Die heißen Quellen sollen 400 Bath Eintritt kosten. Ich habe am Vortag an einem Wasserfall schon 400 Bath gelassen, das ist mir dieses Mal zu fett für ein bisschen stinkendes Wasser. Man kann mit diesem Ticket wohl andere Nationalparks am gleichen Tag besuchen. Man muss dazu sagen, dass jeder Pups ein Nationalpark ist. Ich vermute Thais zahlen auch hier weniger. Sie kommen in viele Parks und Museen billiger rein, in den großen Tempelanlagen gibt es für sie seperate Eingänge. Grundsätzlich ist das eine sehr schöne Sache, die Touris haben ja die Kohle, und warum sollten ansässige so viel Geld für „Ihre“ Kulturstätten ausgeben.
Es gibt noch ein Spa mit heißer Quelle in dem man für 50 Bath planschen kann. Meine Badehose ist in Chiang Mai und irgendwie möchte ich lieber die Gegend erkunden. Also fahre ich eine große Schleife um Pai, ein paar Tempel am Wegesrand, hier und dort ein „Elefantencamp“. Genauer gesagt: ein Bambusunterstand für Elefanten, die gelegentlich Touristen durch die Gegend tragen. Artgerechte Haltung stelle ich mir anders vor.
Ich halte öfters für ein Foto und bei einem Halt kommt ein Thai die Straße entlang gelaufen und spricht mit an. Sein Englisch ist sehr schlecht und er entschuldigt sich tausend Mal dafür. Er hat wohl ein Guesthouse mit Bungalows vor fünf Tagen aufgemacht und immer noch keinen Gast. Er bewirbt die schöne Aussicht (sie ist wirklich schön) und will mich auf einen Kaffee einladen, er bettelt fast darum. Das ist mir irgendwie zu viel, wenn ich auf den Kaffee eingehe, mache ich ihm Hoffnung ein Zimmer zu buchen. Wenn ich ihn ablehne, bin ich auch unhöflich. Ich sage ihm, dass ich mein Zimmer in Pai schon im Voraus bezahlt habe. Das ist keine Lüge, ich will aber auch in der Nähe der Stadt wohnen und die Gesellschaft der anderen Gäste nicht missen. Irgendwie tut er mir leid, er scheint andererseits auch sein Geschäft auf der Hoffnung aufzubauen, dass Gäste von alleine hier hinaus aufs Land finden. Er hat keine Visitenkarten oder Flyer. Ich versuche ihm Hinweise zu geben, wie er Gäste auf sich aufmerksam machen könnte, aber da schlägt die Sprachbarriere zu. Er weist mir noch den weiteren Weg und wie ich zurück nach Pai finde. Ich verabschiede mich etwas betreten und fahre weiter.
Die Gegend ist wirklich wunderschön, ich kann nicht einmal sagen warum. Ich bin auch nicht mehr wirklich sicher, ob ich die Hinweise des erfolglosen Gasthausbetreibers richtig verstanden habe. Ich folge meiner Nase, achte darauf, wo die Sonne steht und tatsächlich komme ich nach einer halben Stunde am Flugplatz von Pai raus. Von hier ist es nicht mehr weit bis in die Stadt.
Im Apple Home Stay, meiner Unterkunft, läuft gerade „Herr Der Ringe“. Eine umfangreiche Kollektion thailändischer „Original“-DVDs steht den Gästen zur Verfügung. Die Gäste sind Lars, ein schwedischer Unternehmensberater (ich hab mal wieder vergessen, was er genau mach) und eine Britin, die behauptet, illegal – d.h. außerhalb der Jagdsaison – geschossenes Fleisch schmeckt einfach besser. Ihr ganzer Tiefkühlschrank ist wohl voll davon.
Ich esse gebratenes Basilikum mit viel Knoblauch auf Reis, eine Empfehlung der Küchenchefin, die hier auch thailändische Kochkurse gibt. Als Dessert bekomme ich Körner in Schleim mit gesalzener, warmer Kokosmilch. Das stelle ich erst nach dem Kosten fest und habe große Mühe kein Malheur anzurichten.
