Wat = Tempel. Davon hat man in Sukhothai einige. Ich erklimme am frühen morgen ein Sammeltaxi (eher ein Sammelbus) und lasse mich zum Sukhothai Historical Park fahren.
Man kann Fahrräder für 20 Bath am Tag ausleihen, ich hätte aber besser wieder ein Moped nehmen sollen. Der zentrale Teil von Sukhothai ist schon groß, es gibt aber noch haufenweise Ruinen ringsherum. Also quietsch, tret, radel ich von einem Steinhaufen zum nächsten, warte bis die Touristen aus dem Bild verschwinden, stehe selbst im Bild und schwitze wie ein Schwein. Nach dem kühlen Norden ist Sukhothai Sauna pur. Ich lege meine Routen entlang der Verkaufsstände für Wasser.
Nach 3 Stunden im Zentrum will ich mich zu den entlegenen Ruinen wagen. Ich kehre nach der Hälfte der Strecke um, weil ich kein Wasser mehr habe. Mit einem halben Liter unterm Arm und dem Stativ über dem Lenker radel ich immer 100m um dann im Schatten der Bäume zu verschaufen. Die Sonne brutzelt. Ich hätte das blöde Stativ zu hause lassen sollen und meinen Hut mitnehmen sollen.
Links und Rechts des Weges sind Reisfelder und irgendwann komme ich wieder an einem Steinhaufen vorbei. Nach der Besteigung eines mittleren Hügels ist mein Wasser fast alle. Umkehren oder Zähne zusammenbeissen? Ach, egal 😉 Ich radel weiter. An einer Art Festplatz, man sieht noch den Müll von Loy Krathong, erspähe ich ein Haus mit Terasse und darauf ein Coca-Cola Kühlschrank. Super, das könnte ein Restaurant sein. Ist es aber nicht, der Kühlschrank ist Privateigentum, davor sitzt ein Mürrischer alter Thai. Mein „Savadthii Kap“ zaubert auch kein Lächeln auf sein Gesicht. Mist, wieder falsch betont. Ein Jüngerer Thai kommt aus einem anderen Haus, er lächelt und versteht sogar drei Brocken Englisch. Ich wackel mit meiner Wasserflasche und deute auf den Kühlschrank, in dem Wasser steht. Er lächelt und verneint. Ich wiederhole meine Geste, er verneint wieder. Scheinbar möchte er mir gerne helfen, kann es aber nicht. Mist, das Wörterbuch ist im Guesthouse.
Er holt einen großen Wasserkanister. In diesen wird hier meistens Trinkwasser an die Haushalte geliefert, das funktioniert wie der Milchmann zu hause. Prima, er könnte mir ja etwas abfüllen. Statt dessen gibt er mir eine Flasche aus dem Kühlschrank. „How much?“ Er lehnt dankend ab. Ich bin verwirrt und gebe ihm zwanzig Bath, darauf hin gibt er mir noch eine Flasche und Strohhalme. Scheinbar sind wir jetzt beide glücklich, so wie wir gucken. Ich verabschiede mich wortreich radel von dannen. Als ich das Wasser öffnen möchte, verstehe ich auch, was er mir sagen wollte. In den Flaschen aus dem Kühlschrank sind nicht mehr versiegelt und mit Wasser aus dem großen Kanister befüllt. Soweit versorgt fühle ich mich fit genug den Rest der Strecke zu erkunden.
Ich begegne zwei Belgiern, die auf der Suche nach einem im Anhalter gepriesenen Wat sind. Ich schicke sie in die Richtung aus der ich gekommen bin, den Namen des Wats habe ich schon auf einem der Schilder gesehen. Glaube ich.
Nach 800m finde ich genau diesen Wat. Also, die gute Kinderstube gebietet mir das, radel ich zurück (schwitz, schwitz) und erkläre den beiden, dass sie in genau die andere Richtung müssen.
Der besagte Wat liegt auf einem Berg, den man zunächst erklimmen muss. Die Anstrengung wird mit einem recht dunstverhangenen Blick über Sukhothai entschädigt. Ich mache gemütlich Fotos und als ich fast schon wieder den Abstieg wagen will, begegne ich meiner Nachbarin aus dem Guesthouse (die mich für einen Tag Sukhothai ausgelacht hat).
Sie ist aus Frankfurt, irgendwas um die 50 und Profi-Touristin, d.h. sie reist auf schmalem Budget und sieht sich wirklich alle Wats an. Bei diesem Pensum bräuchte ich auch zwei Tage. Mir kommen die Ruinen schon fast zu den Ohren raus, von zwei Tagen Sukhothai habe ich mich innerlich schon wieder verabschiedet.
In Sukhothai riecht es fast überall merkwürdig. Ich habe das zunächst für einen penetranten Pflanzenduft gehalten. Ich begegne einer Herde Ochsen, die genüsslich zwischen den Ruinen grast und mir wird klar, wonach es hier wirklich riecht 😉 Die Ochsen lassen sich von mir nicht stören und so hocke ich mir der Kamera bewaffnet zwischen ihnen, es bimmelt um mich herum und sonst hört man nur das Gras reißen.
Als ich mich daran mache, das Fahrrad wieder abzugeben, stelle ich fest, mich wiedermal verirrt zu haben 😉 Ich taste mich mit Logik und diversen Karten an den Fahrradverleih heran und treffe dort … genau meine Nachbarin. „Ach hier sitz auf, ich nehme Dich mit zum Ausgang.“ Ich wiege 70kg, sie meint es aber ernst und so geht es in Schlangenlinien dem Ausgang entgegen. Es gibt noch einen Markt, den sie mir empfielt. Ich schaue mich dort um und denke nur „brrrr.“ Es geht sehr schmuddelig zu, der dreckigste Markt, den ich bisher gesehen habe. Fliegen werden mit an Stöckern aufgehängten Plastiktüten vertrieben, Fische und Fleisch liegen ohne Eis auf Zeitungspapier aus. Für Vegetarier ist sowieso nichts Essbares dabei. Ich wage nur ein paar Waffeln und Mini-Dounuts zu essen.
Ich habe im Ban Thai mein Gepäck gelassen, ein Zimmer hatte ich noch nicht gebucht, das ist auch gut so. Ich will meinem ursprünglichen Plan entsprechend den Nachtbus nach Bangkok nehmen und von dort in der nächsten Nacht weiter nach Krabi – endlich ans Meer. Das sind zwei unbequeme Nächte und ein chaotischer Tag in Bangkok, aber das ist mir lieber als tagsüber im Bus zu schmoren oder 2600 Bath für einen Flug auszugeben.
Ralf hat von Trang aus angerufen, wir verabreden uns für den 11.11. abends in Krabi um von dort aus einen Nationalpark zu erkunden.
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