Grüezi

Die Schweizer sind nicht so langsam wie befürchtet. Andere Klischees werden aber mit Bravour erfüllt: die Preise befinden sich im oberen unangenehmen Bereich.

Aldi mit Kaffeeautomat Das Frühstück im Hotel kostet extra, wir geizen natürlich und versuchen extern preiswert zu schlemmen. Netter Versuch. Als wir verzweifelt und hungrig bei McDonalds stehen, fällt uns auf, dass genau in dieser Woche die komplette Kücheneinrichtung ausgetauscht wird und das „Restaurant“ eine Baustelle ist. Zum Glück ist ein paar Meter vom Coop-Supermarkt entfernt ein Coop-Restaurant. Coop ist soetwas wie Aldi, nur teurer 😉 Immerhin bekommt man für CHF 6.70 zwei Brötchen, ein Stück Butter, eine Marmelade und zwei Heißgetränke. Es geht also auch preiswert, man muss nur ein bisschen suchen.

Die größte Schwierigkeit ist jedoch Strom. Nicht, dass die Schweizer keinen hätten. Viel mehr haben sie andere Steckdosen. Wir haben zwar so viel Equipment mit, dass wir einen nuklearen Erstschlag ausführen könnten, aber an einen blöden Reiseadapter haben wir natürlich nicht gedacht. Das kommt davon, wenn man zu selten auf Firmenkosten durch die Welt jettet. Zum Glück erbarmen sich die netten Schweizer und spendieren zwei Adapter, die wir von nun an hüten, wie unsere Augäpfel.

Im Hause des Gastgebers gibt es nette Gepflogenheiten. Arbeitsbeginn ist eher früh am morgen und um 9.00 Uhr wird es auch höchste Zeit erstmal einen Kaffee in der Kantine zu trinken. Natürlich gibt es zum Nachmittag um 15.00 Uhr auch noch einen Kaffee. Die Zeit nimmt man sich und so kommt selten der Eindruck von Stress auf. Ich bin überrascht, wie gut ein Latte Macchiato aus dem Automaten schmecken kann.
Überhaupt ist die Kantine spektakulär. Jeder Gast wird gefragt, ob es so gut sei (*dreht den Teller hin und her*) oder ob man noch mehr von diesem oder jenen haben möchte. Sehr wohltuend, in Deutschland wird man ja eher angeschnauzt 😉 Gezahlt wird bargeldlos mit Geldkarte. Das ist dieser komische Chip auf den EC-Karten, die hierzulande niemand benutzt, außer ein paar Rauchern.

Bestens vorbereitet hat der Gastgeber auch einen DSL-Anschluss auf unseren Schreibtisch patchen lassen, damit wir mit der großen weiten Welt reden können. Leider gibt es nur ein Kabel für zwei Notebooks. Wir ergänzen die „Liste für’s nächste Mal“ um einen kleinen Switch.
Zum Glück kann der langhaarige Bombenleger mit einem WLAN-Kabel etwas löten. Ein Linux-Notebook wird zum Router, die Windows-Büxe wird in einem Ad-Hoc Netzwerk angebunden. Wenn man dann noch ganz lieb

echo 1 > /proc/sys/net/ipv4/ip_forward
iptables -t nat -A POSTROUTING -o eth0 -j MASQUERADE

flüstert, kommt der Windows-Kollege auch raus und kann mit seinem VPN-Dingsbums die Heimat erreichen.

Wenn man dann abends ermattet noch ein paar Mails schreiben möchte, ist man erstmal ziemlich verzweifelt. Es gibt haufenweise offene WLANs, die einem sehr günstige Angebote für 30 Minuten bis 7 Tage Nutzungsdauer machen. Bei den Preisen haben wir erstmal einen multiplen Lachanfall bekommen.
Zum Glück gibt es zu hause ein paar sehr nette Menschen, die Datenreisenden zu jeder Tages- und Nachtzeit behilflich sind. Wer ein kostenloses WLAN sucht und Hunger hat, dem sei das Café Domino in Bern wärmstens empfohlen. Extrem leckere libanesische Küche, sehr nette und hilfsbereite Besitzer sowie (für schweizer Verhältnisse) günstige Preise.

Ein Beweis, wie vorausschauend die Eidgenossen hier sind, befindet sich im Badezimmer des Hotels. Flaschenöffner und Korkenzieher sind in günstiger Nähe zum Klo fest an der Wand installiert. Somit steht der Völlerei nichts mehr im Wege 😉

Korkenzieher auf dem Klo