Überraschungen

Z. war fleißig und hat eine äußert unangenehme Aufgabe erledigt: verfugen. Die restliche Mauer mus ebenfalls Wetterfest gemacht werden (das schützende Dach ist ja weg). Damit eventueller Schlagregen nicht den Lehm zwischen den Steinen auswäscht, werden die Spalten halt verfugt. Das heißt eine Millionen Mal: Dreck rauskratzen, auspusten / aussagen, Mörtel reinschmieren…

Ich habe mir einen anderen Gegner ausgesucht: die Wand zwischen schwarzer Küche und zukünftigem Wohnzimmer. In die Ecke rechts dem Schornstein soll eine Tür, deswegen muss erstmal der Putz runter.

Interessant ist natürlich, wie die Wand drunter aussieht. Wie sich rausstellt: einerseits Fachwerk mit Lehmgefachen, andererseits eine wilde Mischung verschiedener Mauertechniken – beides ist im Bild nicht besonders gut zu sehen.

Ich will die Wand von der anderen Seite ebenfalls inspizieren, also muss im zukünftigen Wohnzimmer von I. erstmal die Tapete ab. Man kann natürlich direkt den Putz abklopfen und mit der Tapete in den Container hauen, aber dann zahlt man für den Bauschuttcontainer nicht 11€ / Tonne, sondern viel viel mehr. Mir ist nicht klar, wie groß die Kosten genau wären, aber wenn man Z. dem Sparfuchs zuhört, kann man den Eindruck bekommen, es ist ein mittlerer fünfstelliger Betrag. Wir sind geizig und trennen unseren Müll artig.

Durch die Tür geht’s zum zukünftigen Schlafzimmer. Natürlich stehen noch irgendwelche Dinge herum, die eigentlich auf den Sperrmüll sollen, aber die Abholtermine sind ungefähr so gut zu bekommen, wie ein Termin auf dem Berliner Bürgeramt. Also manövriere ich um die Müllberge herum.

Das lustige Spiel „welche Sicherung ist es dieses Mal?“ wird auch wieder gespielt…

Die Seite des Hauses grenzt direkt an die Straße. Wir wissen, dass es hier ein Wasserproblem gibt. Das wird auch langsam sichtbar, nachdem die kaschierende Tapete runter ist und die Fußleisten quasi in der Hand zerbröseln.

Im zukünftigen Schlafzimmer sieht es noch übler aus.

Blöd, aber mal gucken was die Baufirmen dazu sagen.

Die nächste Überraschung kommt zu Tage, als der Putz an einer Innenwand entfernt ist.

Man kann den Balken unterhalb des Fußbodenniveaus praktisch mit dem Finger rauskratzen. Es gibt dort keinen Balken mehr, nur noch fauligen Holzstaub.

Das ist die gleiche Wand, die schon an anderer Stelle durch marode Balken aufgefallen ist. Schöner Mist.

Überraschung Nr. 3 kommt zu Tage, als ich den Unterzug freilege. Ich dachte immer „Welcher Trottel sägt einen Balken an, um Platz für die Gardinenstange zu machen?“.

Wie es sich rausstellt, ist das Problem viel gravierender. Der Balken wurde noch viel weiter geschwächt, damit er auf den Sturz des Fensters passt.

Wir messen nach und stellen fest, dass der Balken um 2/3 geschwächt wurde, es liegt nur noch ein Drittel auf. Warum unbedingt an der Stelle das Fenster gesetzt werden musste, wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Wir haben jetzt jedenfalls drei handfeste Probleme, die wir irgendwie lösen müssen.

Erfreulich hingegen: Z. hat den Eingang zum Keller bereits gefliest. Es ist vermutlich der schönste Gewölbekellereingang in ganz Südthüringen…

Fundstücke: Zeitungsartikel über den Pershing II Song der Bundeswehr.

Betonbuckel

Der Kellereingang sieht schon gut aus, aber das Gewölbe oben drüber könnte noch etwas Liebe vertagen. Erstmal baut Z. ein provisorisches Dach, damit der Regen nicht den Lehm zwischen den Steinen rausschwämmt.

Dann muss sämtlicher loser Dreck zwischen den Ritzen rausgekratzt und gesaugt werden. Die Kinder klettern sofort auf dem Gerüst und dem Gewölbe herum und helfen eifrig mit.

Am besten geeignet ist dafür mein absolutes Lieblingswerkzeug: der Baustaubsauger. So wie ein normaler Staubsauger, nur größer, ohne Beutel und saugt alles ein, was ihm vor den Rüssel kommt. Gelegentlich ist der Filter vom Staubsauger voll und dann kommt ein neuer Geselle ins Spiel, den ich bisher total unterschätzt habe: der Kompressor.

Das Modell von Z. ist schon etwas fußlahm und wird deswegen in einem extra Wagen umhergefahren. Auch was die Steckdose angeht, ist er wählerisch, nicht an jeder läuft er an, ist das Kabel zu lang, zuckt er nur kurz. Wenn er aber läuft, ist er das vielfältigste Ding auf zwei Rädern, von dem ich bisher keinen blassen Schimmer hatte.

Liste der Dinge, die man mit einem Kompressor machen kann:

  • verstopfte Staubsaugerfilter auspusten – Super, wenn die Nachbarn gerade Wäsche aufgehängt haben und der ganze Hof voller Staubwolken ist
  • Elektrowerkzeuge gelegentlich mal durchpusten. Unglaublich, wie viel Staub aus einem Akkuschrauber kommen kann
  • Diverse Mauerritzen auspusten, wo man sonst nicht ran kommt
  • Staub von den Steinen pusten, damit der Mörtel besser hält
  • Bohrlöcher auspusten, damit der Dübel besser sitzt
  • Seine dreckigen Klamotten nach der Arbeit abpusten
  • Und und und…

Die Kinder finden den Kompressor auch toll und es zischt und kichert ständig.

Die Kante des Gewölbes ist zwar beeindruckend und wirkt fest, wir wollen aber auch auf Nummer Sicher gehen. Nach der Reinigung versenkt Z. mit teurem Spezialmörtel von Fischer diverse Gewindestangen in den Steinen.

Eine Mutter drauf und dann …

Bewehrung. Ist ja klar, dass wir keine halben Sachen machen.

Beton drauf:

Schön glatt bügeln:

Fertig:

Natürlich muss der Buckel schön gegossen werden, damit er gut abbindet.

Was sonst noch geschah: Ich habe die restlichen Ziegelsteine halbwegs ordentlich in die Scheune gestapelt. Die an der Stelle gelagerten „nagelneuen“ Betondachziegel hat sich inzwischen der Nachbar abgeholt, irgendwann kommen die auf seine Scheune.

Wir haben aus dem Nachbarort eine Restmenge Gasbeton geholt, der wird einfach davor gestapelt. Es ist noch nicht so ganz klar, wofür wir die Steine brauchen können, aber einem geschenkten Barsch…

Kind 1 und Kind 3 können sich stundenlang mit Hammer, Nagel und altem Holz beschäftigen.

Kind 2 zerlegt fachmännisch altes Mobiliar.

Zack.