Die Baufirma, die Dach und Fachwerk macht, will jetzt die andere Seite des Daches inspizieren. Im November hatten wir die unteren Ziegel auf der Westseite entfernt und jetzt ist die Ostseite dran.
Die Dachrinne muss auch runter. Z. macht das mit der großen Flamme aus der Propangasflasche. Mir ist etwas mulmig, weil das Haus nunmal aus Holz ist. Aber die Sorge ist unbegründet, die Dachrinne ist ab, das Haus steht noch.
Nachdem die Rinne und Dachlatten runter sind, bleibt noch ein Haufen Kleinkram über. 1 Millionen kleiner und großer Nägel. Zeug, was aus unklaren Beweggründen an die Sparren genagelt wurde…
Der spannende Teil ist dann, das Dach wieder wetterfest zu machen. Die Planen sind riesengroß, das Gerüst viel zu klein und der Wind ist auch noch im Spiel. Das Tantchen muss mit auf’s Gerüst und wird zum Mithelfen verdonnert. Im Hintergrund rücken schon die Regenwolken an.
Drinnen sieht jetzt alles grün aus und man kann sich noch schwerer vorstellen, dass hier mal ein Schlafzimmer entstehen soll.
Ach und Gerümpel steht hier auch noch rum.
Am nächsten Tag ruft wieder der Schornstein. Genauer gesagt der Schornsteinkopf, das Ding, was oben drauf sitzt und auch einiges auf die Waage bringt. Zum Glück gibt es den Bauaufzug.
Ein paar Schornsteinteile kommen auch noch mit nach oben.
Innen werden sie mit dem Flaschenzug auf den Spitzboden gezogen. Da liegen nur ein paar lose Bretter und Schaltafeln auf den Kehlbalken. Wir verteilen das Gewicht gleichmäßig und hoffen das beste.
Montag früh steht die Baufirma im Hof und will am Dach loslegen. Es sollen erstmal die Aufschieblinge hergestellt werden.
Die Aussicht ist mal wieder prächtig.
Es wird alles ganz genau untersucht.
An der Ecke des Hauses gibt es nachdenkliche Gesichter, Bartkratzen und „hm…“.
Die Motorsäge erklingt und den Rest kann man sich ja denken.
Der Ersatz ist ordentlich eingepasst und der hintere Teil des Balkens wird auch gleich zurechtgeschnitzt.
Der Giebel an der Straßenseite sieht auch nicht so toll aus. Finstere Gesichter bei den Holzwürmern bedeuten meist nichts gutes. Die Gesichter sind sehr finster, es wird viel im Bart gekratzt und in den Balken Probebohrungen gemacht. Die Faustregel ist wohl, wenn mehr als 1/3 vom Querschnitt des Balkens marode sind, muss er getauscht werden.
Zwischen der alten Gastherme links und altem kram Rechts (Türen, lauter Türen…) liegen die Schornsteinrohre.
Wir sollen die Ziegel auswählen und über die Farbe der Ziegel entspinnen sich heftige Diskussionen. Ich versteife mich auf „Hellrot engobiert“, es stellt sich raus, die Farbe gibt es gar nicht. Naja. Wir entscheiden uns für die Farbe, die dem am nächsten kommt. Alles eine Gewohnheitsfrage.
Oben am Giebel finden sich diverse Kabelwege, über die früher der Strom ins Haus kam.
Das sieht aus wie ein Knochen, ist aber eine Art eingegipstes Leerrohr, ebenfalls für die Zuleitung.
Oha, hier wurde auch etwas ausgebessert.
Die Scheune ist voll, ich habe aber immer noch Lehm, der irgendwohin muss. Also wird in einer weiteren Ecke der Scheune etwas abgeteilt.
Noch mehr Möbel müssen außer Haus. Dieses Element hätten wir natürlich auch die Treppe runter tragen können, aber wir haben einen Bauaufzug, den wir maximal ausnutzen wollen.
Vertrauen ist gut…
(Die Gurte haben 2 Tonnen Maximallast)
Die Elektriker haben Telefonkabel, Erde, Stromkabel verlegt, ich hab noch ein Leerrohr mit dazu gepackt. Falls mal Glasfaser kommt. Ich weiß, wir sind in Deutschland. Man wird ja noch träumen dürfen. Das ganze Ensemble muss so verpackt werden, dass kein Wasser durch die Löcher aufsteigen kann.
