Die Ankunft dauerte länger als die Autobahnfahrt – fast zwei Stunden standen wir in der Schlange vor dem Campingelände, weil jedes Auto auf Glas gefilzt wurde.
Beim Warten fiel uns dann ein junger Herr auf, der es scheinbar nicht mehr bis zum Klo geschafft hat und dann minutenlang (offensichtlich Prostata-Probleme) vor unser aller Augen an den Zaun pinkelte. Sicherlich ein Einzelfall. schliesslich war er stark alkoholisiert. Unsere Meinung sollte sich rasch ändern.
Nachdem wir den Einlass zum Zeltplatz überwunden und von höflichen Ordnern auf den Millimeter genau eingewiesen wurden („bitte so dicht wie möglich parken“), dauerte es keine 5 Minuten, bis wir unsere Parkposition fluchtartig verliessen und in der nächsten Reihe parkten. Wenn Leute sagen, dass sie noch Platz für 10 weitere Autos brauchen und schon nicht alkoholisiert nur Quark rumbrüllen sollte man die Nachbarschaft vermeiden.
Erwartungsgemäss haben sie alle Nächte lautstark durchgefeiert, merkwürdige Musik erklingen lassen („wer hat an der Uhr gedreht“) und Druckbetankung zelebriert (man nehme einen Trichter + Schlauch + Bier). Die umliegenden Camper waren hoch erfreut über so lebhafte Gesellschaft.
Nachdem das Zelt stand, wollten wir die Eintrittskarten gegen die Eintrittsbändchen tauschen. Vor den beiden Kartencontainern, war eine ziemlich lange Schlange, was bei mir zu Panik aufsteigen liess. Schliesslich spielten Totenmond als erste und wirklich viel Zeit war nicht mehr.
Die Mülltüten musste man beim Bändchentausch für einen lächerlichen Pfand von 5 Euro entgegennehmen. Dass diese Regelung nicht mal drei Tage vor Festivalbegin beschlossen wurde, davon nichts in den AGBs stand und es ziemlich unseriös wirkte war kein Argument. Angesichts der langen Schlange war eine langanhaltende Diskussion auch nicht wirklich angebracht.
Kurzerhand wurde der Entschluss gefasst die Wartezeit durch Bestechung zu verkürzen. Eine nette junge Dame war dann auch schnell bereit uns für den Preis einer Mülltüte entgegen zu kommen.
Danach konnten wir in aller Ruhe durch den Einlass pilgern und haben uns Totenmond und Dritte Wahl angehört.
Zwischendurch war T-Shirts kaufen angesagt: im Versand gibt es grundsätzlich nur L und XXL – meiner einer der am liebsten in S die Welt erobert kuckt in die Röhre. Glücklicherweise gab es auf dem Festival einige T-Shirt Stände, die S und M führten. Besonders lobenswert erwähnen möchte ich den polnischen T-Shirt-Stand, der selbstgedrucktes für 8 Euro feil bot. Der Stoff ist dünn und wird 10 Mal waschen nicht überleben, aber zum übers T-Shirt ziehen sind die optimal. Endlich habe ich ein Burzum-Shirt 🙂
Das mitnehmen von Knips-O-Phat Geräten wurde geduldet, bei Napalm Death hatte ich dann die Lomo dabei:
Subway To Sally war auch sehr nett, besonders der kurze Rock der Geigerin 😉
Überall auf dem Gelände konnte man nette aufgeschlossene junge Menschen treffen:
Der Volkssport Nr. 1 war Schwanzvergleich:
Meine Nase, wo die Leute überall hingepinkelt haben, das war echt eklig. Einfach zwischen die Zelte, mitten auf den Festival-Rasen, an Zäune war schon fast zu normal…
Six Feet Under haben ziemlich losgeknüppelt, was mir sehr gut gefallen hat (komischerweise ignorierte ich diese Band bisher komplett).
JBO:
Wir mussen uns dann für die Knüppelnacht stärken und haben Soulfly aus der Ferne vernommen.
