BBQ

Das Barbecue findet überraschenderweise gar nicht bei Mods Eltern statt, mit dem Auto geht es ins 500 Meter entfernte Restaurant. Der Grill steht direkt auf dem Tisch und ist eine zweiteilige Konstruktion: unten ist ein Topf voller Glut, oben eine halbkugelförmige Grillplatte. Oben auf der Grillplatte wird alles erdenkliche gebraten, im umschließenden vertieften Rand landet viel Grünzeug, Nudeln und Wasser, daraus wird dann gleichzeitig Suppe gekocht. Ursprüngilch kommt diese Art zu kochen aus Korea und scheint auch nur um Chiang Khong verbreitet zu sein. In Chiang Mai gibt es diese Grills gar nicht zu kaufen.

Das Prozedere erinnert stark an Raclette, jeder brutzelt sich was er mag und es wird kontinuierlich gegessen und dabei viel getrunken. In Thailand ist es überhaupt kein Problem, als Gast seine eigene Flasche Whiskey ins Restaurant mitzubringen. Ich fühle mich schon etwas angeschlagen und selbst die pausenlos laufende Scorpions-CD (die Band kennt hier JEDER) kann mir kaum noch etwas anhaben 😉 Zurück fahren wir auf der Ladefläche des Pickups und lassen uns den Wind um die Nase wehen.

Im Guesthouse sitzen wir mit Mods Vater auf der Terasse trinken noch etwas. Jib wird im Anhalter als Musiknarr beschrieben. Irgendwann greift er auch zur Gitarre und singt ganz wunderbar. Ein britischer Freund, begleitet ihn in exzellenter Weise auf der Mundharmonika und es kommt Lagerfeuerstimmung auf. Mod schnappt sich eine Bongotrommel und eine weitere Gitarre wird als Bass benutzt. Ich fühle mich sehr wohl und kann verstehen, dass man hier schnell mehr Zeit seiner Reise verbringen kann, als geplant.

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Chiang Khong

Ich erreiche Chiang Khong nach 13 Stunden am Morgen. Ueber den Reisfeldern steht der Nebel und die ganze Gegend sieht sehr trostlos aus. Ich bin mir nicht sicher, ob die Provinz ein guter Tausch gegen die Stadt ist, in der ich mich so langsam orientieren konnte.
Chiang Khong ist fuer Backpacker das Sprungbrett nach Laos und so ist auch die erste Frage des Tuk Tuk Fahrers „Lao?“. Statt dessen lasse ich mich ins Bamboo Riverside Guesthouse bringen und werde von Mods Mutter mit den Worten empfangen „We have no room, because there’s a big party tomorrow.„. Nachdem ich mich vorstelle, gibt es erstmal großes Gelächter und ich werde von Mods Eltern willkommen geheißen. Ich lerne Mym, Mods ältere Schwester und Christoph, ihren Mann, kennen. Ralfs Eltern, die mich vielleicht 12 Jahre nicht gesehen haben, sind ebenfalls da. Außerdem ist da noch Ian, ein Freud aus Großbritanien mit seiner Frau Sam und Tochter Molly.
Nachdem ich ein exzellentes Müsli und Kaffee bekommen habe und unter der Dusche war, fällt der Stress von Bangkok langsam von mir ab. Hier oben geht alles sehr gemächlich zu, Zeit ist relativ. Die Schiffe schippern den Mekong rauf und runter, oder auch rüber nach Laos, das keine 200 Meter weiter beginnt. Wir sitzen auf der Terasse und machen erstmal gar nichts 😉

Antique electronics

Gleich danach erkunde ich mit Ralf und seinen Eltern die Stadt, bzw. das was an der Hauptstraße der 9000 Einwohnerstadt an Geschäften angesiedelt ist. Mod betreibt hier ein kleines Café (die Miete beträgt etwa 50 Euro), das sehr europäisch eingerichtet ist. In der Küche steht ein riesiger Gasofen, dort wird das berühmte Brot gebacken. Man muss wissen, dass Mods Mutter richtiges dunkles Brot bäckt, das selbst verwöhnten Deutschen äußerst gut schmeckt.
Die Menschen hier sprechen im Vergleich zu Bangkok schlechter Englisch, sind aber und um so freundlicher. Highlight der Stadt ist einen sehr prunkvollen Tempel. Davor finden die schon emsige Vorbereitungen für Loi Krathong statt. Es ist ziemlich heiß, nach einer kleinen Runde flüchten wir in den Schatten und essen erstmal in einem Restaurant einer Bekannten der Familie eine „Kleinigkeit“.

