibt hier eine Kampagne, die das hygienische Bewusstsein der Leute beim Kochen verbessern soll („cook clean, eat tasty“ oder so ähnlich), die scheinbar auch recht erfolgreich ist.
Entgegen allen Befürchtungen habe ich damit überhaupt keine Probleme, es schmeckt mitunter recht unterhaltsam, ist aber durchweg verträglich.
Jib hüpft beim Essen öfters durch seinen Garten, pflückt hier und da etwas von einem Strauch und legt es uns dann auf den Teller. „First eat this“ (deutet auf das Curry) „and then one of this“ (deutet auf das gepflückte Grünzeug) „and then yummy!“. In der Tat, lecker 😉

Im Norden tragen viele Thais Flip Flops, das hat auch praktische Gründe. Nicht nur in Tempeln, sondern auch auf Jibs Terasse, im Bungalow, im Supermarkt und sogar im Internetcafé werden die Schuhe ausgezogen. Jeder lässt die Schuhe irgendwo vor der Tür stehen und betritt dann Barfuß das Geschäft.

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Eindrücke

In Chiang Mai wird Loi Krathong etwas exzessiver gefeiert, ganze drei Tage wird die Nacht zum Tage gemacht. Ich war gerade am Fluss und habe mich in Nachtaufnahmen versucht (die nichts geworden sind). Sehr schön anzusehen ist der Nachthimmel, es steigend laufend Papierballons auf – genau wie in „The Beach„. Die Jugend böllert hier viel und gerne rum, ich wurde auch schon beschossen und habe mir vorsichtshalber Ohrenstöpsel reingesteckt, sonst ist es einfach zu laut.

Die letzten zwei Tage habe ich viel Zeit im Kleinbus verbracht und es tut gut, mal wieder etwas mehr zu laufen und die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. Ich bin jeden Tag ziemlich müde, obwohl ich genug schlafe. Das scheint auch wetterbedingt zu sein, Mod sagt, vielen Thais (ihr inclusive) geht es ähnlich, das mag auch ein Grund für die thailändische Gemütlichkeit zu sein.

Die Preise hier bewegen sich in einem sehr angenehmen Rahmen, man kann mit 10 Euro pro Tag auskommen, ab 20 Euro wird es gemütlich. Allerdings kann man auch sein Geld mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen, besonders wenn man nicht handelt oder alles ständig in Euro umrechnet.
Im Moment bekommt man für einen Euro 46 bis 47 Bath. Vor einem Jahr waren es wohl 52 Bath. Eine Stunde Internet kostet 30 Bath, 1.5L Wasser 15 Bath, der Bungalow bei Jib und Dao 200 Bath (Klo und Dusche außerhalb). Mit meiner Prepaidkarte kostet eine Gesprächsminute nach Deutschland 9 Bath, hier im Land telefoniert man für 3 Bath (incl. Mobilfunknetze).

Man sieht im Norden öfters sehr gut ausgestattete Backpacker, die könnten direkt dem Globetrotterkatalog entsprungen sein. Holländer von diesem Kaliber sind an einem Abend ins Bamboo Riverside gekommen und wollten ein 4-Mann Bungalow zum Preis eines 2-Mann Bungalows. 4 Leute wollten also insgesamt 5 Euro sparen…
Dao hat zwar gelächelt, aber „Maybe you try somewhere else.“ war schon sehr deutlich. Das ist überhaupt so ein Thema, die thailändische Freundlichkeit. In der Tat wird hier pausenlos gelächelt, gleichzeitig sind Thais aber auf ihre Art ziemlich rücksichtslos. Mamas Pub beschallt auch Nachts den ganzen Ort, wenn auf dem Bürgersteig fast kein Durchkommen ist, bleiben viele Thais trotzdem stehen und schauen sich die Verkaufsstände in Ruhe an – egal ob andere Leute warten müssen. Wahrscheinlich fallen solche Dinge nur einem spiessigen Deutschen wie mir auf 😉

Umweltschutz ist hier überhaupt kein Thema. Es wird alles in Plastiktüten verpackt, sogar Getränke am Straßenstand werden kleine Plastiktüten gefüllt. Ein Strohhalm oben rein, wird die Tüte dann zugeknotet und ist bereit zum Austrinken und Wegwerfen.

Die wichtigsten Dinge im Leben scheinen ein Fernseher und eine Klimaanlage zu sein. Sogar der Kleinbus für unsere 2-Tagestour hatte eine Glotze. Als wir in Tha Ton einen kleinen Supermarkt betreten, steht dort ein 100cm Rückprojektions-TV, der kostet in Deutschland bestimmt einen vierstelligen Eurobetrag. Man sieht auch viele, sehr neue Autos, die ebenfalls ein wichtiges Statussymbol sind. Thais würden sich wahrscheinlich bis über beide Ohren verschulden und in einer Bruchbude wohnen, wenn sie sich dafür den tollen neuen Toyota Pickup leisten können, der noch eine Nummer größer als der vom Nachbarn ist.
Das klingt jetzt sehr pauschal und vorurteilsbehaftet, ist aber mein Eindruck, den ich durch meine Erlebnisse und durch die Erzählungen aus Mods Familie bekommen habe.

Völlig unklar ist mir der Kult um den König, das ist schlimmer als die zwangsverordnete Verehrung der DDR-Regierung. Viele Thais tragen ein orangenes Armbändchen, das wohl ihre Sympathie zum König ausdrücken soll.

Ich habe gehört in Deutschland sind um die null Grad 😉 Hier sind tagsüber 30+, des Nachts kann man zumindest im Norden auch ein wenig frieren und braucht lange Hosen und einen Pullover. Das ist auch ganz gut wegen der Mücken. „Du hast da eine Mücke am Hals“ hat hier eine ganz andere Bedeutung. Ich habe bisher 5 Stiche abbekommen. Dafür, dass ich mich so viel am Wasser aufgehalten habe, ist das ganz ok. Lob an die Lieblingsschwester: das von Dir empfohlene Mückenzeug taugt etwas 😉

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Auf nach Chiang Mai

Nach der anstrengenden Hochzeitsfeier ist erstmal ausspannen angesagt, wir gehen den Tag ruhig an. Nachmittags geht es zu einem Stausee, der sehr schöne Postkartenmotive hergibt, abends wird gegrillt.

