Ko Lanta

Am Abend frage ich Andrew, den sehr netten Hotelbetreiber, ob er mir etwas für Ko Lanta empfehlen kann, er sagt mir zu, eine Tour zusammenzustellen. Derweil gehe ich mit Mod und Ralf etwas essen, der Anhalter spricht vom besten Restaurant in ganz Krabi. Es liegt etwas außerhalb und wir sind nicht sicher, ob wir laufen oder ein Mietgefährt nehmen sollen.
Im Gegensatz zu anderen Städten ist es hier recht schwierig ein Sammeltaxi oder ein Tuk Tuk zu bekommen. Nach 5 Minuten finden wir endlich ein Sammeltaxi, das uns die Fahrt für 20 Bath pro Nase anbietet. Das ist uns für einen Kilometer reichlich viel und so fragen wir das nächste, hier soll es ebenfalls 20 Bath kosten. Inzwischen hält ein Mopedfahrer und bietet den gleichen Preis. Wir geben auf und schwingen uns aufs Moped, Ralf und Mod auf das eine, ich auf das andere, was noch schnell herangewunken wurde.
Die Fahrt ist länger als gedacht, der Preis war also gerechtfertigt. Mod lässt sich für den Rückweg die Telefonnummer des Fahrers geben.

Das Essen ist wirklich gut, aber wie alles in Thailand einen Tick anders als man erwartet. Es gibt z.B. das Mark der Kokospalme (also nicht der Nuss, sondern des Baumes), dazu geräucherten Fisch. Außerdem ein Fischcurry und eine chön charfe Suppe.
Nach dem Essen wird der Fahrer wieder angerufen, er nimmt uns zurück in die Stadt. Am Ziel angekommen, beträgt der Preis plötzlich 30 Bath pro Person, angeblich, weil es schon so spät ist.
Wir gehen noch in eine Rastabar auf ein Getränk. Kocktailkarten stellen für mich eine größere Herausforderung als die Besteigung des K2 dar. Ich kann mich nie entscheiden und scheitere selbst mit dem Ausschlussprinzip kläglich. Bevor ich großes Unheil anrichte, gehe ich auf Nummer sicher und bestelle Baileys auf Eis. Das löst eine fünfminütige Diskussion zwischen Mod und dem Kellner aus. Er will wissen, wie viel ich möchte und deutet dabei die Menge an, die in ein 0.5er Bierglas passen würde. Scheinbar gibt es hier keine kleinen Gläser. In der Karte wird auch ein Cocktail „Mind Eraser“ angeboten, aber etwas in dieser Richtung hatte ich eigentlich nicht vor. Als wir dem Kellner endlich begreiflich machen können, was ich möchte, ist der Baileys alle. Ich hätte mal besser etwas einfaches bestellt 😉

Krabi at night

Im Hotel breitet Andrew Prospekte vor mir aus, er will mich auf eine Schnorcheltour und in ein bestimmtes Hotel auf Ko Lanta schicken. Die Schnorcheltour würde auch an dem „The Beach“ Strand halten, aber ich fürchte die Menschenmassen, die sich dort um den letzten freien Fleck Sand prügeln. Außerdem ist schnorcheln zu meiner Kamera inkompatibel. Ich hatte mich nach Unterwassergehäusen umgesehen, die brauchbaren kosten 900 Euro und mehr 🙁
Also erstmal nur Ko Lanta. Andrew preist ein Hotel ganz besonders an, es ist auch nicht so teuer, 400 Bath pro Nacht. Ich kann mich nicht entscheiden und vertage das auf den Morgen.

Im Zimmer begrüßt mich ein 4cm großes Insekt (ohne Fühler), das wie eine Kakerlake aussieht. Ich schnipse es vom Bett, bin zu weichherzig es zu zertreten, darauf hin flüchtet es unter den Schrank. Na toll, ich sehe das Viech schon in der Nacht über mein Gesicht kriechen.
Es scheint nur einen Eingang unter dem Schrank zu geben, vor dem ich mein Moskitospay großzügig verteile. Vielleicht lässt sich der ungebetene Gast davon wenigstens eine Nacht lang abschrecken.

Am morgen gibt es dann thailändisches Frühstück: Reis mit Fisch, Kürbis und Huhn. Ich verabschiede mich danach von Ralf und Mod, die beiden fliegen nochmal hoch nach Chiang Rai um Mods Sachen zu holen, die sie mit nach Deutschland nehmen will und um sich von ihren Eltern zu verabschieden.

Inzwischen ist es halb zehn, ich weiss immer noch nicht, in welchem Hotel ich in Ko Lanta bleiben soll und lasse mich zu dem von Andrew angepriesenen breitschlagen.
Der Transfer zur Fähre ist im Preis von 300 Bath wohl inbegriffen und so holt mich wenige Minuten später ein Pickuptaxi ab, in dem schon zwei weitere Touristinnen sitzen. Wir werden an einem Pier ausgekippt, an dem sofort 10 Thais auf uns zustürmen um immer wieder die gleichen Fragen zu stellen: wo man hinmöchte, ob man schon ein Zimmer hat und übrigens hier in dem Hotel ist es ganz besonders schön bzw. billig (ich bin unrasiert und bekomme öfters billig angeboten). Inzwischen treffen mehr Touristen ein und irgendwann geht ein Thai rum und brüllt „Ko Lanta, Ko Lanta“. Es geht aber nicht auf ein Schiff, sondern in einen Bus, der uns zu einem anderen Pier bringt. Nach einer kurzen Wartezeit und dem nochmaligen Umtauschen des Tickets in ein anderes Ticket geht es schliesslich auf die Fähre.

Die zweieinhalbstunden Fahrt kann man ganz gut mit in der Sonne liegen rumbekommen. Das nutzen einige und so bin ich umgeben von Leuten, deren Hauptziel im Urlaub eine dunkle Hautfarbe ist. Es gibt zwei Zwischenstops auf dem offenen Meer, Longtailboote machen an der Fähre fest und es werden Passagiere ausgetauscht.
Auf der Fähre sind mitfahrende Thais dabei fleißig Prospekte von Hotels auf Ko Lanta zu verteilen. „Meins“ ist auch dabei und ich bekomme langsam ein schlechtes Gefühl dabei. Welches gute Hotel hat es schon nötig so intensiv beworben zu werden. Der Werber setzt sich auch zu mir, preist sein Hotel an und bewundert meine Bändchen. Er möchte unbedingt eins davon haben („Friendship, you know…“) und kann gar nicht glauben, dass die dauerhaft befestigt sind. Ich schenke ihm statt dessen das Bändchen aus der Tiegerhöhle und lehne seinen Ring dankend ab.

In Ko Lanta auf dem Pier geht es zu wie auf einer Viehauktion. Werber für Hotels schreien sich die Kehle aus dem Hals. Ich muss diverse Werber abwimmeln und rufe erstmal Andrew an. Ich habe die im Voraus bezahlten 400 Bath für das Hotel schon abgeschrieben, frage aber trotzdem ob ich die Buchung canceln kann. Es ist wohl kein Problem, ich kann ja auf dem Rückweg den Voucher vorbeibringen und bekomme das Geld zurück.

Soweit erstmal beruhigt setze ich mich um ein neues Hotel zu finden. Ständig kommen Thais an und fragen ihre Fragen. Ich entscheide mich für das Garden Home, Ralf hat es empfohlen. Ein Fahrer bietet mir an, mich für 30 Bath dort hinzubringen. Ich bin dreist und frage, ob die Fahrt zum Hotel nicht üblicherweise kostenlos ist (So sagt es der Anhalter). Tatsächlich ist die Fahrt kostenlos, ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen und frage den Fahrer nach seiner Telefonnummer, falls ich mal ein Taxi brauche.

Die Dame an der Rezeption ist sehr freundlich und bietet mir gleich an, dass ich umziehen kann, falls das Zimmer für 300 Bath frei wird. Das Zimmer für diese Nacht kostet wohl 600, aber für mich – Spezialangebot – 500. Als ich erwähne, dass mir ein Freund das Hotel empfohlen hat, bekomme ich noch die Fernbedienung für die Klimaanlange in die Hand gedrückt, die würde sonst auch 100 Bath kosten. Von so viel Entgegenkommen bin ich fast sprachlos.

Es gibt hier auch einen Mopedverleih und als ich frisch geduscht mir ein Gefährt mieten möchte, fängt es an zu regnen. Also mache ich das, was ich immer mache, wenn es regnet: bloggen 😉

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Ab in den Dschungel

Krabi

Die Sonne scheint, bestes Wetter für Unternehmungen. Der Plan für den Tag ist, mit dem Moped zu einem 40km entfernten Nationalpark zu fahren und dort ein paar Wasserfälle anzuschauen.

Am Parkeingang sind die üblichen 400 Bath zu entrichten, für Thais 40. Die Preise für die Nationalparks wurden erst in diesem Herbst verdoppelt und auch die Parkranger finden das extrem überteuert. Wir bekommen Studentenpreise und können für 200 bzw. 20 Bath den Park erkunden. Es gibt einen Naturpfad und einen scheinbar einfacheren Pfad, den mehr Wasserfälle säumen.
Der Pfad ist schmal und nicht wirklich markiert. Immer, wenn man denkt, komplett vom Wege abgekommen zu sein, findet man an einem Baum ein Schild, das noch die Entfernung bis zum Wasserfall angibt.

Eine Spinne an Mods bein führt zu einem lustigen Tanz. Ich dachte sie wäre so ein zähes Dschungelmädchen, aber bei Kleinviechern gilt das wohl nicht 😉
Ralf dagegen ist in seinem Element, endlich darf er wandern. So schlagen wir uns durchs Gestrüp, steile Hänge hinauf und rutschige Trampelpfade hinunter. Der Weg ist manchmal sehr gut, manchmal gar nicht zu finden, aber wir landen letztendlich immer wieder dort.
Abgesehen davon ist die Natur ringsrum natürlich extrem schön. Die vom gestrigen Ausflug bekannte Geräuschkulisse, Lianen und riesige Bäume, im Hintergrund das permanente Rauschen des Wasserfalls.
Irgendwann wird der Anstieg sehr steil und schweißtreibend. Mein Hemd ist schon lange durchgeschwitzt, kein Wunder ich musste ja auch unbedingt Stativ, Fototasche und Daypack mitnehmen.
Wir begegnen unterwegs zwei Gruppen, die den Weg aus der anderen Richtung beschreiten. Es werden Informationen über die verbleibende Strecke ausgetauscht und Glück gewünscht.

Nachdem wir eine halbe Stunde fast nur steile Hänge hinaufgeklettert sind, geht es auf der anderen Seite genau so steil wieder hinunter. Meine Sandalen sind denkbar ungeeignet für solche Touren, ich rutsche ständig hin- und her. Ich hatte wohl einen leichten Waldspaziergang im Sinn, als ich mir die Dinger am Morgen angezogen habe.
Wir erreichen den ersten Wasserfall und es beginnt zu regnen. Nach zwei Fotos verstaue ich meine Kamera und „das gute“ Objektiv zusätzlich in Plastiktüten. Jetzt wird es richtig rutschig und es geht immer steil bergab. Wir erreichen 10 Minuten später den Hauptwasserfall mit einer zum Baden geeigneten Stelle, der Regen denkt aber gar nicht daran, aufzuhören und nach Baden ist niemand.

