Der Jahresrückblick ist für mich Pflichtveranstaltung, er bestätigt mich regelmäßig darin, dass der Mitgliedsbeitrag richtig investiert ist. Nirgends bekommt man mehr Verfassungsklagen und Lobbying für’s Geld als beim CCC 😉
Parallel dazu lief „A Critical Overview of 10 years of Privacy Enhancing Technologies“ und soweit ich das mitbekommen habe, war der Talk auch sehr gut, ich werde mir auf jeden Fall die Aufzeichnungen anschauen.
Danach wurde mit dem Deutschlandfunk „Was kommt nach dem analogen Radio?“ besprochen, was mich aber nicht sonderlich angesprochen hat. Es hat auf mich gewirkt, als ob der Deutschlandfunkt denk, er ist im digitalen 21. Jahrhundert angekommen und das Publikum ist der Meinung, Der DLF hat noch gar nichts verstanden, weil von „Sendezeit“ gesprochen wird.
Ich habe mich dann zu „SIP home gateways under fire“ verkrümelt. Der Vortrag von Wolfgang Beck war etwas wirr, letztendlich wurden diverse Möglichkeiten für Source Routing Angriffe aufgezählt. Wolfgang hätte den Vortrag ruhig etwas ausschmücken können, denn nur mit blanken SIP-Schnipseln ohne weiterführende Grafiken, hing das Verständnis der Zuhörer stark von deren Fähigkeiten ab, SIP in Echtzeit von den Folien zu parsen.
Den „PS3 Epic Fail“ wollte ich natürlich nicht verpassen. Im Vortrag wurde die These aufgestellt, dass die Play Station erst das Interesse der Hacker auf sich gezogen hat, als der Linux-Support offiziell eingestellt wurde. Erst als sich Hacker den Weg zurück zur Playstation (Slim) „erkämpfen“ mussten, haben als Nebeneffekt auch illegetim kopierte Spiele auf der Plattform Verbreitung gefunden.
Den Vortrag solltet Ihr Euch anschauen, es wird ein Sicherheitsmechanismus nach dem anderen zerlegt und das Highlight ist, dass das Team soweit gekommen ist, den Private Key (der Konsole?) zu berechnen, weil die Crypto-Funktionen eine Konstante verwenden, die eigentlich eine Zufallszahl sein soll. Sie haben sich dann in der Q&A-Session etwas gewunden und meinten sie zeigen nur wie es gehen könnte, aber ich hatte den starken Eindruck, dass sie im Besitz des Keys sind (so hat es fefe auch aufgefasst). Es ist unklar, ob das der generische Signing-Key ist oder ein Key der individuell pro Konsole ist. Wenn man den Signing-Key veröffentlichen würde, hätte das natürlich erhebliche Auswirkungen: jeder könnte Software für die Playstation signieren, finanziell würden Raubkopierer natürlich davon profitieren. Es ist auch nicht klar, ob Sony das Problem jemals beheben kann, denn es wurden Wege gezeigt, wie man die Playstation auf beliebige älte Firmware-Revisionen downgraden kann, da ist es irrelevant, wie viele Updates Sony hinterherschiebt.
Der Talk „IMMI, from concept to reality“ war etwas bizarr, Daniel Domscheit-Berg stand auf der Bühne um den Talk für seine verhinderte isländische Partnerin zu halten. Nach dem Talk drifteten die Fragen jedoch relativ schnell zu Wikileaks und Daniels neuem Projekt Openleaks.org. Ganz interessant war, dass er aus ähnlichen Motiven wie Julian ein Buch schreibt: damit er von dem Geld eine gewisse Zeit leben kann und diese Zeit in Openleaks investieren kann (Julian schreibt ein Buch um seine Anwaltskosten bezahlen zu könnnen).
Es scheint mit Openleaks noch bis in den Januar zu dauern, dann soll die Webseite zumindest mit einer detaillierten Erklärung zum Projekt online gehen. Laut Daniel wird es auch Support-Formulare geben, falls man die Platform in der einen oder anderen Art unterstützen möchte. Ich denke da an Bandbreiten- und Storage spenden, ähnlich wie beim Wikileaks Mass Mirroring Projekt.
„Running your own GSM stack on a phone“ schaut ihr Euch am besten selbst an. Harald Welte hat das Thema (wie immer) ziemlich gründlich durchgearbeitet. Herausgekommen ist eine „Ethernet-Karte für das GSM-Netzwerk“, also eine Möglichkeit, nur mittels eines geeigneten GSM-Telefons direkt mit dem Netzwerk zu reden. Also bis auf Layer1 (also die ganze HF-Technik) wird alles auf einem normalen PC implementiert.
Es existiert mit OsmocomBB ein ganzes Toolset, mit dem man GSM erforschen kann. „Make interesting stuff“ ist Haralds Aufruf an die Community. Das ist natürlich hoch interessant – eine Basisstation kauft man sich nicht mal eben um mit OpenBSC herumzuspielen, aber ein 20 Euro Handy um GSM besser zu verstehen, finde ich schon ein geeigneteres Spielzeug.