Chiang Khong dam

Am nächsten Tag soll die Reise nach Chiang Mai gehen, mit einem kleinen Zwischenstop im hohen Norden. Wir machen mal wieder Bekanntschaft mit der thailändischen Pünktlichkeit. Es heisst „get ready at 8!“, dann ist es um neun, um zehn heisst es dann „hurry! hurry!“ und man steht nochmal eine halbe Stunde vor dem Kleinbus rum. Pläne werden gemacht, mehrfach geändert und dann wieder verworfen. Am besten mischt man sich nicht ein und lässt den Dingen seinen Lauf.

Mit dem Bus geht es am Mekong hinauf bis zum goldenen Dreieck, wo sich Birma, Laos und Thailand treffen.
Je weiter nördlich man kommt, desto mehr spührt man den chinesischen Einfluss. Es gibt in Chiang Saen viele chinesische Märkte, außerdem laden hier chinesische Handelsschiffe ihre Wahre aus und um, weil der Mekong ab hier unpassierbar für sie wird.

WOMAN NO ENTRY

Unterwegs gibt es noch ein paar Tempel zu sehen und schliesslich ein Dorf der Long Neck Karen.

long neck karen hill tribe

Das Dorf ist wie ein Zoo, man zahlt Eintritt, die Bewohner führen sichtlich gelangweilt Lieder auf und zwischendurch wird man an zahlreichen Spendenboxen und Souvinirständen vorbeigeführt. Einzig die kleinen Kinder sind aufgeweckt und quirlig.
Ich frage vor dem Fotografieren und gebe danach 10 Bath sowie eine meiner Visitenkarten. Das löst sichtlich Verwirrung aus, ich versuche mit Händen und Füßen zu erklären, dass die Fotos später auf meiner Webseite zu finden sind, bin aber nicht gerade erfolgreich.

long neck karen hill tribe (2)

Obwohl in Thailand Schulpflicht herrscht, sind viele ältere Kinder im Dorf. Mod fragt ein Kind und es sagt, dass es hier wartet, weil der Vater arbeiten ist.
Wir haben für den Dorfbesuch einen Umweg gemacht und eine Bootsfahrt dafür sausen lassen, das war ein schlechter Tausch. Ralf hatte vorher schon Bedenken angemeldet und leider sind viele davon eingetreten. Einerseits leben diese Menschen von den Touristen und man unterstützt sie, es ist aber unklar wieviel von ihrer Kultur noch übrig ist und wieviel Touristenattraktion.

long neck karen hill tribe (3)

Abends halten wir in einem Resort in Tha Ton. Es liegt direkt an einem Fluss und ist recht ruhig. Nach dem Essen gehe ich mit Ralf noch ein wenig durch die Stadt. Wir werden Zeuge einer Prozession, deren Sinn uns nicht ganz klar ist. Etwa 100 Menschen mit Kerzen in jeder Hand bewegen sich in extrem langsamen Tempo die Straße entlang. An der Spitze des Zuges steht ein dicker Thai mit Cowboyhut, der pausenlos erzählt und zur Hintergrundmusik scheinbar Kommandos für die anderen Leute gibt. Das ganze wirkt sehr bizarr und erinnert mich an die Prozession aus „Songs from the second floor„.

Ralf

Am nächsten Tag besteigen wir wieder die Busse und fahren weiter nach Chiang Mai. Ein Elephant Camp kann auf dem Weg noch besichtigt werden. Das ganze ist wieder sehr touristisch, man kann Bananen und Zuckerrohr kaufen und an die Elefanten verfüttern. Wenigstens kommt man ganz nahe an die Tiere heran und sie scheinen auch gut behandelt zu werden. Ob das allerdings irgendetwas zur Erhaltung der Elefanten nützt, ist mir nicht ganz klar. Wild lebende Elefanten gibt es in Thailand kaum noch.

Elephant Proboscis

Drei Mal pro Tag gibt es eine Show. Die Tiere werden dann im Fluss gebadet und führen hinterher ein paar Kunststücke auf. Highlight ist eine Mundharmonika spielende Horde Elefanten, außerdem werden Bilder von Elefanten gemalt und später für sehr teures Geld (bis zu 6000 Bath) verkauft.

Elephant eye

Chiang Mai selbst macht zunächst einen übersichtlichen Eindruck. Ich sehe ziemlich viele Farangs mit Thaidamen am Arm, mehr als in Bangkok – aber ich war in Bangkok wahrscheinlich einfach nicht in der „richtigen“ Gegend. Die Ausländer hier sind nicht so hässlich, und die Thaifrauen nicht so hübsch, wie ich es erwarten würde. Ich versuche dem Thema möglichst aus dem Weg zu gehen und zitiere aus diesem Anlass am besten den Anhalter. Es gibt zu allen Gefahren und Krankheiten wie Malaria ausführliche Informationen. Zum Thema Aids sagt der Anhalter lediglich: „In Thailand ist HIV für Menschen unter 50 inzwischen die häufigste Todesursache. Heterosexueller Sex ist die häufigste Übertragungsform der Krankheit in diesem Land.“

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Hochzeit auf Nordthailändisch

Die Angabe „Thai Zeit“ bedeutet meistens eine Stunde später. Nicht so bei Hochzeiten, alles ist minutiös geplant, der Tag beginnt um 6:00 Uhr. Ich stehe etwas später auf, mein erster Termin ist halb acht: Im „Dressing Room“ möchte ich die Bekleidungsprozedur und das Schmücken der Braut fotografieren. Viele Hände wuseln an Mod und ihrer Schwester herum, die zwar schon verheiratet ist, heute aber ebenfalls an der Zeremonie teilnimmt.