Durchnässt und hungrig erreichen wir den Parkeingang. Nachdem wir etwas im trockenen gesessen und gegessen haben, ist der Regen nicht mehr wirklich schlimm.
Nass geworden ist bei mir nur mein Pass, den trage ich immer mit meinem Survival-Kit (Großes Bargeld, Kreditkarte, Pass) in der Brusttasche.

Die Rückfahrt wird extrem unangenehm, es regnet weiterhin und ist ziemlich kalt. Wir halten noch an einem Fossil Beach, an dem man tausende Jahre alte Muscheln bewundern kann. Die Muscheln sind eher mäßig interessant, aber der Papayasalat, den wir danach essen, hat es wirklich in sich 😉

Ich beschliesse, am nächsten Tag mit der Fähre nach Ko Lanta zu fahren, ich möchte nicht noch eine Nacht in Krabi verbringen.

Zurück nach Bangkok geht es am 16. per Flugzeug. Der Flug kostet mit 1800 Bath (40 Euro) gerade mal doppelt so viel, wie eine Zugfahrt nach Bangkok.
Das System einen Flug zu buchen ist auch sehr lustig. Es gibt Prepaidkarten, die man freirubbelt. Mit der PIN auf der Karte kann man dann via Internet oder Callcenter einen Flug buchen und ihn bis zu 6 Stunden vor Abflug kostelos verschieben.

Erwähnenswert weiterhin sind die Toiletten in Thailand. Das System „Loch im Boden“ kenne ich noch aus Russland. Hier wurde das ganze weiterentwickelt zu „Keramikloch im Boden mit Fußraste“.
Man hockt sich also über dieses Loch und versucht möglichst genau zu zielen 😉 Es gibt keine Spühlung, nebem dem Klo steht ein Eimer oder ein kleines Bassin mit Wasser. Mit einem Plastikgefäß darf man dann versuchen die Spuren seiner selbst hinwegzuschwemmen. Das ist gar nicht so einfach 😉
Es gibt manchmal sogar „richtige“ Toiletten, also Sitzgelegenheiten. Denen fehlt aber ein Zufauf für das Spühlwasser und man darf wieder Wasser schöpfen. Bemerkenswert: der Spühlwassereimer wird mit einem Wasserhahn in der Wand wiederbefüllt. Auf die Schlussfolgerung fließend Wasser = Spühlung ist hier scheinbar noch niemand gekommen.

Bevor jetzt jemand seinen Thailandtrip wegen der Toilettensituation verschiebt: keine Angst, in den guten Hotels gibt es auch „normale“ Toiletten.

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Krabi (2)

Krabi

Ich erkunde die sehr übersichtliche Innenststadt und versuche mich dabei nicht zu verlaufen 😉 Ich werde nur von Thais angesprochen, die mir etwas verkaufen möchten. Bei einem muss ich mehrfach nachfragen, was er mir überhaupt anbieten möchte. Ich verstehe immer etwas wie „sexy“, das passt aber nicht zur Situation und zur seinem äußeren. Irgendwann fragt er dann, wo ich hin möchte und mir wird langsam klar, dass er mir nur ein „täcksi“ anbietet.

Krabi

Ich versuche größere Autovermietungen zu finden, doch wirklich groß sind hier nur die Motorradhändler. Ich frage dort nach, so richtig verständlich kann ich mich aber nicht machen.
„With Insurance“ bedeutet hier wohl, dass man im Falle eines Unfalls 15.000 Bath bekommt, das zählt aber scheinbar nur für körperliche Schäden. Erst zurück im Hotel finde ich im Phrasenwörterbuch einen Satz mit „Vollkaskoversicherung“, aber es gibt wahrscheinlich sowieso keinen Vermieter hier im Ort der soetwas anbietet. Das ist zumindest der Konsens meiner kleinen Umfrage unter den verschiedenen Vermietern, die halbwegs gut Englisch sprechen.

Nachdem ich mir den Wanst mit einem leckeren Curry vollgeschlagen habe, bin ich weichgekocht. Die schönen Erinnerungen an den Trip nach Pai, die andauern in meinem Kopf spuken, und die Unternehmungslust siegen. Ich zahle 200 Bath, lasse meinen Personalausweis als Pfand da und mache mich auf zu einem Tempel nahe der Stadt.

Es ist 17.00 Uhr, bis zum Sonnenuntergang könnte ich es zum Gipfel schaffen, im Anhalter steht etwas von 1200 Stufen.
Ich finde den Tempel, er leuchtet mich vom Gipfel des Berges an. Am Fuße ist eine Art Neubau in den Berg gebaut. Ich frage einen Mönch, wo die Treppe ist, er deutet auf das Gebäude. Drinnen glänzt der Boden vom vielen Wischen, unzählige Buddhastatuen stehen an der Wand. Ich frage eine Frau, die den Boden wischt, wo die Treppe ist, sie deutet auf die Wand. Eine kleine Treppe führt in den Fels. Natürlich ist das nicht DIE Treppe, ich lande lediglich in der „Tigerhöhle“, die hier auch angepriesen wird.
Auf dem Weg zurück stoße ich mir den Kopf und frage die freundliche Putzfrau nochmal. Dieses Mal deutet sie nach draußen. Sie schenkt mir noch ein Armbändchen und ein Tuch, das bringt wohl Glück.

Draußen finde ich eine weitere Treppe, die führt aber nur zu einem Pavillion und von dort auf der anderen Seite des Felsens wieder nach unten, in ein Stück Regenwald. Oben im Pavillion sitzen ein paar junge Thais und begrüßen mich mit „Hello“. Mein “Savadthii Kap“ löst heftiges Kichern aus.

Unten im Regenwald sieht man ab und zu kleine Mönchsbehausungen am Fuße des Felsens stehen. Den Kopf im Nacken erkunde ich weiter die Gegend entlang des markierten Pfades. Hier herrscht ein unheimlicher Krach, alle Tiere versuchen sich zu übertönen. Es zirpt und krakehlt um mich herum. Ein Tier klingt wie eine Kreissäge. Sowol was Frequenz als auch die Lautstärke angeht. Das erste Mal, als ich das gehört habe, dachte ich nur „Welcher Arsch macht hier solchen Krach?“ Es hat eine Weile gedauert, bis ich kapiert habe, dass wirklich ein Tier zu solchen Geräuschen in dieser Lautstärke fähig sein muss.

Ich finde einen größeren Altarplatz auf dem Mönche, von Standventilatoren gekühlt, beten. Dahinter weist ein Schild zum „Big Tree“ und zu einer Höhle. Die Höhle ist prinzipiell interessant, sie ist beleuchtet und man kann sich wohl von Höhle zu Höhle vortasten und dabei zur anderen Seite gelangen. Allerdings dämmert es draußen schon, außerdem ist der Eingang zur ersten Höhle so klein, dass ich kriechen müsste.
Ich habe keine Lust alleine durch den Dreck zu robben und schaue mir lieber noch eine Weile den Wald an. Entlang des Pfades ist ein riesiger Umgestürzter Baum zu sehen, den ich versuche abzulichten.

Ich genieße noch etwas die Stimmung im Wald. Die Geräusche und die Hitze, allein dafür hat es sich gelohnt. Bei dem Krach wird mir erstmal bewusst, dass ich in ganz Thailand fast keinen ruhigen Ort gefunden habe. Einzig die Stunde am Stausee in Chiang Khong war angenehm ruhig. Sonst ist man einem ständigen Geräuschpegel ausgesetzt. Irgendwo läuft immer ein Motor, selbst in der Nacht um drei fahren die Mopeds über die Dörfer. Auch hier im Wald ist die Tierwelt darum bemüht, möglichst viel Krach zu machen.

Ich gebe die Suche nach der richten Treppe auf, ich würde es keinesfalls bis zum Sonnenuntergang zum Tempel schaffen. Statt dessen fahre ich zurück nach Krabi und treffe mich wieder mit Ralf und Mod.

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Krabi

Nachdem ich den letzten Eintrag im Bahnhof von Bangkok getippt habe (Internet zum Spottpreis: 200 Bath/Stunde 😉 ) suche ich mir noch etwas Essbares für die Reise. Wie immer ein großes Problem: es gibt entweder nur abgepackten Junkfood, Kekse oder Fleischhaltiges. In meiner Verzweiflung gehe ich zum Dunkin‘ Dounuts, und kaufe Butterdonuts. „ninty bath“ wow, das sind ja Preise wie zu hause. Gemeint war aber „ninteen bath“, wie ich beim Bezahlen feststelle.
Die Dounuts sind ultra-süß und man muss nur ein paar Krümel essen, um satt zu werden.

Zugfahren ist in der Tat sehr unterhaltsam. Man sitzt sich auf 1er Sitzen gegenüber und fragt sich die ganze Zeit, wo eigentlich das Liegeabteil ist.
Abends kommt dann ein freundlicher Bahnmitarbeiter um die Sitze zu Liegeflächen umzufunktionieren und aus der Decke die oberen Liegen runterzuklappen. Nach wenigen Handgriffen sieht es sehr gemütlich im Wagen aus und ich kann mich zum lesen ausstrecken.

Ich weiss, dass ich um 6:27 Uhr in Surat Thani ankomme, es scheint aber keine Ansagen der nächsten Station zu geben. Ich frage einen der vielen Menschen, die in Uniform durch den Zug rennen. Er spricht gar kein Englisch und ich kann ihm auch nicht begreiflich machen, was ich möchte. Mein Thai-Phrasenwörterbuch hat zwar die richtige Frage („Können Sie mir bitte Bescheid sagen, wenn wir in Surat Thani ankommen?“), aber scheinbar nicht die richtige Antwort. Zum Glück spricht eine mitreisende Frau Englisch und sichert mir zu, rechtzeitig Bescheid zu sagen: „don’t worry“.

Das klappt auch soweit ganz gut, ich stolpere aus dem Zug in den Bus, der erstmal zur Fähre fährt. Dort werden die einen Touristen in die Fähre nach Ko Samui geladen, die anderen in einen neuen Bus nach Krabi.
Es geht hier wesentlich touristischer zu, man zeigt sein Ticket und bekommt einen bunten Aufkleber an die Brust geklebt.
In Krabi das gleiche Spiel, ich bezahle 30 Bath für ein „Taxi“ zum Hotel und bekomme einen neuen Aufkleber.

Das Hotel ist soweit in Ordnung. Ich versuche mich nach dem Duschen zu erkundigen, welche Ausflüge möglich sind und ob ich irgendwo einen Moped mieten kann.
Andrew, mit dem ich bereits telefoniert habe um mein Zimmer zu buchen, ist sehr hilfsbereit und breitet diverse Prospekte vor mir aus. Ein Moped kann er auch vermitteln, es wird sogar ins Hotel gebracht.