Für den Nachmittag ist eine Bootstour auf dem Mekong angesagt, irgendwann ist von 15.00 Uhr die Rede, los geht es letztendlich kurz vor vier. Als ich in dem kleinen, wackeligen Kahn sitze, bekomme ich erste Zweifel, ob es eine gute Idee war meine Kamera mitzunehmen. Ich bin schon einmal in einem kleinen Ruderboot gekentert und seit dem etwas sensibel was schwankende Wassergefährte angeht 😉
Wenn man auf dem Fluß langfährt, bekommt man einen Heidenrespekt vor der Naturgewalt. Die Strudel sind aus der Nähe betrachtet ziemlich groß, die Felsen im Fluss gefährlich unscheinbar und die Strömung ziemlich reißend. Wir legen einen kleinen Zwischenstop ein, um Eis, Wein und Bier einzuladen, dann geht es nochmal 20 Minuten weiter flussaufwärts. Hier machen wir am Ufer halt, weil die Insel, zu der es eigentlich gehen sollte, noch unter Wasser steht. Nachdem ich das Gebüsch erkundet habe und meinen ersten Jim Beam mit Cola und Eis hatte, bin ich wesentlich entspannter und kann die Atmosphäre genießen. Die Kinder tollen wie verrückt herum und ich probiere die Familie langsam an meine Kamera zu gewöhnen 😉 Es sind insgesamt 3 Kinder mit dabei, die nie ermüden und großartige Fotomotive sind.
Als langsam die Dämmerung hereinbricht, machen wir uns auf dem Rückweg, kommen dabei sehr nahe an die laotische Seite des Flusses und beobachten das Treiben dort. Das Bamboo Riverside ist inzwischen richtig voll und jetzt ist erstmal BBQ angesagt 🙂

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Bangkok, Tag drei

Bangkok ist wirklich ein extrem gefährliches Pflaster. Nicht, dass man ständig ausgeraubt, entführt oder übers Ohr gehauen wird. Nein, die wirklich ernsthafte, riesengroße Gefahr in dieser Stadt ist der Linksverkehr. Als Fußgänger die Straße zu überqueren ist einem Suizidversuch gleichzusetzen, weil man sich einfach nicht daran gewöhnen kann, dass die Autos von der Seite kommen, in die man gerade nicht schaut. Ich wette es gibt Statistiken, die belegen, dass Briten weniger in Fußgängerunfälle verwickelt sind, als andere europäische Touristen.

Ich bin vielleicht etwas überängstlich und verkrampft, weil ich all die möglichen Gefahren und Ärgernisse der Stadt im Reiseführer gelesen habe, aber eigentlich kann man hier gut klarkommen, wenn man sich auf den thailändischen Stil einlässt.

Sehr unterhaltsam sind die kleinen Hinterhofgassen, dort findet das gesamte Familienleben halböffentlich statt. Der Fernseher wird draußen auf einen Tisch gestellt und dann kocht man, wäscht die Wäsche oder weisst einem verirrten Farang den Weg. Einer solchen Weisung folgend, finde ich mich in einer Sackgasse wieder. Ich frage ein paar herumlungernde Thais, diese deuten auf eine Wohnungstür „this way“. Ich wollte das Haus eigentlich nicht besichtigen und frage nochmal, etwas genervt bekomme ich „go, nobody will kill you“ zu hören. Ok, ich betrete so eine Art Garage, die eine Hintertür in eine andere Gasse bietet und mich tatsächlich auf die Khao San Road führt. Toll!