In the dressing room (#1)

Der Bräutigam darf die Braut nicht sehen und so sind Ralf und Christoph zum Warten verdammt. Gegen halb zehn gehen die beiden mit der Hochzeitsgesellschaft 100 Meter den Fluss hinunter und um 9:39 Uhr (9 ist eine Glückszahl) geht es dann los. Singend und rufend nähert sich der Pulk dem Haus und versucht so den Vater herauszulocken. Er erscheint auf der Terasse und spielt das Spiel glänzend mit. „What do you want? Go away!“. Die beiden Herren müssen sich den Weg nach oben erkaufen und jeweils an vier „Mautstationen“ Geld und kleine Geschenke abliefern.

Oben angekommen geht das Spiel weiter. „Do you have a room?“ „No, there is no room available“ „But do you have a daughter?“ (Großes Gelächter) „A small one and a big one?“ (noch größeres Gelächter). Die Töchter dürfen nun in Empfang genommen werden und die Gesellschaft versammelt sich auf der geschmückten Tereasse um den „Altar“. Ein Geistlicher spricht Gebete und singt ziemlich lange. Der korrekte Ablauf ist niemanden ganz klar , daher geht es sehr locker zu, es wird viel gelacht und fotografiert. Schließlich bekommt jeder Gast ein Band, mit dem er Hände des Brautpaars zusammenbindet. Das geht einher mit vielen Glückwünschen und zum Schluss sind die Hände kaum noch zu sehen, so viele Bänder halten sie zusammen. Das an einer Hand verknotete Paar muss nun ins Haus, sich aufs Bett legen. Es wird wieder fotografiert und beglückwünscht. Ich habe die Bettszene so verstanden, dass es nur dann mit den Kindern klappt.
Danach gibt es reichlich zu essen. Gegen Mittag kann sich niemand mehr bewegen und die Hochzeitsgesellschaft muss erstmal ein Mittagsschläfchen einlegen.

Hemingway ;-)

Am Abend versammelt kommen alle wieder zusammen, es wird gegessen, viel getrunken und gefeiert. Beim Essen führt eine Gruppe von Studenten klassische thailändische Tänze vor. Es werden ganz verschiedene Stilrichtungen gezeigt, darunter auch ein Tanz aus Burma. Krönender Abschluss ist ein Tanz mit Fackeln und Feuerspuckern.
Jib legt den ganzen Abend Musik auf und es wird bis in die Nacht gefeiert.

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BBQ

Das Barbecue findet überraschenderweise gar nicht bei Mods Eltern statt, mit dem Auto geht es ins 500 Meter entfernte Restaurant. Der Grill steht direkt auf dem Tisch und ist eine zweiteilige Konstruktion: unten ist ein Topf voller Glut, oben eine halbkugelförmige Grillplatte. Oben auf der Grillplatte wird alles erdenkliche gebraten, im umschließenden vertieften Rand landet viel Grünzeug, Nudeln und Wasser, daraus wird dann gleichzeitig Suppe gekocht. Ursprüngilch kommt diese Art zu kochen aus Korea und scheint auch nur um Chiang Khong verbreitet zu sein. In Chiang Mai gibt es diese Grills gar nicht zu kaufen.

Das Prozedere erinnert stark an Raclette, jeder brutzelt sich was er mag und es wird kontinuierlich gegessen und dabei viel getrunken. In Thailand ist es überhaupt kein Problem, als Gast seine eigene Flasche Whiskey ins Restaurant mitzubringen. Ich fühle mich schon etwas angeschlagen und selbst die pausenlos laufende Scorpions-CD (die Band kennt hier JEDER) kann mir kaum noch etwas anhaben 😉 Zurück fahren wir auf der Ladefläche des Pickups und lassen uns den Wind um die Nase wehen.

Im Guesthouse sitzen wir mit Mods Vater auf der Terasse trinken noch etwas. Jib wird im Anhalter als Musiknarr beschrieben. Irgendwann greift er auch zur Gitarre und singt ganz wunderbar. Ein britischer Freund, begleitet ihn in exzellenter Weise auf der Mundharmonika und es kommt Lagerfeuerstimmung auf. Mod schnappt sich eine Bongotrommel und eine weitere Gitarre wird als Bass benutzt. Ich fühle mich sehr wohl und kann verstehen, dass man hier schnell mehr Zeit seiner Reise verbringen kann, als geplant.

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Chiang Khong

Ich erreiche Chiang Khong nach 13 Stunden am Morgen. Ueber den Reisfeldern steht der Nebel und die ganze Gegend sieht sehr trostlos aus. Ich bin mir nicht sicher, ob die Provinz ein guter Tausch gegen die Stadt ist, in der ich mich so langsam orientieren konnte.
Chiang Khong ist fuer Backpacker das Sprungbrett nach Laos und so ist auch die erste Frage des Tuk Tuk Fahrers „Lao?“. Statt dessen lasse ich mich ins Bamboo Riverside Guesthouse bringen und werde von Mods Mutter mit den Worten empfangen „We have no room, because there’s a big party tomorrow.„. Nachdem ich mich vorstelle, gibt es erstmal großes Gelächter und ich werde von Mods Eltern willkommen geheißen. Ich lerne Mym, Mods ältere Schwester und Christoph, ihren Mann, kennen. Ralfs Eltern, die mich vielleicht 12 Jahre nicht gesehen haben, sind ebenfalls da. Außerdem ist da noch Ian, ein Freud aus Großbritanien mit seiner Frau Sam und Tochter Molly.
Nachdem ich ein exzellentes Müsli und Kaffee bekommen habe und unter der Dusche war, fällt der Stress von Bangkok langsam von mir ab. Hier oben geht alles sehr gemächlich zu, Zeit ist relativ. Die Schiffe schippern den Mekong rauf und runter, oder auch rüber nach Laos, das keine 200 Meter weiter beginnt. Wir sitzen auf der Terasse und machen erstmal gar nichts 😉

Antique electronics

Gleich danach erkunde ich mit Ralf und seinen Eltern die Stadt, bzw. das was an der Hauptstraße der 9000 Einwohnerstadt an Geschäften angesiedelt ist. Mod betreibt hier ein kleines Café (die Miete beträgt etwa 50 Euro), das sehr europäisch eingerichtet ist. In der Küche steht ein riesiger Gasofen, dort wird das berühmte Brot gebacken. Man muss wissen, dass Mods Mutter richtiges dunkles Brot bäckt, das selbst verwöhnten Deutschen äußerst gut schmeckt.
Die Menschen hier sprechen im Vergleich zu Bangkok schlechter Englisch, sind aber und um so freundlicher. Highlight der Stadt ist einen sehr prunkvollen Tempel. Davor finden die schon emsige Vorbereitungen für Loi Krathong statt. Es ist ziemlich heiß, nach einer kleinen Runde flüchten wir in den Schatten und essen erstmal in einem Restaurant einer Bekannten der Familie eine „Kleinigkeit“.