Der Mitvertrag ist jedoch eine Ernüchterung. Ich hatte explizit nach einer Versicherung gefragt. Jeder bestätigt mir, „yes with insurance“. Im Vertrag steht nichts davon, ich bin für alle Schäden verantwortlich und wenn das Bike gestohlen wird, kostet mich das 40.000 Bath. Tolle Wurst. Der Vermieter ist zwar freundlich, kann oder will mir aber keine Versicherung anbieten. Ich lasse das erstmal sein, der Vermieter fährt von dannen.
Ich rede noch etwas mit Andrew und er erklärt mir, dass Versicherungsbetrug hier oft stattfindet, der Kunde meldet das Moped gestohlen und verkauft es z.B. in Burma. Das lohnt sich aufgrund der geringen Selbstbeteiligung.
Es funktioniert auch umgekehrt: der Vermieter stielt sein eigenes Moped um den Kunden die 40.000 Bath aus der Tasche zu ziehen.

Als ich zu Fuß in die Stadt will, um nach anderen Vermietern zu suchen, regnet es erstmal und ich habe Zeit für einen kleinen Blogeintrag 😉

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Zwischenstop Bangkok

Um 4:30 Uhr hören die Schlaglöcher auf und wir erreichen Bangkok. Die Taxifahrer sind wie die Schmeißfliegen. Ich frage ein französisches Paar wo sie hinwollen. Das Ziel ist das gleiche, also teilen wir uns ein Taximeter-Taxi zur Khao San Road. Dort irren gerade die letzten Betrunkenen und ein paar Prostituierte herum.
Auf Empfehlung der beiden versuchen wir es in einem Hotel direkt an der Khao San Road. Sie sind angeblich voll, haben aber noch ein Zimmer für 400 Bath, es muss allerdings erst gereinigt werden. Rabatt, weil die Nacht schon rum ist gibt es nicht. Ich bin müde, aber auch geizig 😉
Also versuche ich es im New Joey Guesthouse, das mich schon einmal eine Nacht beherbergt hat. Hier das gleiche Bild, kein Rabatt, das Zimmer ist noch dreckig, aber 300 Bath. Nachdem ich den Portier überreden kann mir einfach ein Handtuch und ein Laken zu geben, wanke ich nach oben.
Das Zimmer ist wirklich noch sehr dreckig. Ach egal 😉 Bett bezogen, Wecker gestellt, umgefallen. Um 9 stehe ich auf, um die Weiterfahrt nach Krabi zu organisieren. Nachtbus oder -Zug… der Bus ist billiger, aber Suse hat recht begeistert von den Zügen erzählt (mehr im Sinne eines Abenteuers, nicht im Sinne von Luxus), außerdem will ich nicht schon wieder 12 Stunden am Stück im Bus sitzen.
Das „Reisebüro“ im Hotel sagt etwas von 900 Bath, die preiswerte Variante ist schon ausgebucht. Das findet die Mitarbeiterin heraus, ohne einen Anruf zu tätigen. Muss wohl thelepatisch veranlagt sein.
Ich schaue in zwei weitere Reiseagenturen, der Preis ist der ähnlich, die billige Version ist schon ausgebucht. In der zweiten Agentur will mich die sehr nette Verkäuferin zu einem Flug überreden. 1800 Bath sind ja ok, aber das würde noch eine Nacht in Bangkok bedeuten (der Flug geht morgends) und ich wäre auch nicht schneller in Krabi. Mit ein bisschen im Voraus denken, hätte ich um 10:00 Uhr in Krabi sein können.
Also zurück ins Guesthouse, 910 Bath, bitte, danke. Ab 15.00 Uhr kann ich mein Ticket abholen, 19:30 geht der Zug, 18:30 sollte ich losfahren, wegen dem Verkehr.

Bangkok flooded

Es ist 11:00 Uhr und ich schiebe jetzt schon Panik, den Zug nicht zu schaffen. Große Touren traue ich mich aufgrund dessen nicht und fahre nur nach Chinatown. Bangkok leidet weiterhin unter dem Hochwasser, ich habe das Gefühl, es ist sogar mehr geworden als vor ein paar Tagen noch. Nahe Chinatown steht das Wasser knöchelhoch in den Straßen, ich muss einige Umwege machen und bekomme trotzdem nasse Füße. Ich durchstreife ein paar Märkte, auf denen es alles Erdenkliche zu kaufen gibt (Rucksackschnallen z.B.), aber nichts was mich irgendwie interessiert. Der Krach und die Enge sind nicht gerade angenehm, ich flüchte wieder und finde schliesslich den kleinen Park nahe der Khao San Road, den wir mit Ralf und Mod am ersten Abend schon entdeckt hatten.
Ein paar Meter abseits der Straße ist es ruhig, die Sonne scheint und ich mache nichts. Super, endlich mal entspannen. Hier ist ebenfalls Hochwasser, ein paar Bänke stehen im Nassen, dort halten ein paar Thais ihren Mittagsschlaf ab.

Bangkok

Ein paar Polizisten schleppen eine Pumpe an und machen Anstalten einen Teil der Pierarea abzupumpen. Ich frage micht,wie das funktionieren soll, am anderen Ende läuft das Wasser ja wieder rein. Ich soll es nie erfahren, weil die Pumpe gar nicht funktioniert.
Zurück im Hotel dusche ich nochmal, packe meine Sachen, esse etwas und mach mich überpünktlich, zwei Stunden vor Abfahrt auf zum Bahnhof. An einem Taximeter-Taxi steht ein Fahrer, ich frage ihn nach dem Preis. 300 Bath. Im Hotel hiess es 85 Bath für ein Taxi, 100 für ein Tuk-Tuk sind ok. Ich sage ihm, dass ich mir 100 vorstelle und bin gleichzeitig verwundert, dass er trotz des Taxameters auf 300 Bath kommt. Vermutlich ist es „optimiert“. Er sagt etwas vom dichten Verkehr und bietet mir 250 an. Auf der anderen Straßenseite hält ein Tuk-Tuk, ich gehe rüber. „200“ brüllt mit der Taxifahrer hinterher.

Escaping

Hier ist der Preis wie erwartet, ich muss nicht mal feilschen. Nach 15 Minuten wilder Fahrt und lecker Abgase schnüffeln halten wir vorm Bahnhof. Super, überpünktlich.
Ein sehr freundlicher TAT(*)-Mensch an der Information zeigt mir das Gleis und fragt, wo ich in Krabi unterkomme. Er empfiehlt mir eine Unterkunft im Voraus zu buchen und zeigt mir ein TAT-Reisebüro.
Dort zeigt man mir Prospekte von Strandbungalows für 1000 Bath. Es ist gar nicht das Geld, aber die Unterkunft liegt 20km von Krabi entfernt. Ich wollte direkt in der City wohnen und mit dem Roller die Gegend erkunden. Alles ausgebucht, es ist ja Hochsaison bekomme ich zu hören. Es wird ein zähes Ringen, ich verabschiede mich schliesslich und gehe vor die Tür.
Das erste und sehr gut klingende Guesthouse im Anhalter wird angerufen, es ist ein Zimmer frei 280 Bath mit Ventilator, ich buchstabiere meinen Namen und bin schon sehr gespannt, für wen ich reserviert habe 😉

(*) TAT – Staatliches Reiseunternehmen.

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Watn datt fürn Wat?

Sukhothai

Wat = Tempel. Davon hat man in Sukhothai einige. Ich erklimme am frühen morgen ein Sammeltaxi (eher ein Sammelbus) und lasse mich zum Sukhothai Historical Park fahren.
Man kann Fahrräder für 20 Bath am Tag ausleihen, ich hätte aber besser wieder ein Moped nehmen sollen. Der zentrale Teil von Sukhothai ist schon groß, es gibt aber noch haufenweise Ruinen ringsherum. Also quietsch, tret, radel ich von einem Steinhaufen zum nächsten, warte bis die Touristen aus dem Bild verschwinden, stehe selbst im Bild und schwitze wie ein Schwein. Nach dem kühlen Norden ist Sukhothai Sauna pur. Ich lege meine Routen entlang der Verkaufsstände für Wasser.

Sukhothai

Nach 3 Stunden im Zentrum will ich mich zu den entlegenen Ruinen wagen. Ich kehre nach der Hälfte der Strecke um, weil ich kein Wasser mehr habe. Mit einem halben Liter unterm Arm und dem Stativ über dem Lenker radel ich immer 100m um dann im Schatten der Bäume zu verschaufen. Die Sonne brutzelt. Ich hätte das blöde Stativ zu hause lassen sollen und meinen Hut mitnehmen sollen.

Sukhothai

Links und Rechts des Weges sind Reisfelder und irgendwann komme ich wieder an einem Steinhaufen vorbei. Nach der Besteigung eines mittleren Hügels ist mein Wasser fast alle. Umkehren oder Zähne zusammenbeissen? Ach, egal 😉 Ich radel weiter. An einer Art Festplatz, man sieht noch den Müll von Loy Krathong, erspähe ich ein Haus mit Terasse und darauf ein Coca-Cola Kühlschrank. Super, das könnte ein Restaurant sein. Ist es aber nicht, der Kühlschrank ist Privateigentum, davor sitzt ein Mürrischer alter Thai. Mein „Savadthii Kap“ zaubert auch kein Lächeln auf sein Gesicht. Mist, wieder falsch betont. Ein Jüngerer Thai kommt aus einem anderen Haus, er lächelt und versteht sogar drei Brocken Englisch. Ich wackel mit meiner Wasserflasche und deute auf den Kühlschrank, in dem Wasser steht. Er lächelt und verneint. Ich wiederhole meine Geste, er verneint wieder. Scheinbar möchte er mir gerne helfen, kann es aber nicht. Mist, das Wörterbuch ist im Guesthouse.
Er holt einen großen Wasserkanister. In diesen wird hier meistens Trinkwasser an die Haushalte geliefert, das funktioniert wie der Milchmann zu hause. Prima, er könnte mir ja etwas abfüllen. Statt dessen gibt er mir eine Flasche aus dem Kühlschrank. „How much?“ Er lehnt dankend ab. Ich bin verwirrt und gebe ihm zwanzig Bath, darauf hin gibt er mir noch eine Flasche und Strohhalme. Scheinbar sind wir jetzt beide glücklich, so wie wir gucken. Ich verabschiede mich wortreich radel von dannen. Als ich das Wasser öffnen möchte, verstehe ich auch, was er mir sagen wollte. In den Flaschen aus dem Kühlschrank sind nicht mehr versiegelt und mit Wasser aus dem großen Kanister befüllt. Soweit versorgt fühle ich mich fit genug den Rest der Strecke zu erkunden.

Ich begegne zwei Belgiern, die auf der Suche nach einem im Anhalter gepriesenen Wat sind. Ich schicke sie in die Richtung aus der ich gekommen bin, den Namen des Wats habe ich schon auf einem der Schilder gesehen. Glaube ich.
Nach 800m finde ich genau diesen Wat. Also, die gute Kinderstube gebietet mir das, radel ich zurück (schwitz, schwitz) und erkläre den beiden, dass sie in genau die andere Richtung müssen.
Der besagte Wat liegt auf einem Berg, den man zunächst erklimmen muss. Die Anstrengung wird mit einem recht dunstverhangenen Blick über Sukhothai entschädigt. Ich mache gemütlich Fotos und als ich fast schon wieder den Abstieg wagen will, begegne ich meiner Nachbarin aus dem Guesthouse (die mich für einen Tag Sukhothai ausgelacht hat).
Sie ist aus Frankfurt, irgendwas um die 50 und Profi-Touristin, d.h. sie reist auf schmalem Budget und sieht sich wirklich alle Wats an. Bei diesem Pensum bräuchte ich auch zwei Tage. Mir kommen die Ruinen schon fast zu den Ohren raus, von zwei Tagen Sukhothai habe ich mich innerlich schon wieder verabschiedet.

