Ich bin verliebt – wieder einmal in Werkzeug. Konkret in die Schlauchwaage. So simpel, so flexibel, so hilfreich…
Alte Häuser sind selten genau gerade, unser Haus ist keine Ausnahme. Wir wollen es genau wissen und messen mit der Schlauchwaage nach.
Über die gesamten 17 Meter des Hauses stellen wir 18cm Neigung fest. Oha, nicht gerade wenig, aber für Fachwerk sind 1% Neigung nicht unüblich. Da das Haus so groß ist, müssen wir versuchen die Neigung pro Raum auszugleichen und mit kleinen Stufen zu arbeiten. Über die Details machen wir uns später Gedanken, erstmal will Baufirma D. das Grobe richten.
Ins Esszimmer sollen zwei bodentiefe Fenster geschnitzt werden.
Ins Schlafzimmer ebenfalls. Dafür müssen die beiden Balken weiter raus gesetzt werden.
Über den Hof schallt die Kettensäge.
Der alte Lehm ist noch nicht raus, das neue Holz muss aber irgendwo hin.
200 Jahre hat der Zapfen gehalten.
Auch interessant: Holzwürmer meiden das Kernholz und gehen nur in das Splintholz. Selbst der zerfressenste Balken hat immer noch einen soliden Kern.
Am Nachmittag kann man schon erahnen, wie das mit den neuen Fenstern im zukünftigen Schlafzimmer aussehen wird.
Am nächsten Tag geht’s in der Etage darunter der Wand für’s Esszimmer an den Kragen.
Wiedermal gibt es eine Überraschung. Die Schwelle ist in teilweise desolatem Zustand und muss getauscht werden. Für die Baufreiheit werden erstmal die Dielen des Esszimmers aufgeschnitten. Die wollten wir eigentlich nur abschleifen, jetzt können wir neue einplanen. Die Decke wird auch gleich noch rausgerissen und nach unten befördert.
Die anderen Balken in der Gegend sehen auch nicht sonderlich gut aus. Glück im Unglück: die innere Fachkwerkwand wollten wir sowieso rausnehmen, um das Esszimmer zu vergrößern.
Die Ursache ist eigentlich eindeutig: Der Raum darunter wurde als Stall genutzt. Das heißt, warme feuchte Luft ist aufgestiegen, die Räume darüber waren aber nicht beheizt, die Wände waren Außenwand bzw. die Wand über dem Gewölbekeller, beide kalt. Die Balken waren also immer Feuchtigkeit ausgesetzt.
Die Wand ist quasi weg, durch den Fußboden kann man auch eine Etage tiefer fallen 🙁
Am nächsten Mittag ist die Schwelle schon getauscht und die ersten Balken stehen auch schon wieder.
Abends ist die Wand schon fast „fertig“, incl. ein paar alter recycelter Balken.
Fundstücke: diverse Flaschen und Krüge aus jetzt zugänglichem Zwischenraum über dem Gewölbekeller.