Auf dem Weg zum Pier, verirre ich mich wieder, frage einen etwas heruntergekommenen Ausläner, der selbst kaum Englisch spricht. Er überlegt kurz und sagt dann „follow me, I know a shortcut“. Ich versuche mich an sämtliche mir bekannten, nie praktizierten Selbstverteidiungstechniken zu erinnern und folge ihm mit einem etwas mulmigen Gefühl. Die Gasse wird enger und dunkler und endet nach ein paar Metern. Er öffnet selbstbewusst eine Haustür, wir schreiten durch eine Art Waschküche und ernten den verdutzten Blick einer Thaimutti, die gerade beim Waschen ist. Eine Tür weiter sind wir plötzlich in einer Art Gemeinschaftsdusche (Verwirrter Blick einer halbbekleideten Touristin) und kommen von dort in eine mit Mamor gefliesste Hotellobby. Auf der Straße finde ich mich zwanzig Meter links neben der Gasse wieder, die ich eigentlich benutzen wollte. Toll 🙂

Der Plan für meinen letzten Tag Bangkok ist hauptsächlich ein Ticket für den Nachtbus nach Chiang Khong zu ergattern. Also fahre ich zum Busbahnhof Mo Chit im Norden. Der langsamste Weg dorthin ist das Taxi. Es steht ständig im Stau und kostet bestimmt 250 Bath. Also nehme ich den billigen und schnellen Weg, den ich mir auch alleine zutraue. Auf dem Wasser vom nördlichsten bis zum südlichsten Pier und dann den Skytrain wieder nach Norden. Dauert etwa 1-1.5 Stunden und kostet knapp 60 Bath.

Der Skytrain wird in den Reiseführern spektakulär umschrieben, ist aber nichts weiter als eine U-Bahn über Tage, das kann man genau so gut auch in Berlin haben. Die Trasse ist etwas höher und man kann die Stadt und das Chaos unterhalb ganz gut bewundern. Es gibt wie in Berlin Fernseher, auf denen fast nur Werbung läuft, hier ist sie jedoch mit Ton.

Von der Skytrainstation zum Busbahnhof soll man den Linienbus nehmen, ich bin aber zu faul und wenig abenteuerlustig, also winke ich mir ein Taxi heran. Hier bewährt sich erstmals Mods Zettel, sie hat den Namen des Busbahnhofes auch in Thai aufgeschrieben, den ich dem Taxifahrer Zeigen kann. Er spricht grottenschlecht Englisch und fragt gleich, ob ich nach Chiang Mai will. Die Stadt ist das Reiseziel im Noden Thailands, scheinbar wollen alle Backpacker dort hin.
Trinkgeld ist in Thailand eigentlich überhaupt nicht üblich, maximal lässt man bei einer Rechnung über knapp 500 Bath im Restaurant noch 5-10 Bath des Wechselgeldes auf dem Tisch liegen. Keinesfalls kann man die Rechnung höher ansetzen, das in Deutschland übliche „machen Sie 500“ versteht hier niemand. In Touristenorten sind aber die Menschen schon etwas angepasst und so bin ich recht erstaunt, dass der Taxifahrer keine Anstalten macht mir meine drei Bath Wechselgeld rauszugeben. Ich hätte sie sowieso nicht genommen, aber das ist das erste Mal, dass jemand so „dreist“ ist.

Auf dem Busbahnhof sitzen hunderte Thais und warten auf ihren Bus. Es gibt unzählige kleine Schalter der verschiedenen Reiseunternehmen, an denen man Tickets kaufen kann. Mod und Ralf haben mir das staatliche Busunternehmen empfohlen, es ist zuverlässig und man ist vor Überraschungen sicher. Bei kleineren Firmen passiert es schon gelegentlich, dass man einen Platz im VIP-Bus mit Klimaanlage und Schlafsitz bucht und dann die Reise zusammengepfercht in einem Kleinbus antritt, weil nicht genügend Fahrgäste für einen großen Bus zusammengekommen sind.