Sukhothai

In Sukhothai riecht es fast überall merkwürdig. Ich habe das zunächst für einen penetranten Pflanzenduft gehalten. Ich begegne einer Herde Ochsen, die genüsslich zwischen den Ruinen grast und mir wird klar, wonach es hier wirklich riecht 😉 Die Ochsen lassen sich von mir nicht stören und so hocke ich mir der Kamera bewaffnet zwischen ihnen, es bimmelt um mich herum und sonst hört man nur das Gras reißen.

Sukhothai

Als ich mich daran mache, das Fahrrad wieder abzugeben, stelle ich fest, mich wiedermal verirrt zu haben 😉 Ich taste mich mit Logik und diversen Karten an den Fahrradverleih heran und treffe dort … genau meine Nachbarin. „Ach hier sitz auf, ich nehme Dich mit zum Ausgang.“ Ich wiege 70kg, sie meint es aber ernst und so geht es in Schlangenlinien dem Ausgang entgegen. Es gibt noch einen Markt, den sie mir empfielt. Ich schaue mich dort um und denke nur „brrrr.“ Es geht sehr schmuddelig zu, der dreckigste Markt, den ich bisher gesehen habe. Fliegen werden mit an Stöckern aufgehängten Plastiktüten vertrieben, Fische und Fleisch liegen ohne Eis auf Zeitungspapier aus. Für Vegetarier ist sowieso nichts Essbares dabei. Ich wage nur ein paar Waffeln und Mini-Dounuts zu essen.

Ich habe im Ban Thai mein Gepäck gelassen, ein Zimmer hatte ich noch nicht gebucht, das ist auch gut so. Ich will meinem ursprünglichen Plan entsprechend den Nachtbus nach Bangkok nehmen und von dort in der nächsten Nacht weiter nach Krabi – endlich ans Meer. Das sind zwei unbequeme Nächte und ein chaotischer Tag in Bangkok, aber das ist mir lieber als tagsüber im Bus zu schmoren oder 2600 Bath für einen Flug auszugeben.
Ralf hat von Trang aus angerufen, wir verabreden uns für den 11.11. abends in Krabi um von dort aus einen Nationalpark zu erkunden.

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Pai Tag zwei, auf nach Sukhothai

Waterfall

Die heißen Quellen sollen 400 Bath Eintritt kosten. Ich habe am Vortag an einem Wasserfall schon 400 Bath gelassen, das ist mir dieses Mal zu fett für ein bisschen stinkendes Wasser. Man kann mit diesem Ticket wohl andere Nationalparks am gleichen Tag besuchen. Man muss dazu sagen, dass jeder Pups ein Nationalpark ist. Ich vermute Thais zahlen auch hier weniger. Sie kommen in viele Parks und Museen billiger rein, in den großen Tempelanlagen gibt es für sie seperate Eingänge. Grundsätzlich ist das eine sehr schöne Sache, die Touris haben ja die Kohle, und warum sollten ansässige so viel Geld für „Ihre“ Kulturstätten ausgeben.

Es gibt noch ein Spa mit heißer Quelle in dem man für 50 Bath planschen kann. Meine Badehose ist in Chiang Mai und irgendwie möchte ich lieber die Gegend erkunden. Also fahre ich eine große Schleife um Pai, ein paar Tempel am Wegesrand, hier und dort ein „Elefantencamp“. Genauer gesagt: ein Bambusunterstand für Elefanten, die gelegentlich Touristen durch die Gegend tragen. Artgerechte Haltung stelle ich mir anders vor.

Ich halte öfters für ein Foto und bei einem Halt kommt ein Thai die Straße entlang gelaufen und spricht mit an. Sein Englisch ist sehr schlecht und er entschuldigt sich tausend Mal dafür. Er hat wohl ein Guesthouse mit Bungalows vor fünf Tagen aufgemacht und immer noch keinen Gast. Er bewirbt die schöne Aussicht (sie ist wirklich schön) und will mich auf einen Kaffee einladen, er bettelt fast darum. Das ist mir irgendwie zu viel, wenn ich auf den Kaffee eingehe, mache ich ihm Hoffnung ein Zimmer zu buchen. Wenn ich ihn ablehne, bin ich auch unhöflich. Ich sage ihm, dass ich mein Zimmer in Pai schon im Voraus bezahlt habe. Das ist keine Lüge, ich will aber auch in der Nähe der Stadt wohnen und die Gesellschaft der anderen Gäste nicht missen. Irgendwie tut er mir leid, er scheint andererseits auch sein Geschäft auf der Hoffnung aufzubauen, dass Gäste von alleine hier hinaus aufs Land finden. Er hat keine Visitenkarten oder Flyer. Ich versuche ihm Hinweise zu geben, wie er Gäste auf sich aufmerksam machen könnte, aber da schlägt die Sprachbarriere zu. Er weist mir noch den weiteren Weg und wie ich zurück nach Pai finde. Ich verabschiede mich etwas betreten und fahre weiter.

WW2 memorial bridge

Die Gegend ist wirklich wunderschön, ich kann nicht einmal sagen warum. Ich bin auch nicht mehr wirklich sicher, ob ich die Hinweise des erfolglosen Gasthausbetreibers richtig verstanden habe. Ich folge meiner Nase, achte darauf, wo die Sonne steht und tatsächlich komme ich nach einer halben Stunde am Flugplatz von Pai raus. Von hier ist es nicht mehr weit bis in die Stadt.

Im Apple Home Stay, meiner Unterkunft, läuft gerade „Herr Der Ringe“. Eine umfangreiche Kollektion thailändischer „Original“-DVDs steht den Gästen zur Verfügung. Die Gäste sind Lars, ein schwedischer Unternehmensberater (ich hab mal wieder vergessen, was er genau mach) und eine Britin, die behauptet, illegal – d.h. außerhalb der Jagdsaison – geschossenes Fleisch schmeckt einfach besser. Ihr ganzer Tiefkühlschrank ist wohl voll davon.
Ich esse gebratenes Basilikum mit viel Knoblauch auf Reis, eine Empfehlung der Küchenchefin, die hier auch thailändische Kochkurse gibt. Als Dessert bekomme ich Körner in Schleim mit gesalzener, warmer Kokosmilch. Das stelle ich erst nach dem Kosten fest und habe große Mühe kein Malheur anzurichten.

Als nächstes steht „Terminal“ auf der Wunschliste. Nach der Hälfte des Films, von dem ich sowieso nichts mitbekomme, weil ich mit Lars quatsche, ziehe ich nochmal los, durchs abendliche Pai. Es sind viele Farangs unterwegs. Es ist ruhig, aber nicht tot. In vielen Restaurants oder an den Cocktailständen auf der Straße sind noch Menschen beisammen.

Am nächsten Morgen packe ich nach dem Frühstück meinen Kram zusammen und fahre zurück nach Chiang Mai. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich brauchen werde, weil ich auf dem Hinweg einen ausführlichen Zwischenstop mit Mittagessen an einem Wasserfall eingelegt hatte.

Ich schätze die Zeit auf vier Stunden, lasse mir aber absichtlich viel Zeit. Lars hat mir gesagt, dass die Versicherung des Mopeds Schäden am Moped abdeckt, aber keine Schäden, die ich damit anrichte. Das nimmt mir ein bisschen die Freude am Fahren. Ein überfahrenes Huhn kann ich bestimmt noch bezahlen, aber einer der Hunde, die hier so gerne auf der Straße schlafen (weil sie so schön warm ist) sprengt sicherlich meine Urlaubskasse. Davon ganz abgesehen: das Karma…
Also geht es gemütlich die Berge hinauf, ich trödel nicht, werde aber trotzdem von Einheimischen mit ihren 50cc-Maschinen locker überholt. Egal, ich kann die Landschaft genießen, es ist sehr grün, überall Teakholz- und Bananenbäume, Rinder, die am Straßenrand grasen und sonst nur Gegend.
Als ich die Berge hinter mir habe, halte ich wieder an dem Wasserfall, den ich schon auf dem Hinweg besucht habe. An der Einfahrt gibt es ein Restaurant mit exzellentem Eiscafé, darauf habe ich mich zwei Stunden lang gefreut. Eiscafé ist hier süße Instantkaffeebrühe mit zerstoßenem Eis. Etwas wässrig, aber lecker.

Ich komme wohlbehalten in Chiang Mai an und finde auch fast auf dem direkten Wege zur Mopedvermietung zurück. Soweit läuft alles glatt, bis auf dass mir 50 Bath für den halbleeren Tank berechnet werden. Ich glaube, dass der Tank am Anfang halb leer war. Meine Erklärungsversuche wollen aber scheinbar nicht verstanden werden. Ich habe zwar sicherheitshalber Fotos von dem Moped gemacht, damit man mir nicht hinterher schon vorhandene Lackschäden berechnet, aber die Tankanzeige habe ich vergessen zu fotografieren.
Es tut mir nicht weh, einen Euro mehr zu bezahlen, aber das ist wieder so eine Prinzipsache. Viele Touristen sagen wahrscheinlich „Ach, egal“ und genau dass lässt solche schlechten Sitten einreißen. Ich denke „Ach, egal“ und gehe ins Hotel, meine Sachen abholen.

Die Rezeptionistin fragt mich „Do you come back for taking photo?“. Hm, ich kapiere die Frage nicht und bohre mehrfach nach, was sie meint. Statt sich zu erklären kichert sie nur und entschuldigt sich überschwänglich für ihr schlechtes Englisch. Mein Englisch ist ja auch sehr unterhaltsam, aber ich hätte schon gerne gewusst, was eigentlich ihre Frage war.
„Ach, egal“ 😉 Ich packe den Kram aus dem Daypack in den Rucksack, in letzter Minute fällt mir ein, dass ich etwas zum Waschen abgegeben habe. Das kommt ebenfalls in den Rucksack, der Rucksack auf meinen Rücken und ich komme in ein Tuk Tuk. „To the Arcade Bus Station, please“ „60 Bath“ „hm, let´s say fifty“ „…“ (zeigt mir 5) „ok, fifty“. Mir ist inzwischen ein prima Bart gewachsen, trotzdem bin ich wiedermal zu faul weiter zu feilschen.

Am Busbahnhof gehe ich auf den Schalter zu und die Damen rufen mir schon entgegen „Where do you want to go?“ Huch, so viel Service bin ich gar nicht gewohnt. „Sukhothai“ „235 Bath please, hurry, hurry, the Bus leaves there“. Nettes Timing: es ist 14:59 Uhr und ich kann noch in den 15:00 Uhr Bus nach Sukhothai springen, der um 15:15 Uhr dann auch mal losfährt.

