Nach der anstrengenden Hochzeitsfeier ist erstmal ausspannen angesagt, wir gehen den Tag ruhig an. Nachmittags geht es zu einem Stausee, der sehr schöne Postkartenmotive hergibt, abends wird gegrillt.
Am nächsten Tag soll die Reise nach Chiang Mai gehen, mit einem kleinen Zwischenstop im hohen Norden. Wir machen mal wieder Bekanntschaft mit der thailändischen Pünktlichkeit. Es heisst „get ready at 8!“, dann ist es um neun, um zehn heisst es dann „hurry! hurry!“ und man steht nochmal eine halbe Stunde vor dem Kleinbus rum. Pläne werden gemacht, mehrfach geändert und dann wieder verworfen. Am besten mischt man sich nicht ein und lässt den Dingen seinen Lauf.
Mit dem Bus geht es am Mekong hinauf bis zum goldenen Dreieck, wo sich Birma, Laos und Thailand treffen.
Je weiter nördlich man kommt, desto mehr spührt man den chinesischen Einfluss. Es gibt in Chiang Saen viele chinesische Märkte, außerdem laden hier chinesische Handelsschiffe ihre Wahre aus und um, weil der Mekong ab hier unpassierbar für sie wird.
Unterwegs gibt es noch ein paar Tempel zu sehen und schliesslich ein Dorf der Long Neck Karen.
Das Dorf ist wie ein Zoo, man zahlt Eintritt, die Bewohner führen sichtlich gelangweilt Lieder auf und zwischendurch wird man an zahlreichen Spendenboxen und Souvinirständen vorbeigeführt. Einzig die kleinen Kinder sind aufgeweckt und quirlig.
Ich frage vor dem Fotografieren und gebe danach 10 Bath sowie eine meiner Visitenkarten. Das löst sichtlich Verwirrung aus, ich versuche mit Händen und Füßen zu erklären, dass die Fotos später auf meiner Webseite zu finden sind, bin aber nicht gerade erfolgreich.
Obwohl in Thailand Schulpflicht herrscht, sind viele ältere Kinder im Dorf. Mod fragt ein Kind und es sagt, dass es hier wartet, weil der Vater arbeiten ist.
Wir haben für den Dorfbesuch einen Umweg gemacht und eine Bootsfahrt dafür sausen lassen, das war ein schlechter Tausch. Ralf hatte vorher schon Bedenken angemeldet und leider sind viele davon eingetreten. Einerseits leben diese Menschen von den Touristen und man unterstützt sie, es ist aber unklar wieviel von ihrer Kultur noch übrig ist und wieviel Touristenattraktion.
Abends halten wir in einem Resort in Tha Ton. Es liegt direkt an einem Fluss und ist recht ruhig. Nach dem Essen gehe ich mit Ralf noch ein wenig durch die Stadt. Wir werden Zeuge einer Prozession, deren Sinn uns nicht ganz klar ist. Etwa 100 Menschen mit Kerzen in jeder Hand bewegen sich in extrem langsamen Tempo die Straße entlang. An der Spitze des Zuges steht ein dicker Thai mit Cowboyhut, der pausenlos erzählt und zur Hintergrundmusik scheinbar Kommandos für die anderen Leute gibt. Das ganze wirkt sehr bizarr und erinnert mich an die Prozession aus „Songs from the second floor„.
Am nächsten Tag besteigen wir wieder die Busse und fahren weiter nach Chiang Mai. Ein Elephant Camp kann auf dem Weg noch besichtigt werden. Das ganze ist wieder sehr touristisch, man kann Bananen und Zuckerrohr kaufen und an die Elefanten verfüttern. Wenigstens kommt man ganz nahe an die Tiere heran und sie scheinen auch gut behandelt zu werden. Ob das allerdings irgendetwas zur Erhaltung der Elefanten nützt, ist mir nicht ganz klar. Wild lebende Elefanten gibt es in Thailand kaum noch.
Drei Mal pro Tag gibt es eine Show. Die Tiere werden dann im Fluss gebadet und führen hinterher ein paar Kunststücke auf. Highlight ist eine Mundharmonika spielende Horde Elefanten, außerdem werden Bilder von Elefanten gemalt und später für sehr teures Geld (bis zu 6000 Bath) verkauft.
Chiang Mai selbst macht zunächst einen übersichtlichen Eindruck. Ich sehe ziemlich viele Farangs mit Thaidamen am Arm, mehr als in Bangkok – aber ich war in Bangkok wahrscheinlich einfach nicht in der „richtigen“ Gegend. Die Ausländer hier sind nicht so hässlich, und die Thaifrauen nicht so hübsch, wie ich es erwarten würde. Ich versuche dem Thema möglichst aus dem Weg zu gehen und zitiere aus diesem Anlass am besten den Anhalter. Es gibt zu allen Gefahren und Krankheiten wie Malaria ausführliche Informationen. Zum Thema Aids sagt der Anhalter lediglich: „In Thailand ist HIV für Menschen unter 50 inzwischen die häufigste Todesursache. Heterosexueller Sex ist die häufigste Übertragungsform der Krankheit in diesem Land.“
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