Für den Nachmittag ist eine Bootstour auf dem Mekong angesagt, irgendwann ist von 15.00 Uhr die Rede, los geht es letztendlich kurz vor vier. Als ich in dem kleinen, wackeligen Kahn sitze, bekomme ich erste Zweifel, ob es eine gute Idee war meine Kamera mitzunehmen. Ich bin schon einmal in einem kleinen Ruderboot gekentert und seit dem etwas sensibel was schwankende Wassergefährte angeht 😉
Wenn man auf dem Fluß langfährt, bekommt man einen Heidenrespekt vor der Naturgewalt. Die Strudel sind aus der Nähe betrachtet ziemlich groß, die Felsen im Fluss gefährlich unscheinbar und die Strömung ziemlich reißend. Wir legen einen kleinen Zwischenstop ein, um Eis, Wein und Bier einzuladen, dann geht es nochmal 20 Minuten weiter flussaufwärts. Hier machen wir am Ufer halt, weil die Insel, zu der es eigentlich gehen sollte, noch unter Wasser steht. Nachdem ich das Gebüsch erkundet habe und meinen ersten Jim Beam mit Cola und Eis hatte, bin ich wesentlich entspannter und kann die Atmosphäre genießen. Die Kinder tollen wie verrückt herum und ich probiere die Familie langsam an meine Kamera zu gewöhnen 😉 Es sind insgesamt 3 Kinder mit dabei, die nie ermüden und großartige Fotomotive sind.
Als langsam die Dämmerung hereinbricht, machen wir uns auf dem Rückweg, kommen dabei sehr nahe an die laotische Seite des Flusses und beobachten das Treiben dort. Das Bamboo Riverside ist inzwischen richtig voll und jetzt ist erstmal BBQ angesagt 🙂

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Bangkok, Tag drei

Bangkok ist wirklich ein extrem gefährliches Pflaster. Nicht, dass man ständig ausgeraubt, entführt oder übers Ohr gehauen wird. Nein, die wirklich ernsthafte, riesengroße Gefahr in dieser Stadt ist der Linksverkehr. Als Fußgänger die Straße zu überqueren ist einem Suizidversuch gleichzusetzen, weil man sich einfach nicht daran gewöhnen kann, dass die Autos von der Seite kommen, in die man gerade nicht schaut. Ich wette es gibt Statistiken, die belegen, dass Briten weniger in Fußgängerunfälle verwickelt sind, als andere europäische Touristen.

Ich bin vielleicht etwas überängstlich und verkrampft, weil ich all die möglichen Gefahren und Ärgernisse der Stadt im Reiseführer gelesen habe, aber eigentlich kann man hier gut klarkommen, wenn man sich auf den thailändischen Stil einlässt.

Sehr unterhaltsam sind die kleinen Hinterhofgassen, dort findet das gesamte Familienleben halböffentlich statt. Der Fernseher wird draußen auf einen Tisch gestellt und dann kocht man, wäscht die Wäsche oder weisst einem verirrten Farang den Weg. Einer solchen Weisung folgend, finde ich mich in einer Sackgasse wieder. Ich frage ein paar herumlungernde Thais, diese deuten auf eine Wohnungstür „this way“. Ich wollte das Haus eigentlich nicht besichtigen und frage nochmal, etwas genervt bekomme ich „go, nobody will kill you“ zu hören. Ok, ich betrete so eine Art Garage, die eine Hintertür in eine andere Gasse bietet und mich tatsächlich auf die Khao San Road führt. Toll!

Auf dem Weg zum Pier, verirre ich mich wieder, frage einen etwas heruntergekommenen Ausläner, der selbst kaum Englisch spricht. Er überlegt kurz und sagt dann „follow me, I know a shortcut“. Ich versuche mich an sämtliche mir bekannten, nie praktizierten Selbstverteidiungstechniken zu erinnern und folge ihm mit einem etwas mulmigen Gefühl. Die Gasse wird enger und dunkler und endet nach ein paar Metern. Er öffnet selbstbewusst eine Haustür, wir schreiten durch eine Art Waschküche und ernten den verdutzten Blick einer Thaimutti, die gerade beim Waschen ist. Eine Tür weiter sind wir plötzlich in einer Art Gemeinschaftsdusche (Verwirrter Blick einer halbbekleideten Touristin) und kommen von dort in eine mit Mamor gefliesste Hotellobby. Auf der Straße finde ich mich zwanzig Meter links neben der Gasse wieder, die ich eigentlich benutzen wollte. Toll 🙂

Der Plan für meinen letzten Tag Bangkok ist hauptsächlich ein Ticket für den Nachtbus nach Chiang Khong zu ergattern. Also fahre ich zum Busbahnhof Mo Chit im Norden. Der langsamste Weg dorthin ist das Taxi. Es steht ständig im Stau und kostet bestimmt 250 Bath. Also nehme ich den billigen und schnellen Weg, den ich mir auch alleine zutraue. Auf dem Wasser vom nördlichsten bis zum südlichsten Pier und dann den Skytrain wieder nach Norden. Dauert etwa 1-1.5 Stunden und kostet knapp 60 Bath.