Nach fünfeinhalb Stunden kommen wir in Neu-Sukhothai an. Am Busbahnhof umschwärmen einen sofort die Tuk Tuk Fahrer. Ich blättere im Anhalter nach den empfohlenen Unterkünften, die Fahrer scharren derweil ungeduldig mit den Füßen. Ich nehme einen üblen Gestank wahr. Ein laaaaanger dreckiger Fingernagel tippt auf die Sukhothaikarte im Anhalter und ich vernehme ein „Heeeu“. Vor mir steht ein Tuk Tuk Fahrer, der fast gar nicht sprechen kann (Wortschatz: „uuuuuh“, „aaaaaah“, „heeeeu“), mich aber unbedingt fahren will. Wahrscheinlich basiert sein Geschäftsmodell auf Mitleid.
Ich habe Mitleid. „Can you take me to the Ban Thai Guesthouse?“. Er nickt und zeigt mir 8 Finger. Auf der Karte sieht das wie 1000 Meter aus(*). Ich bestehe auf 40 Bath, er kommt mir in 10er Schritten entgegen. Er zeigt mir eine fertige, eingeschweißte Karte auf der die Adresse vom Ban Thai steht. Ich sage, dass ich genau dort hin möchte. Unterwegs erklärt sich auch, warum er auf meine 40 Bath so schnell eingegangen ist. Er zeigt mir die Karte eines anderen Hotels, das angeblich direkt am Sukhothai Historical Park liegt. Vor dem Trick warnt der Anhalter ausführlich und ich bestehe auf Ban Thai.

(*) = sehr viel später stelle ich fest, dass manche Karten im Anhalter nicht maßstabsgetreu sind. Das steht auch auf den Karten. Kein Wunder, dass die Karten verschiedener Reiseführer so viel anders aussehen und micht komplett verwirren 🙂

Vor dem Guesthouse hupt er, und bedeutet mir, dass ich erstmal schauen soll, ob mir das gefällt und deutet wieder auf die vorgefertigte Karte „seines“ Guesthouses. Eine Dame erscheint am Tor und erklärt mir, das Ban Thai ist ausgebucht. Verflixt. Ich kann aber ein paar Häuser weiter schlafen und im Ban Thai die heiße Dusche benutzen. Puh. Das ist nicht nach meinem Geschmack, aber ich gehe sofort darauf ein, um so schnell wie möglich diesen stinkenden Mitleidsmagneten loszuwerden. Er fährt mich nocht zwei Türen weiter und gibt ohne Diskussion das Wechselgeld auf den ursprünglich vereinbarten Fahrpreis raus.
Eine alte Thaimutti, die kein Wort Englisch spricht, macht mir die Tür auf. Ich ziehe artig meine Schuhe aus, folge ihr durch eine Art Wohngarage hinauf zum Zimmer. Es ist sauber und kostet nur 120 Bath, das ist ok.
Nach dem Duschen begegne ich einer älteren Dame, die ebenfalls hier wohnt. Sie lacht mich aus, als ich gestehe Sukhothai an einem Tag bewältigen zu wollen. In Gedanken schiebe ich schon wieder einen Tag, denn irgendwo hat sie auch recht: „Strände gibt es überall“.

Noch eine kleine Anmerkung zum Essen: nach wie vor ist es bestens um meinen Magen-Darm-Trakt bestellt. Von Durchfall keine Spur, ich habe eher das Gefühl, es besteht ein leichtes Außenhandelsdefizit 😉

Sehr zu empfehlen und absolut lecker: „Sticky Rice with Mango“ ist genau das: ein bisschen Klebreis, Mango und drüber eine süße Sauce. Schmeckt ultra-lecker und gibt es fast überall auf der Straße für 20 Bath.
Unübertroffen ist auch das Müsli von Dao im Bamboo Riverside Guesthouse. Sie mixt es selbst, unter anderem mit einer Müslisorte, die aus Indien kommt. Darüber Früchte und lecker Yoghurt. 70 Bath die sich in die Geschmacksnerven brennen.
Ebenfalls bei mir sehr beliebt: der Eiscafé von „7 eleven“. 13 oder 17 Bath (klein/groß), wahlweise mit zerstoßenem Eis, er ist aber auch ohne kalt genug.

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Eindrücke

In Chiang Mai wird Loi Krathong etwas exzessiver gefeiert, ganze drei Tage wird die Nacht zum Tage gemacht. Ich war gerade am Fluss und habe mich in Nachtaufnahmen versucht (die nichts geworden sind). Sehr schön anzusehen ist der Nachthimmel, es steigend laufend Papierballons auf – genau wie in „The Beach„. Die Jugend böllert hier viel und gerne rum, ich wurde auch schon beschossen und habe mir vorsichtshalber Ohrenstöpsel reingesteckt, sonst ist es einfach zu laut.

Die letzten zwei Tage habe ich viel Zeit im Kleinbus verbracht und es tut gut, mal wieder etwas mehr zu laufen und die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. Ich bin jeden Tag ziemlich müde, obwohl ich genug schlafe. Das scheint auch wetterbedingt zu sein, Mod sagt, vielen Thais (ihr inclusive) geht es ähnlich, das mag auch ein Grund für die thailändische Gemütlichkeit zu sein.

Die Preise hier bewegen sich in einem sehr angenehmen Rahmen, man kann mit 10 Euro pro Tag auskommen, ab 20 Euro wird es gemütlich. Allerdings kann man auch sein Geld mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen, besonders wenn man nicht handelt oder alles ständig in Euro umrechnet.
Im Moment bekommt man für einen Euro 46 bis 47 Bath. Vor einem Jahr waren es wohl 52 Bath. Eine Stunde Internet kostet 30 Bath, 1.5L Wasser 15 Bath, der Bungalow bei Jib und Dao 200 Bath (Klo und Dusche außerhalb). Mit meiner Prepaidkarte kostet eine Gesprächsminute nach Deutschland 9 Bath, hier im Land telefoniert man für 3 Bath (incl. Mobilfunknetze).

Man sieht im Norden öfters sehr gut ausgestattete Backpacker, die könnten direkt dem Globetrotterkatalog entsprungen sein. Holländer von diesem Kaliber sind an einem Abend ins Bamboo Riverside gekommen und wollten ein 4-Mann Bungalow zum Preis eines 2-Mann Bungalows. 4 Leute wollten also insgesamt 5 Euro sparen…
Dao hat zwar gelächelt, aber „Maybe you try somewhere else.“ war schon sehr deutlich. Das ist überhaupt so ein Thema, die thailändische Freundlichkeit. In der Tat wird hier pausenlos gelächelt, gleichzeitig sind Thais aber auf ihre Art ziemlich rücksichtslos. Mamas Pub beschallt auch Nachts den ganzen Ort, wenn auf dem Bürgersteig fast kein Durchkommen ist, bleiben viele Thais trotzdem stehen und schauen sich die Verkaufsstände in Ruhe an – egal ob andere Leute warten müssen. Wahrscheinlich fallen solche Dinge nur einem spiessigen Deutschen wie mir auf 😉

Umweltschutz ist hier überhaupt kein Thema. Es wird alles in Plastiktüten verpackt, sogar Getränke am Straßenstand werden kleine Plastiktüten gefüllt. Ein Strohhalm oben rein, wird die Tüte dann zugeknotet und ist bereit zum Austrinken und Wegwerfen.

Die wichtigsten Dinge im Leben scheinen ein Fernseher und eine Klimaanlage zu sein. Sogar der Kleinbus für unsere 2-Tagestour hatte eine Glotze. Als wir in Tha Ton einen kleinen Supermarkt betreten, steht dort ein 100cm Rückprojektions-TV, der kostet in Deutschland bestimmt einen vierstelligen Eurobetrag. Man sieht auch viele, sehr neue Autos, die ebenfalls ein wichtiges Statussymbol sind. Thais würden sich wahrscheinlich bis über beide Ohren verschulden und in einer Bruchbude wohnen, wenn sie sich dafür den tollen neuen Toyota Pickup leisten können, der noch eine Nummer größer als der vom Nachbarn ist.
Das klingt jetzt sehr pauschal und vorurteilsbehaftet, ist aber mein Eindruck, den ich durch meine Erlebnisse und durch die Erzählungen aus Mods Familie bekommen habe.

Völlig unklar ist mir der Kult um den König, das ist schlimmer als die zwangsverordnete Verehrung der DDR-Regierung. Viele Thais tragen ein orangenes Armbändchen, das wohl ihre Sympathie zum König ausdrücken soll.

Ich habe gehört in Deutschland sind um die null Grad 😉 Hier sind tagsüber 30+, des Nachts kann man zumindest im Norden auch ein wenig frieren und braucht lange Hosen und einen Pullover. Das ist auch ganz gut wegen der Mücken. „Du hast da eine Mücke am Hals“ hat hier eine ganz andere Bedeutung. Ich habe bisher 5 Stiche abbekommen. Dafür, dass ich mich so viel am Wasser aufgehalten habe, ist das ganz ok. Lob an die Lieblingsschwester: das von Dir empfohlene Mückenzeug taugt etwas 😉

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Auf nach Chiang Mai

Nach der anstrengenden Hochzeitsfeier ist erstmal ausspannen angesagt, wir gehen den Tag ruhig an. Nachmittags geht es zu einem Stausee, der sehr schöne Postkartenmotive hergibt, abends wird gegrillt.

Chiang Khong dam

Am nächsten Tag soll die Reise nach Chiang Mai gehen, mit einem kleinen Zwischenstop im hohen Norden. Wir machen mal wieder Bekanntschaft mit der thailändischen Pünktlichkeit. Es heisst „get ready at 8!“, dann ist es um neun, um zehn heisst es dann „hurry! hurry!“ und man steht nochmal eine halbe Stunde vor dem Kleinbus rum. Pläne werden gemacht, mehrfach geändert und dann wieder verworfen. Am besten mischt man sich nicht ein und lässt den Dingen seinen Lauf.

Mit dem Bus geht es am Mekong hinauf bis zum goldenen Dreieck, wo sich Birma, Laos und Thailand treffen.
Je weiter nördlich man kommt, desto mehr spührt man den chinesischen Einfluss. Es gibt in Chiang Saen viele chinesische Märkte, außerdem laden hier chinesische Handelsschiffe ihre Wahre aus und um, weil der Mekong ab hier unpassierbar für sie wird.

WOMAN NO ENTRY

Unterwegs gibt es noch ein paar Tempel zu sehen und schliesslich ein Dorf der Long Neck Karen.

long neck karen hill tribe

Das Dorf ist wie ein Zoo, man zahlt Eintritt, die Bewohner führen sichtlich gelangweilt Lieder auf und zwischendurch wird man an zahlreichen Spendenboxen und Souvinirständen vorbeigeführt. Einzig die kleinen Kinder sind aufgeweckt und quirlig.
Ich frage vor dem Fotografieren und gebe danach 10 Bath sowie eine meiner Visitenkarten. Das löst sichtlich Verwirrung aus, ich versuche mit Händen und Füßen zu erklären, dass die Fotos später auf meiner Webseite zu finden sind, bin aber nicht gerade erfolgreich.

long neck karen hill tribe (2)

Obwohl in Thailand Schulpflicht herrscht, sind viele ältere Kinder im Dorf. Mod fragt ein Kind und es sagt, dass es hier wartet, weil der Vater arbeiten ist.
Wir haben für den Dorfbesuch einen Umweg gemacht und eine Bootsfahrt dafür sausen lassen, das war ein schlechter Tausch. Ralf hatte vorher schon Bedenken angemeldet und leider sind viele davon eingetreten. Einerseits leben diese Menschen von den Touristen und man unterstützt sie, es ist aber unklar wieviel von ihrer Kultur noch übrig ist und wieviel Touristenattraktion.

long neck karen hill tribe (3)

Abends halten wir in einem Resort in Tha Ton. Es liegt direkt an einem Fluss und ist recht ruhig. Nach dem Essen gehe ich mit Ralf noch ein wenig durch die Stadt. Wir werden Zeuge einer Prozession, deren Sinn uns nicht ganz klar ist. Etwa 100 Menschen mit Kerzen in jeder Hand bewegen sich in extrem langsamen Tempo die Straße entlang. An der Spitze des Zuges steht ein dicker Thai mit Cowboyhut, der pausenlos erzählt und zur Hintergrundmusik scheinbar Kommandos für die anderen Leute gibt. Das ganze wirkt sehr bizarr und erinnert mich an die Prozession aus „Songs from the second floor„.