Als nächstes steht „Terminal“ auf der Wunschliste. Nach der Hälfte des Films, von dem ich sowieso nichts mitbekomme, weil ich mit Lars quatsche, ziehe ich nochmal los, durchs abendliche Pai. Es sind viele Farangs unterwegs. Es ist ruhig, aber nicht tot. In vielen Restaurants oder an den Cocktailständen auf der Straße sind noch Menschen beisammen.
Am nächsten Morgen packe ich nach dem Frühstück meinen Kram zusammen und fahre zurück nach Chiang Mai. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich brauchen werde, weil ich auf dem Hinweg einen ausführlichen Zwischenstop mit Mittagessen an einem Wasserfall eingelegt hatte.
Ich schätze die Zeit auf vier Stunden, lasse mir aber absichtlich viel Zeit. Lars hat mir gesagt, dass die Versicherung des Mopeds Schäden am Moped abdeckt, aber keine Schäden, die ich damit anrichte. Das nimmt mir ein bisschen die Freude am Fahren. Ein überfahrenes Huhn kann ich bestimmt noch bezahlen, aber einer der Hunde, die hier so gerne auf der Straße schlafen (weil sie so schön warm ist) sprengt sicherlich meine Urlaubskasse. Davon ganz abgesehen: das Karma…
Also geht es gemütlich die Berge hinauf, ich trödel nicht, werde aber trotzdem von Einheimischen mit ihren 50cc-Maschinen locker überholt. Egal, ich kann die Landschaft genießen, es ist sehr grün, überall Teakholz- und Bananenbäume, Rinder, die am Straßenrand grasen und sonst nur Gegend.
Als ich die Berge hinter mir habe, halte ich wieder an dem Wasserfall, den ich schon auf dem Hinweg besucht habe. An der Einfahrt gibt es ein Restaurant mit exzellentem Eiscafé, darauf habe ich mich zwei Stunden lang gefreut. Eiscafé ist hier süße Instantkaffeebrühe mit zerstoßenem Eis. Etwas wässrig, aber lecker.
Ich komme wohlbehalten in Chiang Mai an und finde auch fast auf dem direkten Wege zur Mopedvermietung zurück. Soweit läuft alles glatt, bis auf dass mir 50 Bath für den halbleeren Tank berechnet werden. Ich glaube, dass der Tank am Anfang halb leer war. Meine Erklärungsversuche wollen aber scheinbar nicht verstanden werden. Ich habe zwar sicherheitshalber Fotos von dem Moped gemacht, damit man mir nicht hinterher schon vorhandene Lackschäden berechnet, aber die Tankanzeige habe ich vergessen zu fotografieren.
Es tut mir nicht weh, einen Euro mehr zu bezahlen, aber das ist wieder so eine Prinzipsache. Viele Touristen sagen wahrscheinlich „Ach, egal“ und genau dass lässt solche schlechten Sitten einreißen. Ich denke „Ach, egal“ und gehe ins Hotel, meine Sachen abholen.
Die Rezeptionistin fragt mich „Do you come back for taking photo?“. Hm, ich kapiere die Frage nicht und bohre mehrfach nach, was sie meint. Statt sich zu erklären kichert sie nur und entschuldigt sich überschwänglich für ihr schlechtes Englisch. Mein Englisch ist ja auch sehr unterhaltsam, aber ich hätte schon gerne gewusst, was eigentlich ihre Frage war.
„Ach, egal“ 😉 Ich packe den Kram aus dem Daypack in den Rucksack, in letzter Minute fällt mir ein, dass ich etwas zum Waschen abgegeben habe. Das kommt ebenfalls in den Rucksack, der Rucksack auf meinen Rücken und ich komme in ein Tuk Tuk. „To the Arcade Bus Station, please“ „60 Bath“ „hm, let´s say fifty“ „…“ (zeigt mir 5) „ok, fifty“. Mir ist inzwischen ein prima Bart gewachsen, trotzdem bin ich wiedermal zu faul weiter zu feilschen.
Am Busbahnhof gehe ich auf den Schalter zu und die Damen rufen mir schon entgegen „Where do you want to go?“ Huch, so viel Service bin ich gar nicht gewohnt. „Sukhothai“ „235 Bath please, hurry, hurry, the Bus leaves there“. Nettes Timing: es ist 14:59 Uhr und ich kann noch in den 15:00 Uhr Bus nach Sukhothai springen, der um 15:15 Uhr dann auch mal losfährt.