Der Skytrain wird in den Reiseführern spektakulär umschrieben, ist aber nichts weiter als eine U-Bahn über Tage, das kann man genau so gut auch in Berlin haben. Die Trasse ist etwas höher und man kann die Stadt und das Chaos unterhalb ganz gut bewundern. Es gibt wie in Berlin Fernseher, auf denen fast nur Werbung läuft, hier ist sie jedoch mit Ton.

Von der Skytrainstation zum Busbahnhof soll man den Linienbus nehmen, ich bin aber zu faul und wenig abenteuerlustig, also winke ich mir ein Taxi heran. Hier bewährt sich erstmals Mods Zettel, sie hat den Namen des Busbahnhofes auch in Thai aufgeschrieben, den ich dem Taxifahrer Zeigen kann. Er spricht grottenschlecht Englisch und fragt gleich, ob ich nach Chiang Mai will. Die Stadt ist das Reiseziel im Noden Thailands, scheinbar wollen alle Backpacker dort hin.
Trinkgeld ist in Thailand eigentlich überhaupt nicht üblich, maximal lässt man bei einer Rechnung über knapp 500 Bath im Restaurant noch 5-10 Bath des Wechselgeldes auf dem Tisch liegen. Keinesfalls kann man die Rechnung höher ansetzen, das in Deutschland übliche „machen Sie 500“ versteht hier niemand. In Touristenorten sind aber die Menschen schon etwas angepasst und so bin ich recht erstaunt, dass der Taxifahrer keine Anstalten macht mir meine drei Bath Wechselgeld rauszugeben. Ich hätte sie sowieso nicht genommen, aber das ist das erste Mal, dass jemand so „dreist“ ist.

Auf dem Busbahnhof sitzen hunderte Thais und warten auf ihren Bus. Es gibt unzählige kleine Schalter der verschiedenen Reiseunternehmen, an denen man Tickets kaufen kann. Mod und Ralf haben mir das staatliche Busunternehmen empfohlen, es ist zuverlässig und man ist vor Überraschungen sicher. Bei kleineren Firmen passiert es schon gelegentlich, dass man einen Platz im VIP-Bus mit Klimaanlage und Schlafsitz bucht und dann die Reise zusammengepfercht in einem Kleinbus antritt, weil nicht genügend Fahrgäste für einen großen Bus zusammengekommen sind.

An der Information versuche ich mich verständlich zu machen, ich verstehe aber den Mitarbeiter nicht, und er mich nicht. Prima 🙂 Irgendwann zeige ich ihm Mods Zettel und deute auf „gouvernement bus“, daraufhin erzählt er mir etwas, schreibt schliesslich „25-28“ auf einen Zettel und gibt ihn mir. Tatsächlich finde ich am besagten Schalter die staatliche Buslinie. Ich kaufe ein 1. Klasse Ticket für 650 Bath, auf dem fast alles in Thai steht 🙂 Die Mitarbeiterin erklärt mir, dass der Bus um 19:00 Uhr (kringel) auf Slot 120 (kringel) losfährt.

Ok, das wäre geschafft. Auf der Strecke zurück gibt es das Problem vom Busbahnhof Mo Chit zur Skytrainstration Mo Chit zu kommen. Der Taxifahrer schüttelt den Kopf und deutet nach draußen. Skytrain ist ihm kein Begriff. Zum Glück steht im Anhalter die Lautschrift für „Himmelszug“ und das Problem ist gelöst.

Donation Boxes

Es ist noch etwas Zeit und ich schaue mir Wat Po an. Vor dem Tempel sitzt ein Sicherheitsbeamter und spricht mich an, wo ich denn herkomme („Ah, germany, Guten Taag!“), ob ich schon im Königspalast war (ja, gestern) und wo ich denn wohne. Als ich mich mit Khao San Road oute, flaut sein Interesse sichtlich ab. Wahrscheinlich passt mein äußeres Erscheinungsbild nicht zum Schmuddelimage der Backpackermeile.
Man muss dazu wissen, dass Thais sehr auf ein gepflegtes Äußeres achten und den sozialen Rang am Erscheinungsbild festmachen. Man kann enorm viel Entgegenkommen ernten, in dem man einfach sauber und ordentlich gekleidet ist, ein Hemd ist für Männer quasi Pflicht. Diese fast überlebenswichtige Information verdankte ich übrigens Patrick, der mir zum Monsters of Spex Festival seine Couch angeboten hat und selbst schon viel in Asien gereist ist.

The reclining Buddha

Im Guesthouse angekommen bleibt mir eigentlich nur noch Zeit zu essen, dann muss ich wieder los. Mod hat mir „eat before you enter the bus!!!“ auf den Zettel geschrieben. Sie ist etwas in Sorge um mich, weil ich in der Stadt sehr verloren wirke. Ich schlinge das Essen runter, weil es schon etwas spät ist. Hm, sie hat gesagt, ich soll ein bis zwei Stunden vorher am Busbahnhof sein. Warum eigentlich? Fahren die Busse hier möglicherweise auch früher als geplant ab?
Ich unterschätze Bangkok natürlich erheblich. Ich habe mir morgends ein Ticket gekauft, weil ich Angst hatte, dass der Bus ausgebucht sein könnte. Ich hätte mich mal lieber darum sorgen sollen, pünktlich am Bahnhof zu sein. Diese Erkenntnis reift langsam in mir, zusammen mit der Panik, den Bus nicht mehr zu erreichen. Also nehme ich das erste „Tuk Tuk Mister?“ Angebot an. Es ist keine gute Idee, so etwas nahe der Khao San Road zu machen. Der Fahrer schlägt für die Strecke 60 Bath vor, wert ist sie *maximal* 30. Ich bin in Eile und wir einigen uns auf 40. Natürlich kennt der Fahrer den Pier nicht und hält nach einer Minute Fahrt an einem anderen Pier. Nach wir gemeinsam mit anderen Thais an der Straße das korrekte Fahrziel ermittelt haben, werde ich nochmal 200 Meter weiter gefahren, diesmal ist es der richtige Pier. Ich will mit einem 100 Bath Schein bezahlen, das sind gut zwei Euro. Jetzt kommt erstmal der Trick „ich habe kein Wechselgeld“, er geht zu einer Gruppe Thais am Straßenrand, wedelt mit dem Schein, die Thais schütteln den Kopf. Zum Glück habe ich noch genug Kleingeld um passend zu zahlen. Um diese Zeit fährt nur noch das langsame Boot, das an jedem Pier hält und sehr voll ist. Wenn man es eilig hat, ist Bangkok die denkbar schlechteste Stadt 🙂