Ralf

Am nächsten Tag besteigen wir wieder die Busse und fahren weiter nach Chiang Mai. Ein Elephant Camp kann auf dem Weg noch besichtigt werden. Das ganze ist wieder sehr touristisch, man kann Bananen und Zuckerrohr kaufen und an die Elefanten verfüttern. Wenigstens kommt man ganz nahe an die Tiere heran und sie scheinen auch gut behandelt zu werden. Ob das allerdings irgendetwas zur Erhaltung der Elefanten nützt, ist mir nicht ganz klar. Wild lebende Elefanten gibt es in Thailand kaum noch.

Elephant Proboscis

Drei Mal pro Tag gibt es eine Show. Die Tiere werden dann im Fluss gebadet und führen hinterher ein paar Kunststücke auf. Highlight ist eine Mundharmonika spielende Horde Elefanten, außerdem werden Bilder von Elefanten gemalt und später für sehr teures Geld (bis zu 6000 Bath) verkauft.

Elephant eye

Chiang Mai selbst macht zunächst einen übersichtlichen Eindruck. Ich sehe ziemlich viele Farangs mit Thaidamen am Arm, mehr als in Bangkok – aber ich war in Bangkok wahrscheinlich einfach nicht in der „richtigen“ Gegend. Die Ausländer hier sind nicht so hässlich, und die Thaifrauen nicht so hübsch, wie ich es erwarten würde. Ich versuche dem Thema möglichst aus dem Weg zu gehen und zitiere aus diesem Anlass am besten den Anhalter. Es gibt zu allen Gefahren und Krankheiten wie Malaria ausführliche Informationen. Zum Thema Aids sagt der Anhalter lediglich: „In Thailand ist HIV für Menschen unter 50 inzwischen die häufigste Todesursache. Heterosexueller Sex ist die häufigste Übertragungsform der Krankheit in diesem Land.“

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Hochzeit auf Nordthailändisch

Die Angabe „Thai Zeit“ bedeutet meistens eine Stunde später. Nicht so bei Hochzeiten, alles ist minutiös geplant, der Tag beginnt um 6:00 Uhr. Ich stehe etwas später auf, mein erster Termin ist halb acht: Im „Dressing Room“ möchte ich die Bekleidungsprozedur und das Schmücken der Braut fotografieren. Viele Hände wuseln an Mod und ihrer Schwester herum, die zwar schon verheiratet ist, heute aber ebenfalls an der Zeremonie teilnimmt.

In the dressing room (#1)

Der Bräutigam darf die Braut nicht sehen und so sind Ralf und Christoph zum Warten verdammt. Gegen halb zehn gehen die beiden mit der Hochzeitsgesellschaft 100 Meter den Fluss hinunter und um 9:39 Uhr (9 ist eine Glückszahl) geht es dann los. Singend und rufend nähert sich der Pulk dem Haus und versucht so den Vater herauszulocken. Er erscheint auf der Terasse und spielt das Spiel glänzend mit. „What do you want? Go away!“. Die beiden Herren müssen sich den Weg nach oben erkaufen und jeweils an vier „Mautstationen“ Geld und kleine Geschenke abliefern.

Oben angekommen geht das Spiel weiter. „Do you have a room?“ „No, there is no room available“ „But do you have a daughter?“ (Großes Gelächter) „A small one and a big one?“ (noch größeres Gelächter). Die Töchter dürfen nun in Empfang genommen werden und die Gesellschaft versammelt sich auf der geschmückten Tereasse um den „Altar“. Ein Geistlicher spricht Gebete und singt ziemlich lange. Der korrekte Ablauf ist niemanden ganz klar , daher geht es sehr locker zu, es wird viel gelacht und fotografiert. Schließlich bekommt jeder Gast ein Band, mit dem er Hände des Brautpaars zusammenbindet. Das geht einher mit vielen Glückwünschen und zum Schluss sind die Hände kaum noch zu sehen, so viele Bänder halten sie zusammen. Das an einer Hand verknotete Paar muss nun ins Haus, sich aufs Bett legen. Es wird wieder fotografiert und beglückwünscht. Ich habe die Bettszene so verstanden, dass es nur dann mit den Kindern klappt.
Danach gibt es reichlich zu essen. Gegen Mittag kann sich niemand mehr bewegen und die Hochzeitsgesellschaft muss erstmal ein Mittagsschläfchen einlegen.

Hemingway ;-)

Am Abend versammelt kommen alle wieder zusammen, es wird gegessen, viel getrunken und gefeiert. Beim Essen führt eine Gruppe von Studenten klassische thailändische Tänze vor. Es werden ganz verschiedene Stilrichtungen gezeigt, darunter auch ein Tanz aus Burma. Krönender Abschluss ist ein Tanz mit Fackeln und Feuerspuckern.
Jib legt den ganzen Abend Musik auf und es wird bis in die Nacht gefeiert.

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BBQ

Das Barbecue findet überraschenderweise gar nicht bei Mods Eltern statt, mit dem Auto geht es ins 500 Meter entfernte Restaurant. Der Grill steht direkt auf dem Tisch und ist eine zweiteilige Konstruktion: unten ist ein Topf voller Glut, oben eine halbkugelförmige Grillplatte. Oben auf der Grillplatte wird alles erdenkliche gebraten, im umschließenden vertieften Rand landet viel Grünzeug, Nudeln und Wasser, daraus wird dann gleichzeitig Suppe gekocht. Ursprüngilch kommt diese Art zu kochen aus Korea und scheint auch nur um Chiang Khong verbreitet zu sein. In Chiang Mai gibt es diese Grills gar nicht zu kaufen.

Das Prozedere erinnert stark an Raclette, jeder brutzelt sich was er mag und es wird kontinuierlich gegessen und dabei viel getrunken. In Thailand ist es überhaupt kein Problem, als Gast seine eigene Flasche Whiskey ins Restaurant mitzubringen. Ich fühle mich schon etwas angeschlagen und selbst die pausenlos laufende Scorpions-CD (die Band kennt hier JEDER) kann mir kaum noch etwas anhaben 😉 Zurück fahren wir auf der Ladefläche des Pickups und lassen uns den Wind um die Nase wehen.

Im Guesthouse sitzen wir mit Mods Vater auf der Terasse trinken noch etwas. Jib wird im Anhalter als Musiknarr beschrieben. Irgendwann greift er auch zur Gitarre und singt ganz wunderbar. Ein britischer Freund, begleitet ihn in exzellenter Weise auf der Mundharmonika und es kommt Lagerfeuerstimmung auf. Mod schnappt sich eine Bongotrommel und eine weitere Gitarre wird als Bass benutzt. Ich fühle mich sehr wohl und kann verstehen, dass man hier schnell mehr Zeit seiner Reise verbringen kann, als geplant.

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Chiang Khong

Ich erreiche Chiang Khong nach 13 Stunden am Morgen. Ueber den Reisfeldern steht der Nebel und die ganze Gegend sieht sehr trostlos aus. Ich bin mir nicht sicher, ob die Provinz ein guter Tausch gegen die Stadt ist, in der ich mich so langsam orientieren konnte.
Chiang Khong ist fuer Backpacker das Sprungbrett nach Laos und so ist auch die erste Frage des Tuk Tuk Fahrers „Lao?“. Statt dessen lasse ich mich ins Bamboo Riverside Guesthouse bringen und werde von Mods Mutter mit den Worten empfangen „We have no room, because there’s a big party tomorrow.„. Nachdem ich mich vorstelle, gibt es erstmal großes Gelächter und ich werde von Mods Eltern willkommen geheißen. Ich lerne Mym, Mods ältere Schwester und Christoph, ihren Mann, kennen. Ralfs Eltern, die mich vielleicht 12 Jahre nicht gesehen haben, sind ebenfalls da. Außerdem ist da noch Ian, ein Freud aus Großbritanien mit seiner Frau Sam und Tochter Molly.
Nachdem ich ein exzellentes Müsli und Kaffee bekommen habe und unter der Dusche war, fällt der Stress von Bangkok langsam von mir ab. Hier oben geht alles sehr gemächlich zu, Zeit ist relativ. Die Schiffe schippern den Mekong rauf und runter, oder auch rüber nach Laos, das keine 200 Meter weiter beginnt. Wir sitzen auf der Terasse und machen erstmal gar nichts 😉

Antique electronics

Gleich danach erkunde ich mit Ralf und seinen Eltern die Stadt, bzw. das was an der Hauptstraße der 9000 Einwohnerstadt an Geschäften angesiedelt ist. Mod betreibt hier ein kleines Café (die Miete beträgt etwa 50 Euro), das sehr europäisch eingerichtet ist. In der Küche steht ein riesiger Gasofen, dort wird das berühmte Brot gebacken. Man muss wissen, dass Mods Mutter richtiges dunkles Brot bäckt, das selbst verwöhnten Deutschen äußerst gut schmeckt.
Die Menschen hier sprechen im Vergleich zu Bangkok schlechter Englisch, sind aber und um so freundlicher. Highlight der Stadt ist einen sehr prunkvollen Tempel. Davor finden die schon emsige Vorbereitungen für Loi Krathong statt. Es ist ziemlich heiß, nach einer kleinen Runde flüchten wir in den Schatten und essen erstmal in einem Restaurant einer Bekannten der Familie eine „Kleinigkeit“.

Für den Nachmittag ist eine Bootstour auf dem Mekong angesagt, irgendwann ist von 15.00 Uhr die Rede, los geht es letztendlich kurz vor vier. Als ich in dem kleinen, wackeligen Kahn sitze, bekomme ich erste Zweifel, ob es eine gute Idee war meine Kamera mitzunehmen. Ich bin schon einmal in einem kleinen Ruderboot gekentert und seit dem etwas sensibel was schwankende Wassergefährte angeht 😉
Wenn man auf dem Fluß langfährt, bekommt man einen Heidenrespekt vor der Naturgewalt. Die Strudel sind aus der Nähe betrachtet ziemlich groß, die Felsen im Fluss gefährlich unscheinbar und die Strömung ziemlich reißend. Wir legen einen kleinen Zwischenstop ein, um Eis, Wein und Bier einzuladen, dann geht es nochmal 20 Minuten weiter flussaufwärts. Hier machen wir am Ufer halt, weil die Insel, zu der es eigentlich gehen sollte, noch unter Wasser steht. Nachdem ich das Gebüsch erkundet habe und meinen ersten Jim Beam mit Cola und Eis hatte, bin ich wesentlich entspannter und kann die Atmosphäre genießen. Die Kinder tollen wie verrückt herum und ich probiere die Familie langsam an meine Kamera zu gewöhnen 😉 Es sind insgesamt 3 Kinder mit dabei, die nie ermüden und großartige Fotomotive sind.
Als langsam die Dämmerung hereinbricht, machen wir uns auf dem Rückweg, kommen dabei sehr nahe an die laotische Seite des Flusses und beobachten das Treiben dort. Das Bamboo Riverside ist inzwischen richtig voll und jetzt ist erstmal BBQ angesagt 🙂

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Bangkok, Tag drei

Bangkok ist wirklich ein extrem gefährliches Pflaster. Nicht, dass man ständig ausgeraubt, entführt oder übers Ohr gehauen wird. Nein, die wirklich ernsthafte, riesengroße Gefahr in dieser Stadt ist der Linksverkehr. Als Fußgänger die Straße zu überqueren ist einem Suizidversuch gleichzusetzen, weil man sich einfach nicht daran gewöhnen kann, dass die Autos von der Seite kommen, in die man gerade nicht schaut. Ich wette es gibt Statistiken, die belegen, dass Briten weniger in Fußgängerunfälle verwickelt sind, als andere europäische Touristen.