Z. Besorgt aus dem Spezialhandel Quellmörtel. Der – wer hätte es gedacht – quillt noch etwas vorm Aushärten. Wir rühren etwas an und benutzen eine leere Acryl-Kartusche und einen Gummischlauch um dem Mörtel in die Löcher zu bekommen.
Der Giebel zur Straßenseite ist dank Außenputz in schlechtem Zustand. Als sich die Holzwürmer den genauer angeschaut haben, ist klar, dass hier nichts mehr zu retten ist. Die Reparatur war nicht im Budget eingeplant, aber wenn man einmal an der Substanz ist, will man ja keine halben Sachen machen.
Ich verbringe also den Tag mit Lehm aus der Wand holen (Goldstaub!), ihn mit der Schubkarre über den Dachboden fahren, an der anderen Seite ist der Bauaufzug, dort kommt der Lehm rein, Aufzug runter, Lehm raus und ab ins Lehmlager…
Wir sind geizig und wollen alles selbst machen. Das Dach abdecken ist dann aber eine größere Nummer, zumal die Dachziegel erhalten bleiben sollen. Der Nachbar kann sie noch auf seiner Scheune verwerten. Was wir nicht bedacht haben: statt sie einfach nach unten in den Container zu schmeißen, müssen wir sie jetzt vorsichtig nach unten transportieren. Zum Glück haben wir fleißige Helfer.
Wir haben mehr Ziegel als gedacht, also landen dann doch noch ein paar im Container.
Die Schweinearbeit hinterher ist, das Dach wieder regensicher zu machen. Wir sind so mittelmäßig geschickt. Aber irgendwann sind wir mit dem Ergebnis zufrieden.
Die Ausbeute für den Nachbarn ist beachtlich.
Ich lerne: Betonziegel fängt man besser mit dicken Handschuhen.
Am nächsten Tag schaffen wir Zeug, was das Tantchen temporär nicht braucht zu einer Bekannten im Dorf. Das Tantchen selbst wird zu ihrer Schwester ziehen und eine Rentner-WG gründen.
Wie in jedem guten Haushalt gibt es auch hier einen Brockhaus, der natürlich nicht weggeschmissen wird.
Während am nächsten Tag die Holzwürmer den Dachstuhl ausbessern…
… tragen wir noch mehr Möbel aus dem Haus.
In dieser Bauphase ist Z. hauptsächlich damit beschäftigt das anfallende Holz kleinzusägen.
Es muss doch einiges ausgebessert werden.
Die Wohnung vom Tantchen ist fast leer. Nur noch der Ofen und ein paar Schränke, die niemand möchte (aber verbrannt werden dürfen sie auch nicht…).
Ich bin gerade auf Montage in der großen Stadt als T. anruft: „Es hat in der Scheune gebrannt!“. Achduscheiße!
Es war wohl so, dass Z. Holz geschnitten hat und die Kreissäge nicht mehr ging. Die Sicherung war draußen. Also Sicherung wieder rein, weiter geschnitten. Als die Säge wieder nicht ging, stiegen Rauchwölkchen aus der Scheune auf.
T. war auf dem Gerüst, relativ weit weg und hat den Wunsch nach Wasser in seiner Dringlichkeit nicht ganz erkannt. Als dann klar war, worum es geht, war sie dann doch ganz schnell unten und mit vereinten Kräften war der Brand auch schnell gelöscht.
Gebrannt hat die Steckdose oder die Verteilerdose, das ist nicht mehr so ganz eindeutig zu identifizieren. Ich hatte damals das ankommende Alu-Kabel mit Wago 221 Klemmen auf die Kupfer-Leitungen geklemmt. Es ging auch recht eng in der Dose zu.
Entweder sind die Alu-Kontakte korrodiert, damit steigt der Widerstand unter Wärmeabgabe an. Für das Problem gibt es eigentlich spezielle Kontaktpaste, die man in die Klemmen schmiert. Blöd, wenn man das erst hinterher lernt.