Kurz nach halb sieben komme ich mit dem Skytrain an, bin aber immer noch etwas in Panik, weil das letzte Stück der Strecke mit Autos verstopft ist. Ein Taxi fährt an mir vorbei, das nächste willige Gefährt ist ein Tuk Tuk und wie sich herausstellt, ist das eine sehr gute Wahl. Er schlägt 80 Bath vor, ich sage, dass ich für 50 ein Taxi bekomme. Als ich schon meinen Rucksack nehme und Anstalten mache, mir ein Taxi zu benutzen, geht er auf den Preis ein.
Tuk Tuk Fahrer verdienen pro Strecke, Taxifahrer pro Kilometer. Ein Taxifahrer ist deswegen nie in Eile, das Taxameter läuft ja immer weiter. Tuk Tuk Fahrer versuchen möglichst viele Fahrten pro Stunde zu schaffen und absolvieren diese mit Überschallgeschwindigkeit. Jede noch so kleine Lücke wird genutzt, die linke Fahrbahnseite ist trotz Gegenverkehr nicht gerade verbindlich und der direkte Weg ist nicht immer der kürzeste. Ich habe das Gefühl wir fahren im Kreis. Es geht über dunkle Nebenstraßen voller Schlaglöcher. Wiedermal sehe ich mich schon ausgeraubt irgendwo im Straßengraben liegen, aber nach fünf Minuten halsbrecherischer Fahrt hält er im Stau an und sagt „Mo Chit“. Ich sehe nur Straße, er deutet aber auf die andere Seite und versichert mir, dort drüben sei der Busbahnhof. Ich glaube das noch nicht wirklich, bin aber andererseits froh den Höllenritt überlebt zu haben. Tatsächlich leuchtet über dem Gebäude auf der anderen Straßenseite in großen Neonlettern „Mo Chit Bus Station“. Als ich bei Plattform 120 ankomme, fährt der Bus gerade ein.
Ich gebe meinen Rucksack ab und kaufe mir noch etwas zu Essen. Beim Bäcker gibt es gleich noch etwas Thaiunterricht, ich ernte aber für meine Aussprache Gelächter 🙂

Noch ein Tipp von Patrick waren Ohrenstöpsel für den Bus. Ein Fernseher ist hier ein enorm wichtiges Stück Lebensqualität, das natürlich auch in den Bus gehört. Bei hoher Lautstärke laufen Fernsehshows, die ähnlich grenzwertig sind wie in Deutschland, Seifenopern oder schlecht auf thai synchronisierte japanische Actionfilme mit chinesischem Untertitel.

Es gibt noch eine kleine Pappbox mit Keksen, einem Becher Wasser und diversem Kleinkram wie Erfrischungstüchern. Nach einer Stunde steigen weitere Fahrgäste zu, eine ältere Thaifrau scheint nicht besonders glücklich, neben mir sitzen zu müssen. Ich lächle nur und versuche erst gar keine Konversation um sie nicht total zu verschrecken.

Es gibt gegen 22:00 Uhr noch einen Zwischenstop. Ich warte erstmal bis alle aussteigen und schaue mir die Prozedur an. Offensichtlich ist ein ans Busticket getackerter Zettel Gutschein für eine Nudelsuppe. Auf das Wasser mit Eiswürfeln verzichte ich besser, die Suppe scheint aber ok zu sein. Ich bin nicht sicher, ob die kleinen Klöße darin aus Fleisch sind. Die Konsistenz ist eher gummiartig, der Geschmack undefinierbar. Andererseits weiss ich nicht mehr wirklich, wie Fleisch schmeckt. Ich versuche ein problemloser Passagier zu sein und verabschiede mich für fünf Minuten von Zweifeln und Vegetarismus 😉

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Bangkok, Tag zwei

Nach dem Fruehstueck habe ich mir eine andere Unterkunft organisiert. Das alte Zimmer hatte eine Klimaanlage der Polarstufe 5 und es war trotz drittklassiger Hinterhoflage extrem laut. Das jetzige Zimmer ist noch abgewrackter, hat aber einen Ventilator und in der Ladengasse scheint morgends weniger los zu sein.

Bangkok floodings

Im Anhalter steht, die schoenste Methode sich durch die Stadt zu bewegen, ist auf dem Wasser. In der Tat ist das sehr erfrischend, schnell und saubillig, 13 bzw. 18 Bath im kleinen oder grossen Chao Phraza Tourist Boat. Das haben wir gleich fuer eine kleine Rundfahrt genutzt um danach in einem sehr kleinen Restaurant irgend etwas sehr scharfes zu verspeisen. Meistens gibt es noch eine verwinkelte Treppe, die ein oder mehrere der oberen Ebenen zugaenglich macht oder gleich bis auf die Dachterasse fuehrt. Auf einer solchen haben wir gestern bei einem Singha Beer auch den Abend genossen.

Suses Hinweis, ich soll mir Klopapier einstecken, ist Gold wert. Klopapier scheint hier Mangelware zu sein, im Guesthouse gibt es maximal eine halbe Rolle duennes, auf dem Klos im Koenigspalast gar keins. Bestens vorbereitet, kann ich den Besuch ohne hygienische Komplikationen beenden.