Ich bin vielleicht etwas überängstlich und verkrampft, weil ich all die möglichen Gefahren und Ärgernisse der Stadt im Reiseführer gelesen habe, aber eigentlich kann man hier gut klarkommen, wenn man sich auf den thailändischen Stil einlässt.

Sehr unterhaltsam sind die kleinen Hinterhofgassen, dort findet das gesamte Familienleben halböffentlich statt. Der Fernseher wird draußen auf einen Tisch gestellt und dann kocht man, wäscht die Wäsche oder weisst einem verirrten Farang den Weg. Einer solchen Weisung folgend, finde ich mich in einer Sackgasse wieder. Ich frage ein paar herumlungernde Thais, diese deuten auf eine Wohnungstür „this way“. Ich wollte das Haus eigentlich nicht besichtigen und frage nochmal, etwas genervt bekomme ich „go, nobody will kill you“ zu hören. Ok, ich betrete so eine Art Garage, die eine Hintertür in eine andere Gasse bietet und mich tatsächlich auf die Khao San Road führt. Toll!

Auf dem Weg zum Pier, verirre ich mich wieder, frage einen etwas heruntergekommenen Ausläner, der selbst kaum Englisch spricht. Er überlegt kurz und sagt dann „follow me, I know a shortcut“. Ich versuche mich an sämtliche mir bekannten, nie praktizierten Selbstverteidiungstechniken zu erinnern und folge ihm mit einem etwas mulmigen Gefühl. Die Gasse wird enger und dunkler und endet nach ein paar Metern. Er öffnet selbstbewusst eine Haustür, wir schreiten durch eine Art Waschküche und ernten den verdutzten Blick einer Thaimutti, die gerade beim Waschen ist. Eine Tür weiter sind wir plötzlich in einer Art Gemeinschaftsdusche (Verwirrter Blick einer halbbekleideten Touristin) und kommen von dort in eine mit Mamor gefliesste Hotellobby. Auf der Straße finde ich mich zwanzig Meter links neben der Gasse wieder, die ich eigentlich benutzen wollte. Toll 🙂

Der Plan für meinen letzten Tag Bangkok ist hauptsächlich ein Ticket für den Nachtbus nach Chiang Khong zu ergattern. Also fahre ich zum Busbahnhof Mo Chit im Norden. Der langsamste Weg dorthin ist das Taxi. Es steht ständig im Stau und kostet bestimmt 250 Bath. Also nehme ich den billigen und schnellen Weg, den ich mir auch alleine zutraue. Auf dem Wasser vom nördlichsten bis zum südlichsten Pier und dann den Skytrain wieder nach Norden. Dauert etwa 1-1.5 Stunden und kostet knapp 60 Bath.

Der Skytrain wird in den Reiseführern spektakulär umschrieben, ist aber nichts weiter als eine U-Bahn über Tage, das kann man genau so gut auch in Berlin haben. Die Trasse ist etwas höher und man kann die Stadt und das Chaos unterhalb ganz gut bewundern. Es gibt wie in Berlin Fernseher, auf denen fast nur Werbung läuft, hier ist sie jedoch mit Ton.

Von der Skytrainstation zum Busbahnhof soll man den Linienbus nehmen, ich bin aber zu faul und wenig abenteuerlustig, also winke ich mir ein Taxi heran. Hier bewährt sich erstmals Mods Zettel, sie hat den Namen des Busbahnhofes auch in Thai aufgeschrieben, den ich dem Taxifahrer Zeigen kann. Er spricht grottenschlecht Englisch und fragt gleich, ob ich nach Chiang Mai will. Die Stadt ist das Reiseziel im Noden Thailands, scheinbar wollen alle Backpacker dort hin.
Trinkgeld ist in Thailand eigentlich überhaupt nicht üblich, maximal lässt man bei einer Rechnung über knapp 500 Bath im Restaurant noch 5-10 Bath des Wechselgeldes auf dem Tisch liegen. Keinesfalls kann man die Rechnung höher ansetzen, das in Deutschland übliche „machen Sie 500“ versteht hier niemand. In Touristenorten sind aber die Menschen schon etwas angepasst und so bin ich recht erstaunt, dass der Taxifahrer keine Anstalten macht mir meine drei Bath Wechselgeld rauszugeben. Ich hätte sie sowieso nicht genommen, aber das ist das erste Mal, dass jemand so „dreist“ ist.

Auf dem Busbahnhof sitzen hunderte Thais und warten auf ihren Bus. Es gibt unzählige kleine Schalter der verschiedenen Reiseunternehmen, an denen man Tickets kaufen kann. Mod und Ralf haben mir das staatliche Busunternehmen empfohlen, es ist zuverlässig und man ist vor Überraschungen sicher. Bei kleineren Firmen passiert es schon gelegentlich, dass man einen Platz im VIP-Bus mit Klimaanlage und Schlafsitz bucht und dann die Reise zusammengepfercht in einem Kleinbus antritt, weil nicht genügend Fahrgäste für einen großen Bus zusammengekommen sind.

An der Information versuche ich mich verständlich zu machen, ich verstehe aber den Mitarbeiter nicht, und er mich nicht. Prima 🙂 Irgendwann zeige ich ihm Mods Zettel und deute auf „gouvernement bus“, daraufhin erzählt er mir etwas, schreibt schliesslich „25-28“ auf einen Zettel und gibt ihn mir. Tatsächlich finde ich am besagten Schalter die staatliche Buslinie. Ich kaufe ein 1. Klasse Ticket für 650 Bath, auf dem fast alles in Thai steht 🙂 Die Mitarbeiterin erklärt mir, dass der Bus um 19:00 Uhr (kringel) auf Slot 120 (kringel) losfährt.

Ok, das wäre geschafft. Auf der Strecke zurück gibt es das Problem vom Busbahnhof Mo Chit zur Skytrainstration Mo Chit zu kommen. Der Taxifahrer schüttelt den Kopf und deutet nach draußen. Skytrain ist ihm kein Begriff. Zum Glück steht im Anhalter die Lautschrift für „Himmelszug“ und das Problem ist gelöst.

Donation Boxes

Es ist noch etwas Zeit und ich schaue mir Wat Po an. Vor dem Tempel sitzt ein Sicherheitsbeamter und spricht mich an, wo ich denn herkomme („Ah, germany, Guten Taag!“), ob ich schon im Königspalast war (ja, gestern) und wo ich denn wohne. Als ich mich mit Khao San Road oute, flaut sein Interesse sichtlich ab. Wahrscheinlich passt mein äußeres Erscheinungsbild nicht zum Schmuddelimage der Backpackermeile.
Man muss dazu wissen, dass Thais sehr auf ein gepflegtes Äußeres achten und den sozialen Rang am Erscheinungsbild festmachen. Man kann enorm viel Entgegenkommen ernten, in dem man einfach sauber und ordentlich gekleidet ist, ein Hemd ist für Männer quasi Pflicht. Diese fast überlebenswichtige Information verdankte ich übrigens Patrick, der mir zum Monsters of Spex Festival seine Couch angeboten hat und selbst schon viel in Asien gereist ist.

The reclining Buddha

Im Guesthouse angekommen bleibt mir eigentlich nur noch Zeit zu essen, dann muss ich wieder los. Mod hat mir „eat before you enter the bus!!!“ auf den Zettel geschrieben. Sie ist etwas in Sorge um mich, weil ich in der Stadt sehr verloren wirke. Ich schlinge das Essen runter, weil es schon etwas spät ist. Hm, sie hat gesagt, ich soll ein bis zwei Stunden vorher am Busbahnhof sein. Warum eigentlich? Fahren die Busse hier möglicherweise auch früher als geplant ab?
Ich unterschätze Bangkok natürlich erheblich. Ich habe mir morgends ein Ticket gekauft, weil ich Angst hatte, dass der Bus ausgebucht sein könnte. Ich hätte mich mal lieber darum sorgen sollen, pünktlich am Bahnhof zu sein. Diese Erkenntnis reift langsam in mir, zusammen mit der Panik, den Bus nicht mehr zu erreichen. Also nehme ich das erste „Tuk Tuk Mister?“ Angebot an. Es ist keine gute Idee, so etwas nahe der Khao San Road zu machen. Der Fahrer schlägt für die Strecke 60 Bath vor, wert ist sie *maximal* 30. Ich bin in Eile und wir einigen uns auf 40. Natürlich kennt der Fahrer den Pier nicht und hält nach einer Minute Fahrt an einem anderen Pier. Nach wir gemeinsam mit anderen Thais an der Straße das korrekte Fahrziel ermittelt haben, werde ich nochmal 200 Meter weiter gefahren, diesmal ist es der richtige Pier. Ich will mit einem 100 Bath Schein bezahlen, das sind gut zwei Euro. Jetzt kommt erstmal der Trick „ich habe kein Wechselgeld“, er geht zu einer Gruppe Thais am Straßenrand, wedelt mit dem Schein, die Thais schütteln den Kopf. Zum Glück habe ich noch genug Kleingeld um passend zu zahlen. Um diese Zeit fährt nur noch das langsame Boot, das an jedem Pier hält und sehr voll ist. Wenn man es eilig hat, ist Bangkok die denkbar schlechteste Stadt 🙂

Kurz nach halb sieben komme ich mit dem Skytrain an, bin aber immer noch etwas in Panik, weil das letzte Stück der Strecke mit Autos verstopft ist. Ein Taxi fährt an mir vorbei, das nächste willige Gefährt ist ein Tuk Tuk und wie sich herausstellt, ist das eine sehr gute Wahl. Er schlägt 80 Bath vor, ich sage, dass ich für 50 ein Taxi bekomme. Als ich schon meinen Rucksack nehme und Anstalten mache, mir ein Taxi zu benutzen, geht er auf den Preis ein.
Tuk Tuk Fahrer verdienen pro Strecke, Taxifahrer pro Kilometer. Ein Taxifahrer ist deswegen nie in Eile, das Taxameter läuft ja immer weiter. Tuk Tuk Fahrer versuchen möglichst viele Fahrten pro Stunde zu schaffen und absolvieren diese mit Überschallgeschwindigkeit. Jede noch so kleine Lücke wird genutzt, die linke Fahrbahnseite ist trotz Gegenverkehr nicht gerade verbindlich und der direkte Weg ist nicht immer der kürzeste. Ich habe das Gefühl wir fahren im Kreis. Es geht über dunkle Nebenstraßen voller Schlaglöcher. Wiedermal sehe ich mich schon ausgeraubt irgendwo im Straßengraben liegen, aber nach fünf Minuten halsbrecherischer Fahrt hält er im Stau an und sagt „Mo Chit“. Ich sehe nur Straße, er deutet aber auf die andere Seite und versichert mir, dort drüben sei der Busbahnhof. Ich glaube das noch nicht wirklich, bin aber andererseits froh den Höllenritt überlebt zu haben. Tatsächlich leuchtet über dem Gebäude auf der anderen Straßenseite in großen Neonlettern „Mo Chit Bus Station“. Als ich bei Plattform 120 ankomme, fährt der Bus gerade ein.
Ich gebe meinen Rucksack ab und kaufe mir noch etwas zu Essen. Beim Bäcker gibt es gleich noch etwas Thaiunterricht, ich ernte aber für meine Aussprache Gelächter 🙂

Noch ein Tipp von Patrick waren Ohrenstöpsel für den Bus. Ein Fernseher ist hier ein enorm wichtiges Stück Lebensqualität, das natürlich auch in den Bus gehört. Bei hoher Lautstärke laufen Fernsehshows, die ähnlich grenzwertig sind wie in Deutschland, Seifenopern oder schlecht auf thai synchronisierte japanische Actionfilme mit chinesischem Untertitel.