Nach fünfeinhalb Stunden kommen wir in Neu-Sukhothai an. Am Busbahnhof umschwärmen einen sofort die Tuk Tuk Fahrer. Ich blättere im Anhalter nach den empfohlenen Unterkünften, die Fahrer scharren derweil ungeduldig mit den Füßen. Ich nehme einen üblen Gestank wahr. Ein laaaaanger dreckiger Fingernagel tippt auf die Sukhothaikarte im Anhalter und ich vernehme ein „Heeeu“. Vor mir steht ein Tuk Tuk Fahrer, der fast gar nicht sprechen kann (Wortschatz: „uuuuuh“, „aaaaaah“, „heeeeu“), mich aber unbedingt fahren will. Wahrscheinlich basiert sein Geschäftsmodell auf Mitleid.
Ich habe Mitleid. „Can you take me to the Ban Thai Guesthouse?“. Er nickt und zeigt mir 8 Finger. Auf der Karte sieht das wie 1000 Meter aus(*). Ich bestehe auf 40 Bath, er kommt mir in 10er Schritten entgegen. Er zeigt mir eine fertige, eingeschweißte Karte auf der die Adresse vom Ban Thai steht. Ich sage, dass ich genau dort hin möchte. Unterwegs erklärt sich auch, warum er auf meine 40 Bath so schnell eingegangen ist. Er zeigt mir die Karte eines anderen Hotels, das angeblich direkt am Sukhothai Historical Park liegt. Vor dem Trick warnt der Anhalter ausführlich und ich bestehe auf Ban Thai.
(*) = sehr viel später stelle ich fest, dass manche Karten im Anhalter nicht maßstabsgetreu sind. Das steht auch auf den Karten. Kein Wunder, dass die Karten verschiedener Reiseführer so viel anders aussehen und micht komplett verwirren 🙂
Vor dem Guesthouse hupt er, und bedeutet mir, dass ich erstmal schauen soll, ob mir das gefällt und deutet wieder auf die vorgefertigte Karte „seines“ Guesthouses. Eine Dame erscheint am Tor und erklärt mir, das Ban Thai ist ausgebucht. Verflixt. Ich kann aber ein paar Häuser weiter schlafen und im Ban Thai die heiße Dusche benutzen. Puh. Das ist nicht nach meinem Geschmack, aber ich gehe sofort darauf ein, um so schnell wie möglich diesen stinkenden Mitleidsmagneten loszuwerden. Er fährt mich nocht zwei Türen weiter und gibt ohne Diskussion das Wechselgeld auf den ursprünglich vereinbarten Fahrpreis raus.
Eine alte Thaimutti, die kein Wort Englisch spricht, macht mir die Tür auf. Ich ziehe artig meine Schuhe aus, folge ihr durch eine Art Wohngarage hinauf zum Zimmer. Es ist sauber und kostet nur 120 Bath, das ist ok.
Nach dem Duschen begegne ich einer älteren Dame, die ebenfalls hier wohnt. Sie lacht mich aus, als ich gestehe Sukhothai an einem Tag bewältigen zu wollen. In Gedanken schiebe ich schon wieder einen Tag, denn irgendwo hat sie auch recht: „Strände gibt es überall“.
Noch eine kleine Anmerkung zum Essen: nach wie vor ist es bestens um meinen Magen-Darm-Trakt bestellt. Von Durchfall keine Spur, ich habe eher das Gefühl, es besteht ein leichtes Außenhandelsdefizit 😉
Sehr zu empfehlen und absolut lecker: „Sticky Rice with Mango“ ist genau das: ein bisschen Klebreis, Mango und drüber eine süße Sauce. Schmeckt ultra-lecker und gibt es fast überall auf der Straße für 20 Bath.
Unübertroffen ist auch das Müsli von Dao im Bamboo Riverside Guesthouse. Sie mixt es selbst, unter anderem mit einer Müslisorte, die aus Indien kommt. Darüber Früchte und lecker Yoghurt. 70 Bath die sich in die Geschmacksnerven brennen.
Ebenfalls bei mir sehr beliebt: der Eiscafé von „7 eleven“. 13 oder 17 Bath (klein/groß), wahlweise mit zerstoßenem Eis, er ist aber auch ohne kalt genug.
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