The Grand Palace, Bangkok

Ich trage natuerlich meinen lustigen Hut aus Wacken, das bringt mir regelmaessig „Hello Cowboy“-Sprueche ein. Ueberhaupt, man wird hier alle Nase lang angequatscht. Heute stiefel ich so durch die Gruenanalge neben dem Koenigspalast (Prima Drachenwiese btw., aber es gab nur Einleiner zu sehen) und fotografiere einen Menschen der Tauben fuettert. Prompt kommt ein Thai an und moechte mir einen Beutel Taubenfutter (Mais?) verkaufen. Eher quatscht er mich zu und steckt mir mehrere Futterbeutel fast in die Tasche. Das nervt ein wenig, laueft aber noch lange nicht so agressiv ab wie z.B. in Tunesien, hier genuegt drei bis funf Mal „nein“.

Feeding the pigeons

Eine lustige Zusammenkunft gab es ein paar Meter weiter. Ein junger Thai mit seiner Freundin wuenscht mir viel Glueck, weil ich gerade vor der Anlage mit dem Gluecksbuddha stehe. Wir quatschen ein bisschen und er erklaert mir die Highlights. Ich lasse im Gegenzug eine Visitenkarte springen mit dem Versprechen, dass er dort bald tolle Thailandfotos findet. Als ich meinen Anhalter zwecks einer Strassenkarte zuecke, geraet der junge Herr richtig in Fahrt und zeichnet mir die genannten Orte auf der Karte ein. Ich bleibe gelassen und bete, dass er aufhoert die Strassennamen unkenntlich zu machen – ich bin schon so fast orientierungslos in der Stadt. Ok, er hoert auf, winkt aber ein Tuk-Tuk heran um fuer saubillige 30 Bath eine Tour zu den genannten Monumenten an. Der Preis ist ok, aber ich will eigentlich nur ein bisschen rumlatschen und kein Speed-Sightseeing machen. Das versteht keiner der beiden, ist doch so weit, ueberhaupbt scheint Laufen hier sehr unpopulaer zu sein.

Die gestern erworbene SIM-Karte hat noch eine nette Nebenwirkung: via Cell Broadcast bekommt man lustige Sprueche auf das Display gebeamt. Ich kann die dann mit OK bestaetigen. Ich habe Mod gefragt, was das ist. Es bedeutet z.B. „Wenn Du Dein heutiges Horoskop erfahren moechtest, druecke OK (9 Bath)“. Oh, so eine Art Jamba fuer Thais. Kein Wunder, dass die Karte so schnell leer ist 🙂

Richtig warm werde ich mit der Stadt nicht, sie ist immer noch dreckig, laut und chaotisch. So langsam ueberwinde ich aber meine Fotohemmung. Gestern habe ich nur drei Bilder gemacht, weil mich alles angenervt hat und ich nichts interessantes gesehen habe oder wenn, dann zu schuechtern war fuer ein Bild. Heute im Koenigspalast konnte man die groesste Ansammlung des Landes an digitalen Spiegelreflexkameras bewundern und ich hatte nach einer Weile auch keine Hemmungen mehr mein grosses Spannertele raufzuschrauben.

Ralf und Mod sind heute Richtung Norden abgeflogen und ich bin jetzt auf mich allein angewiesen. Das ist auch gut so, wenn man jemanden dabei hat, der perfekt Thai spricht, kommt man selbst nicht aus dem Knick. So muss ich maulfaules Stueck auch mal selbst mit den Menschen interagieren 🙂

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Bangkok

Just another temple

… die Stadt ist genau wie sie immer beschrieben wird und bemueht sich wirklich alle Vorurteile zu erfuellen. Dreckig, laut, chaotisch. „Guten Aaaabend, wie geeeeht es iiihnen?“ inclusive.
Zum Glueck fungiert Mod als lokaler Guide und bewahrt uns vor dem Schlimmsten. Allerdings hat sie selbst als Eingeborene es fast nicht puenktlich zum Flughafen geschafft, weil ihr niemand erklaeren konnte, wo der Bus zum Flughafen abfaehrt. Sie hat dann ein Taxi genommen…
Achja, nettes Detail am Rande (huch, hier laeuft eine Maus durchs Internetcafe): Taxis sind billiger als Tuk-Tuks, weil die haben ein Taxameter (?) und Tuk-Tuks sind Verhandlungssache. Allerdings kommen einem am neuen Flughafen, wenn man die Gepaeckausgabe verlaesst, gleich freundliche Menschen entgegen, die ein „Taxi“ anbieten. Die sehen auch aus wie Taxis, sind preislich aber im exclusiven Niveau angesiedelt. Die „richtigen“ Taxis, mit Taxameter, gibt es eine Etage tiefer.
Hm, was war heute noch: saufende Skandinavier, die sich selbst beim Aufstehen verletzen (die bloede Gravitation…) und einmal beim Einkaufen beschissen werden. Naja, so halb zumindest.
Melle, Geizkragen in Person, kauft sich eine SIM-Karte fuer seinen Horchaparillo, selbst nach Deutschland sind die Gespaeche spottbillig (9 Bath/min). Die Karten kosten 300 Bath (~6 Oere) und haben 50 Bath Guthaben. Natuerilch war meine Karte 2nd Hand und hatte noch 35 Bath drauf. Ich haette ja wenigstens mal das Guthaben beim Kauf pruefen koennen. Mal sehen, wie das mit den Rubbelkarten funktioniert. Angenehm: die Karten benoetigen keine PIN. Ich freue mich also ueber lustige Urlaubs-SMS an +66895355313 😉
Kulinarisch ist es natuerlich ein Schlaraffenland, zuerst superscharf in einer Suppenkueche gegessen und gerade eben *lecker, lecker* Apfelsalat mit Chili-Erdnusssauce, dazu natuerlich Reis. Lecker!
So, ich versuche noch ein paar Nachtaufnahmen der Khao San Road zu schiessen.

