Rotationsverbot ist eine lobenswerte Kampagne gegen den Einheitsbrei in Radio und Musikfernsehen. Was den Erfolg der Aktion angeht, bin eher pessimistisch, es ist aber schon extrem nett, dass es eine Kampagne gibt, die sich genau meines Problems mit den Medien annimmt.
Ich bin mit grosser Sicherheit in der Beziehung paranoid, was das Fernsehen und Radio hören für mich (und die anwesenden Mitmenschen) zum Stress-Erlebnis macht. Ich kann keine fünf Minuten zusehen/zuhören ohne micht nicht über irgendetwas aufzuregen.
Am schlimmsten ist die extrem agressive Nutzung von „Aufmerksamkeits-Catchern“ wie Schnitt im Video-Clip Format, Ton-Manipulationen (die Werbung wird lauter) und Boulevard-Journalismus nebst vielen nackten Brüsten, die unter den haarsträubensten Vorwänden ins Vorabendprogramm geholt werden. Ein Betrag über gesunde Ernährung verkommt dann schnell mal zum Soft-Porno. Nicht dass ich etwas gegen nackte Frauen habe, im Gegenteil immer her damit. Das Problem ist in meinen Augen der fehlende Kontext und die ausgleichende Gerechtigkeit – die Damen würden sich sicherlich über mehr Männerärsche freuen.
Die Radiolandschaft, speziell im Raum Berlin, ist kein Stück besser. Hier werden dem Zuhöhrer exzessiv Slogans in das Hirn gehämmert, dass man sich keinesfalls mehr auf seine eigentliche Tätigkeit konzentrieren kann.
Der einzige Sender, den ich noch gerne höre ist Jazz Radio und Sonntags Radio 1.
Das Problem ist, dass sich die Sender nichts mehr trauen. Mit Umfragen wird die Popularität der gespielten Musik ermittelt, alles was dort versagt, fliegt aus dem Programm. Beliebte Songs werden monatelang mehrmals am Tag gespielt.
Die Medien trauen sich einfach nichts mehr. Bloss nicht die Höhrer mit komischer Musik vergraulen. Dass diese – von der Musikauswahl abgesehen – mit agressiver guter Laune, gackernden Studio-Schlampen und sich-ins-Hirn-fressenden Jingles vertrieben werden, fällt wahrscheinlich gar nicht auf.