Die alternative Erklärung ist, dass ein Draht rausgerutscht ist und einen Fehlstrom erzeugt hat. Eigentlich ist dafür der FI-Schutzschalter vorgesehen, aber wie wir hinterher mit Haus- und Hof Elektriker B. feststellen, sind nicht alle Sicherungskreise am FI angeschlossen. Nur die Wohnung selbst war abgesichert. Das kommt davon, wenn man kein Fachmann ist und an maroder Elektrik rumbastelt.
Alles in Allem sind wir echt glimpflich davon gekommen. Mein Plan, die Elektrik im Haus selbst zu machen, genießt verständlicherweise nicht mehr das Vertrauen der Familie.
Ich ordere erstmal drei Feuerlöscher und verteile sie strategisch in Scheune und Haus.
Der Plan für den Giebel wird professionell auf eine rumliegende Pappe gekritzelt.
Bevor es losgehen kann, müssen erstmal die alten Dachboden-Dielen raus. Die sind vermutlich seit längerer Zeit dort oben verlegt, es wurden nämlich handgeschmiedete Nägel verwendet. Ich habe keinen Sinn für Nostalgie und schneide die Dielen mit der Handkreissäge nach einem Meter ab und versuche den kurzen Teil zu entfernen. Die Dielen sind sehr wurmig und zerbröseln teilweise sehr schnell.
Z. zerstört inzwischen den Kachelofen in der Wohnung.
Das Konzept war schon sehr durchdacht: der Ofen wurde vom Flur aus beheizt. Die Abgase gingen durch den Wärmetauscher und erst dann in den Schlot. Mit den Warmluftklappen wurden Bad und Wohnzimmer und Schlafzimmer beheizt.
Am Abend ist das alles Geschichte. Den eigentlichen Ofen will Z. noch aufheben, auf der Baustelle ist ja auch irgendwann mal Winter.
Ich knuspre mich derweil durch die Decke, die muss für die Giebelerneuerung auch weichen.
Als ein großer Regenschauer kommt, merken wir, wo die provisorische Dachabdeckung Schwächen hat. Ich stelle erstmal ’ne Gießkanne hin und versuche andere Wasserwege mit einer Styroporplatte umzuleiten.
Hier wurde die Unterspannbahn wohl etwas grob behandelt. Ich markiere die Fundstellen mit Sprühfarbe und mache in meiner endlosen ToDo-Liste einen Punkt „Löcher abkleben“.
Im ehemaligen Wohnzimmer vom Tantchen, was mal eins der Kinderzimmer werden soll, geht es weiter. Die Wände sind mit Styropor-kaschierten GK Platten verkleidet. Also quasi eine Innendämmung ohne Dampfbremse. Mit wird leicht blümerant, aber Z. sagt „da passiert nichts“ und ich muss zugeben, dass die Balken dahinter recht gut aussehen. Erstaunlich ist doch Theorie und Praxis der Bauphysik.
Wenn man es geschickt macht, kann man die Platten am Stück von der Wand abziehen. Allerdings hat man dann auch das ganze Gewicht der Platte in der Hand, und das Gewicht ist kein kleines.
Unter den Platten findet sich Kalkputz und wenn man diesen anhustet, fällt er von der Wand und gibt den alten Lehmputz frei. Hurra.
Wie immer, wenn ich nicht weiß, wohin, lagere ich den Bauschutt erstmal irgendwo. Blöderweise ist das nicht einfach Bauschutt, sondern sogenannter Baumischabfall. Gerade ist auch eine kleine Hysteriewelle in der Dachdecker-Branche, weil Styropor nur noch entsorgt werden kann, wenn man ein Zertifikat über das verwendete Flammschutzmittel vorweisen kann. Das ist natürlich super bei ca. 35 Jahre alten Platten – zu der Zeit war Flammschutz vermutlich noch gar kein Thema bei Styropor.
Die Futterstelle der Katzen ist jetzt in der Scheune. Der Umzug wäre bei diesen eigenwilligen Tieren vermutlich ein größeres Drama, also bleiben sie auf dem Grundstück und das Tantchen radelt dann zweimal her um die armen Tiere vorm Verhungern zu bewahren.
Wenn man früh auf die Baustelle kommt und bereits der Giebel weg ist, waren die Zimmerer schon fleißig.