Khao San Road

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Unterwegs

So, endlich Urlaub, endlich Zeit zum Bloggen 🙂 Wir sind gerade in Helsinki, draussen regenet es und diese finnische Tastatur macht mich fertig.
Der Start war lustig, weil der Abfertigungsschalter in Tegel noch geschlossen war, haben wir die Zeit in einem Qualitätsburgerresturant verbracht. Dann war der Schalter offen und man hat sich durch eine Horde Spanier durchkämpfen muessen. (lustige Yeichen hier auf der Tastatur: å z.B. und y ist da wo man z vermuten wuerde).
Jedenfalls sprach in der Traube Spanier jemand eine andere Sprache, das war wohl Finnisch und so haben wir das Ende der Schlange zum Checkin gefunden 😉
Maaaaannnn, ist das langweilig auf dem Flughafen. Zum Glueck kann ich das Restguthaben an dem Terminal hier aufbrauchen.

btw.: Der Rucksack von Ilse ist echt geil, multifunktional und kann sich wahrscheinlich auch in ein Schlauchboot verwandeln. Das ist keine schlechte Sache, im Zielgebiet gibt es angeblich Ueberschwemmungen.

(Toll Ä und Ö gibt es, aber kein ue …)

So, mal kucken,was der Ralf sagt. (…) Der Ralf sagt: „Rock’n Roll!“.

(…)

Außerirdische Kräfte haben meinen Kühlschrank umsortiert.

Satyricon

SATYRICON habe ich das letzte Mal als Support von PANTERA gesehen (Oh je, wie lange gibt es PANTERA schon nicht mehr?). Höchste Zeit also, sich die Norweger um Satyr und Frost wieder aus der Nähe anzuschauen und vor allem anzuhören.

Insomnium, 10/12/06, Kato

Viel zu spät betrete ich das Kato, und es erklingen gerade die letzten Songs von INSOMNIUM. Der Saal ist schon gut gefüllt, in den hinteren Reihen wird zu dem progressiven Stil mitgenickt, vorne gemosht.

Insomnium, 10/12/06, Kato

Das in meinen Augen sehr junge Publikum macht es der Band gleich und lässt die Haare wehen. INSOMNIUM schaffen es ohne Probleme, einen Platz auf meiner „das muss ich mir auf jeden Fall noch mal anhören“-Liste zu ergattern.

Keep Of Kalessin, 10/12/06, Kato

Nach einer ausgesprochen kurzen Umbaupause übernehmen KEEP OF KALESSIN die Bühne. Kollege Henri hatte mir schon prophezeit, dass die Jungs gut sind, aber was mir da geboten wird, übertrifft die Erwartungen deutlich. Der Sound ist brachial und schnell. Sehr schnell.

Keep Of Kalessin, 10/12/06, Kato Keep Of Kalessin, 10/12/06, Kato

Hauptverantwortlicher ist Vyl, der hinter den Drums ohne mit der Wimper zu zucken locker aus dem Handgelenk alles wegknüppelt. Wow. Nicht nur ich bin begeistert, das restliche Publikum teilt die Euphorie und geht gut ab. Nach einer guten halben Stunde ist der Orkan vorüber gezogen und hinterlässt leuchtende Augen. „Mit welcher Leichtigkeit die solche Dinger raushauen … unglaublich!“ ist die einhellige Meinung der ersten Reihen.

Satyricon

Der Umbau vor SATYRICON dauert etwas länger (jede der unzähligen Gitarren wird noch mal gestimmt und poliert) und so kann das Rack von Frost ausgiebig bewundert werden, das schon fast an die Percussion-Konstruktionen von CORVUS CORAX erinnert. Begeisterung ruft auch Satyrs Mikrofonständer hervor, der aus diabolisch verschlungenen Hörnern aufgebaut ist.

Satyricon

Inzwischen verdichtet sich das Publikum merklich und ich bekomme eine Vorahnung, was vor der Bühne abgehen wird. Letzte Vorbereitungen finden statt: in der ersten Reihe werden die Haare gekämmt, ich klammere mich an meine Fototasche. SATYRICON betreten ohne viel Pathos die Bühne und werden euphorisch gefeiert. Los geht es mit ‚Walk The Path Of Sorrow‘, was sofort Bewegung ins Publikum bringt.

Satyricon

Vor ‚K.I.N.G.‘ wird erstmal getestet, ob das Publikum auch in der Lage ist, den Refrain mitzubrüllen. Wie sich herausstellt, ist es das: Unzählige, mit Festivalbändchen verzierte Arme recken sich synchron in die Luft, hunderte Kehlen brüllen ‚K.I.N.G.‘ – nicht besonders anspruchsvoll aber wunderbar mit anzusehen.

Satyricon

Als ‚A New Enemy‘ erklingt, bin ich der glücklichste Mensch im Saal: Nichts massiert mein Trommelfell sanfter, als der von Frost ausgelegte, akustische Bombenteppich.

Satyricon

Sehr bezaubernd ist auch Jonna Nikula, der man eigentlich einen eigenen Artikel widmen müsste. Nicht nur, dass sie extrem süß aussieht, auch macht sie hinter dem Keyboard eine hervorragende Figur und mosht fleißig mit.

Satyricon

Zwischen den Songs fordert das Publikum immer energischer ‚Mother North‘ ein. Die Band geht cool darüber hinweg und kündigt ‚Fuel For Hatred‘ an. Nun gibt es kein Halten mehr, der Mob tobt und reißt alle mit, mich inklusive. Ich lande fasst auf dem Schoß des in der ersten Reihe parkenden Rollifahrers. Egal, er nimmt es locker, ich entschuldige mich wortreich und hüpfe weiter, in einer Hand die Kamera.

Satyricon

Die Band verlässt die Bühne, doch das Publikum lässt nicht locker, ‚Mother North‘ muss ja eine Top-Puppe sein, so wie alle danach schreien. SATYRICON lassen sich nicht lange bitten und kehren für zwei weitere Songs auf die Bühne zurück. Als könenden Abschluss gibt es auch endlich ‚Mother North‘. Hunderte Arme recken sich in die Luft, der gesamte Saal wird zum Chor und übertönt fast die PA. Großartig SATYRICON, großartig Berlin! Diese Stimmung ist wirklich einmalig, so stelle ich mir einen gelungenen Beatabend vor.

Satyricon

(alle Fotos des Abends gibt es bei flickr, das Review erscheint auf powermetal.de)