Losgeknüppelt haben Enthroned:
Gefolgt von Amon Amarth:
Danach waren wir über 20 Stunden auf den Beinen und die Müdigkeit schlug trotz leckerer Guarana-Cola gnadenlos zu. Zyklon, Macabre und 1349 habe ich verschlafen um dann für Eisregen um 4 Uhr wieder aus dem Schlafsack zu kriechen. Es hat einige Überwindung gekostet, ich bin dann aber voll auf meine Kosten gekommen, die Texte sind einfach grandios, auch wenn der Sänger nur grunzen aber nicht wirklich singen kann 😉
Der nächste Tag begann mit einer Stunde vor der Dusche stehen, 1.50 Euro bezahlen und eiskalt duschen.
Disharmonic Orchestra fielen leider aus, auf die hatte ich mich echt gefreut. Entombed waren aber dafür ziemlich cool.
Danach wollte scheinbar das ganze Festival Die Kassierer sehen. Das Problem war ein ca. 4 Meter breiter Durchlass zwischen beiden Bühnen, den die Leute von beiden Seiten gleichzeitig benutzten, was dazu führte, dass gar nichts mehr ging. Aber eine Frittenbude mehr konnte man dadurch wahrscheinlich aufstellen.
Die erstaunlichste Band des Universums demonstrierte in einer kleinen Show-Einlage die penetration des Mastdarms mit der Faust:
Der Handschuh flog hinterher ins Publikum 😉 Wolfi zog sich dann noch aus und sang „das selbstironische Lied“ „Mein Glied ist zu gross“.
Danach hat Crazy White Sean eine Ami-typische Show abgeliefert, die auch vor einem Supermarkt hätte stattfinden können. Allerdings wurde mir das durchstechen der Haut am Hals und der Wangen mit Kanülen schon zu eklig, dass ich gleich abgehauen bin.
Messiah hatten ihr letztes Konzert auf dem Festival und waren etwas geknickt. Ich dachte die zünden wenigstens noch die Kreuze auf der Bühne an, das dachte ich aber nur:
Clawfinger waren die Weltmeister im Stagediven, der Keyboarder ist mit Salto in die Menge gesprungen, beachtlich, wenn man den Graben zwischen Bühne und Publikum gesehen hat. Der Bassist tat es ihm nach, so dass wir auf den nächsten Song etwas warten mussten, bis er wieder auf der Bühne war 😉
Destruction lieferten eine nette Pyro-Show, waren aber sonst nicht besonders spektakulär.
Sepultura waren schon besser, besonders diese Dame, die allen ihr Sepultura T-Shirt zeigen wollte, was dazu führte, dass sich keiner mehr für Sepultura interessierte:
Type O Negative waren der krönende Abschluss des Abends auf der Mainstage, es gab ein einziges Lied vom neuen Longplayer zu hören, sonst nur alte Gassenhauer, was nicht unbedingt schade war.
In der Nacht gab es noch JBO mit lauter Coversongs, ein spektakuläres Feuerwerk und Samael:
An Tag drei war ich schlauer und bin um halb sieben duschen gegangen. Ich musste nicht warten, das Wasser war aber wieder arschkalt 🙁
Mambo Kurt hat als Eröffnung u.a. AC/DC auf seiner Heimorgel gespielt und hüpfte zum Schluss von der Bühne (ins Publikum 😉
Ministry waren spektakulär, sie hatten zwei Schlagzeuge auf der Bühne, die bei einigen Liedern 100% synchron gespielt wurden, das führte zu einem genial trashigen Sound.
In der Nacht gabe es noch Doro, Moonspell und My Dying Bride (wiedermal sehr genial). Für Opeth waren wir dann trotz Guarana-Cola zu müde…
Alles in allem war das Festival gut, es steht aber schon jetzt fest, dass wir im nächsten Jahr wieder zum Summer Breeze fahren werden, das war einfach familiärer, netter und mit besseren/düsteren Bands bestückt
Bilder vom WFF 10, auf denen man auch etwas erkennen kann gibt es übrigens bei Blacksight und Jodoschka.com