Futter für die Säge (und später den Ofen…)
Der Anfang des neuen Giebels.
Er nimmt Gestalt an.
In die ausgebesserten Fensterlöcher kommen erstmal die alten Fenster. Das kleine Loch unterhalb muss „nur noch“ zugemauert werden…
Raketenwissenschaft: wie teilt man die Dachlatten ein, dass genug Überlappung ist und die Länge der Ziegel genau aufgeht, d.h. man oben oder unten keine halben Ziegel benötigt. Oh und das Dach ist leicht schief…
Das unter dem Putz versteckte zugemauerte Fenster lassen wir wie es ist. Die Lehmsteine halten noch und man muss ja nicht alles aufrupfen. Unklar ist, wann das Fenster verschlossen wurde. Vermutlich vor 1900, denn zu der Zeit wurden Häuser aus Feuerschutzgründen verputzt. Außerdem würde man nach dieser Zeit vermutlich Ziegelsteine verwenden.
In einem kurzen Anfall geistiger Umnachtung hatten wir beschlossen, dass wir die Bretter für den Dachkasten selbst streichen. Das muss vor dem Einbau geschehen, weil später das Holz etwas schwindet und dann unterstrichene Streifen sichtbar werden.
Also stehe ich mit dem Topf Lasur da und fluche. Die Bretter sind sehr lang und müssen natürlich zum Trocknen irgendwo hin. Ich baue mir mir Steinen und Paletten irgendwas…
Das Problem ist die begrenzte Lagerfläche. Natürlich müssen die Bretter mehrfach gestrichen werden und brauchen Zeit zum Trocknen.
Der Container ist auch wieder voll.
Wir sind mit dem Schornstein beim Dach angekommen und jetzt kommt wieder etwas um Einsatz, von dem ich nicht mal wusste, dass es das gibt: ein Schornsteingerüst. Zusammen mit diesem Gerät, das Material genau auf den Dachlatten entlang rollen kann, ist das doch ein sehr entspanntes Arbeiten.
Auch spektakulär: die Konstruktion, um den Flaschenzug zu befestigen. Damit können wir auch den letzten Stein bequem hochziehen. Die Konstruktion ist gleichzeitig die vertikale Führung, weil wir ab hier keine Schnur mehr zur Orientierung haben.
Zack, letzter Stein:
Schornsteinkopf, Deckel druff, fertich:
Kind 3 will aufs Gerüst.
Dachziegel werden geliefert und bei den Nachbarn im Garten gelagert.
Auf der anderen Hausseite kommen auch ein paar Paletten hin.
Der Dachkasten ist inzwischen montiert, die Streicherei hat sich gelohnt.
Von innen sieht’s auch dufte aus. Ich wollte eigentlich sehen, ob man ggf. noch Spots im Dachkasten montieren kann, die dann den Weg und die Fassade beleuchten. Diese Idee wurde jedoch abschlägig beschieden. Ich trage mich trotzdem mit dem Gedankten „sicherheitshalber“ Strom dort hinzulegen – falls T.’s Meinung zur Fassadenbeleuchtung sich noch einmal ändert 🙂
Mein liebster Sport ist Trapezleisten nageln… Aber wer viel Löcher in der Fassade hat, muss viel Mauern, sprich muss viel nageln…
Z. ist mit Kind 2 am neuen Giebel schon fleißig am zumauern.
Natürlich werden die Steine trocken möglichst lange hingepuzzelt, damit wenig Verschnitt anfällt.
Der Merkwürdige Spalt zwischen Dachsparren und äußerem Aufschiebling wird verfüllt. Z. rührt mit Zement und einer Schüttung aus leichten Tonkügelchen etwas an, das dann dort reingeschmiert wird. Dank der Nägel fällt es hoffentlich auch nicht mehr raus.
Kind 3 nagelt derweil irgendwas aus alten Dachlatten zusammen.
Fundstücke: alte Knochen.
So ein Gerät um Bohnerwachs zu verteilen.
Eine Futterwaage 1:10, d.h. man stellt einen 50kg Sack drauf und auf die andere Seite 5kg Gewichte, dann ist sie ausgewogen.
Außerdem der Holztrog mit dem wohl schon W. und Z. in der Jüchse (lokales Gewässer) in See gestochen sind.
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