Es gibt noch eine kleine Pappbox mit Keksen, einem Becher Wasser und diversem Kleinkram wie Erfrischungstüchern. Nach einer Stunde steigen weitere Fahrgäste zu, eine ältere Thaifrau scheint nicht besonders glücklich, neben mir sitzen zu müssen. Ich lächle nur und versuche erst gar keine Konversation um sie nicht total zu verschrecken.

Es gibt gegen 22:00 Uhr noch einen Zwischenstop. Ich warte erstmal bis alle aussteigen und schaue mir die Prozedur an. Offensichtlich ist ein ans Busticket getackerter Zettel Gutschein für eine Nudelsuppe. Auf das Wasser mit Eiswürfeln verzichte ich besser, die Suppe scheint aber ok zu sein. Ich bin nicht sicher, ob die kleinen Klöße darin aus Fleisch sind. Die Konsistenz ist eher gummiartig, der Geschmack undefinierbar. Andererseits weiss ich nicht mehr wirklich, wie Fleisch schmeckt. Ich versuche ein problemloser Passagier zu sein und verabschiede mich für fünf Minuten von Zweifeln und Vegetarismus 😉

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Bangkok, Tag zwei

Nach dem Fruehstueck habe ich mir eine andere Unterkunft organisiert. Das alte Zimmer hatte eine Klimaanlage der Polarstufe 5 und es war trotz drittklassiger Hinterhoflage extrem laut. Das jetzige Zimmer ist noch abgewrackter, hat aber einen Ventilator und in der Ladengasse scheint morgends weniger los zu sein.

Bangkok floodings

Im Anhalter steht, die schoenste Methode sich durch die Stadt zu bewegen, ist auf dem Wasser. In der Tat ist das sehr erfrischend, schnell und saubillig, 13 bzw. 18 Bath im kleinen oder grossen Chao Phraza Tourist Boat. Das haben wir gleich fuer eine kleine Rundfahrt genutzt um danach in einem sehr kleinen Restaurant irgend etwas sehr scharfes zu verspeisen. Meistens gibt es noch eine verwinkelte Treppe, die ein oder mehrere der oberen Ebenen zugaenglich macht oder gleich bis auf die Dachterasse fuehrt. Auf einer solchen haben wir gestern bei einem Singha Beer auch den Abend genossen.

Suses Hinweis, ich soll mir Klopapier einstecken, ist Gold wert. Klopapier scheint hier Mangelware zu sein, im Guesthouse gibt es maximal eine halbe Rolle duennes, auf dem Klos im Koenigspalast gar keins. Bestens vorbereitet, kann ich den Besuch ohne hygienische Komplikationen beenden.

The Grand Palace, Bangkok

Ich trage natuerlich meinen lustigen Hut aus Wacken, das bringt mir regelmaessig „Hello Cowboy“-Sprueche ein. Ueberhaupt, man wird hier alle Nase lang angequatscht. Heute stiefel ich so durch die Gruenanalge neben dem Koenigspalast (Prima Drachenwiese btw., aber es gab nur Einleiner zu sehen) und fotografiere einen Menschen der Tauben fuettert. Prompt kommt ein Thai an und moechte mir einen Beutel Taubenfutter (Mais?) verkaufen. Eher quatscht er mich zu und steckt mir mehrere Futterbeutel fast in die Tasche. Das nervt ein wenig, laueft aber noch lange nicht so agressiv ab wie z.B. in Tunesien, hier genuegt drei bis funf Mal „nein“.

Feeding the pigeons

Eine lustige Zusammenkunft gab es ein paar Meter weiter. Ein junger Thai mit seiner Freundin wuenscht mir viel Glueck, weil ich gerade vor der Anlage mit dem Gluecksbuddha stehe. Wir quatschen ein bisschen und er erklaert mir die Highlights. Ich lasse im Gegenzug eine Visitenkarte springen mit dem Versprechen, dass er dort bald tolle Thailandfotos findet. Als ich meinen Anhalter zwecks einer Strassenkarte zuecke, geraet der junge Herr richtig in Fahrt und zeichnet mir die genannten Orte auf der Karte ein. Ich bleibe gelassen und bete, dass er aufhoert die Strassennamen unkenntlich zu machen – ich bin schon so fast orientierungslos in der Stadt. Ok, er hoert auf, winkt aber ein Tuk-Tuk heran um fuer saubillige 30 Bath eine Tour zu den genannten Monumenten an. Der Preis ist ok, aber ich will eigentlich nur ein bisschen rumlatschen und kein Speed-Sightseeing machen. Das versteht keiner der beiden, ist doch so weit, ueberhaupbt scheint Laufen hier sehr unpopulaer zu sein.

Die gestern erworbene SIM-Karte hat noch eine nette Nebenwirkung: via Cell Broadcast bekommt man lustige Sprueche auf das Display gebeamt. Ich kann die dann mit OK bestaetigen. Ich habe Mod gefragt, was das ist. Es bedeutet z.B. „Wenn Du Dein heutiges Horoskop erfahren moechtest, druecke OK (9 Bath)“. Oh, so eine Art Jamba fuer Thais. Kein Wunder, dass die Karte so schnell leer ist 🙂

Richtig warm werde ich mit der Stadt nicht, sie ist immer noch dreckig, laut und chaotisch. So langsam ueberwinde ich aber meine Fotohemmung. Gestern habe ich nur drei Bilder gemacht, weil mich alles angenervt hat und ich nichts interessantes gesehen habe oder wenn, dann zu schuechtern war fuer ein Bild. Heute im Koenigspalast konnte man die groesste Ansammlung des Landes an digitalen Spiegelreflexkameras bewundern und ich hatte nach einer Weile auch keine Hemmungen mehr mein grosses Spannertele raufzuschrauben.

Ralf und Mod sind heute Richtung Norden abgeflogen und ich bin jetzt auf mich allein angewiesen. Das ist auch gut so, wenn man jemanden dabei hat, der perfekt Thai spricht, kommt man selbst nicht aus dem Knick. So muss ich maulfaules Stueck auch mal selbst mit den Menschen interagieren 🙂

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Bangkok

Just another temple

… die Stadt ist genau wie sie immer beschrieben wird und bemueht sich wirklich alle Vorurteile zu erfuellen. Dreckig, laut, chaotisch. „Guten Aaaabend, wie geeeeht es iiihnen?“ inclusive.
Zum Glueck fungiert Mod als lokaler Guide und bewahrt uns vor dem Schlimmsten. Allerdings hat sie selbst als Eingeborene es fast nicht puenktlich zum Flughafen geschafft, weil ihr niemand erklaeren konnte, wo der Bus zum Flughafen abfaehrt. Sie hat dann ein Taxi genommen…
Achja, nettes Detail am Rande (huch, hier laeuft eine Maus durchs Internetcafe): Taxis sind billiger als Tuk-Tuks, weil die haben ein Taxameter (?) und Tuk-Tuks sind Verhandlungssache. Allerdings kommen einem am neuen Flughafen, wenn man die Gepaeckausgabe verlaesst, gleich freundliche Menschen entgegen, die ein „Taxi“ anbieten. Die sehen auch aus wie Taxis, sind preislich aber im exclusiven Niveau angesiedelt. Die „richtigen“ Taxis, mit Taxameter, gibt es eine Etage tiefer.
Hm, was war heute noch: saufende Skandinavier, die sich selbst beim Aufstehen verletzen (die bloede Gravitation…) und einmal beim Einkaufen beschissen werden. Naja, so halb zumindest.
Melle, Geizkragen in Person, kauft sich eine SIM-Karte fuer seinen Horchaparillo, selbst nach Deutschland sind die Gespaeche spottbillig (9 Bath/min). Die Karten kosten 300 Bath (~6 Oere) und haben 50 Bath Guthaben. Natuerilch war meine Karte 2nd Hand und hatte noch 35 Bath drauf. Ich haette ja wenigstens mal das Guthaben beim Kauf pruefen koennen. Mal sehen, wie das mit den Rubbelkarten funktioniert. Angenehm: die Karten benoetigen keine PIN. Ich freue mich also ueber lustige Urlaubs-SMS an +66895355313 😉
Kulinarisch ist es natuerlich ein Schlaraffenland, zuerst superscharf in einer Suppenkueche gegessen und gerade eben *lecker, lecker* Apfelsalat mit Chili-Erdnusssauce, dazu natuerlich Reis. Lecker!
So, ich versuche noch ein paar Nachtaufnahmen der Khao San Road zu schiessen.

Khao San Road

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Unterwegs

So, endlich Urlaub, endlich Zeit zum Bloggen 🙂 Wir sind gerade in Helsinki, draussen regenet es und diese finnische Tastatur macht mich fertig.
Der Start war lustig, weil der Abfertigungsschalter in Tegel noch geschlossen war, haben wir die Zeit in einem Qualitätsburgerresturant verbracht. Dann war der Schalter offen und man hat sich durch eine Horde Spanier durchkämpfen muessen. (lustige Yeichen hier auf der Tastatur: å z.B. und y ist da wo man z vermuten wuerde).
Jedenfalls sprach in der Traube Spanier jemand eine andere Sprache, das war wohl Finnisch und so haben wir das Ende der Schlange zum Checkin gefunden 😉
Maaaaannnn, ist das langweilig auf dem Flughafen. Zum Glueck kann ich das Restguthaben an dem Terminal hier aufbrauchen.

btw.: Der Rucksack von Ilse ist echt geil, multifunktional und kann sich wahrscheinlich auch in ein Schlauchboot verwandeln. Das ist keine schlechte Sache, im Zielgebiet gibt es angeblich Ueberschwemmungen.

(Toll Ä und Ö gibt es, aber kein ue …)

So, mal kucken,was der Ralf sagt. (…) Der Ralf sagt: „Rock’n Roll!“.