An der Information versuche ich mich verständlich zu machen, ich verstehe aber den Mitarbeiter nicht, und er mich nicht. Prima 🙂 Irgendwann zeige ich ihm Mods Zettel und deute auf „gouvernement bus“, daraufhin erzählt er mir etwas, schreibt schliesslich „25-28“ auf einen Zettel und gibt ihn mir. Tatsächlich finde ich am besagten Schalter die staatliche Buslinie. Ich kaufe ein 1. Klasse Ticket für 650 Bath, auf dem fast alles in Thai steht 🙂 Die Mitarbeiterin erklärt mir, dass der Bus um 19:00 Uhr (kringel) auf Slot 120 (kringel) losfährt.

Ok, das wäre geschafft. Auf der Strecke zurück gibt es das Problem vom Busbahnhof Mo Chit zur Skytrainstration Mo Chit zu kommen. Der Taxifahrer schüttelt den Kopf und deutet nach draußen. Skytrain ist ihm kein Begriff. Zum Glück steht im Anhalter die Lautschrift für „Himmelszug“ und das Problem ist gelöst.

Donation Boxes

Es ist noch etwas Zeit und ich schaue mir Wat Po an. Vor dem Tempel sitzt ein Sicherheitsbeamter und spricht mich an, wo ich denn herkomme („Ah, germany, Guten Taag!“), ob ich schon im Königspalast war (ja, gestern) und wo ich denn wohne. Als ich mich mit Khao San Road oute, flaut sein Interesse sichtlich ab. Wahrscheinlich passt mein äußeres Erscheinungsbild nicht zum Schmuddelimage der Backpackermeile.
Man muss dazu wissen, dass Thais sehr auf ein gepflegtes Äußeres achten und den sozialen Rang am Erscheinungsbild festmachen. Man kann enorm viel Entgegenkommen ernten, in dem man einfach sauber und ordentlich gekleidet ist, ein Hemd ist für Männer quasi Pflicht. Diese fast überlebenswichtige Information verdankte ich übrigens Patrick, der mir zum Monsters of Spex Festival seine Couch angeboten hat und selbst schon viel in Asien gereist ist.

The reclining Buddha

Im Guesthouse angekommen bleibt mir eigentlich nur noch Zeit zu essen, dann muss ich wieder los. Mod hat mir „eat before you enter the bus!!!“ auf den Zettel geschrieben. Sie ist etwas in Sorge um mich, weil ich in der Stadt sehr verloren wirke. Ich schlinge das Essen runter, weil es schon etwas spät ist. Hm, sie hat gesagt, ich soll ein bis zwei Stunden vorher am Busbahnhof sein. Warum eigentlich? Fahren die Busse hier möglicherweise auch früher als geplant ab?
Ich unterschätze Bangkok natürlich erheblich. Ich habe mir morgends ein Ticket gekauft, weil ich Angst hatte, dass der Bus ausgebucht sein könnte. Ich hätte mich mal lieber darum sorgen sollen, pünktlich am Bahnhof zu sein. Diese Erkenntnis reift langsam in mir, zusammen mit der Panik, den Bus nicht mehr zu erreichen. Also nehme ich das erste „Tuk Tuk Mister?“ Angebot an. Es ist keine gute Idee, so etwas nahe der Khao San Road zu machen. Der Fahrer schlägt für die Strecke 60 Bath vor, wert ist sie *maximal* 30. Ich bin in Eile und wir einigen uns auf 40. Natürlich kennt der Fahrer den Pier nicht und hält nach einer Minute Fahrt an einem anderen Pier. Nach wir gemeinsam mit anderen Thais an der Straße das korrekte Fahrziel ermittelt haben, werde ich nochmal 200 Meter weiter gefahren, diesmal ist es der richtige Pier. Ich will mit einem 100 Bath Schein bezahlen, das sind gut zwei Euro. Jetzt kommt erstmal der Trick „ich habe kein Wechselgeld“, er geht zu einer Gruppe Thais am Straßenrand, wedelt mit dem Schein, die Thais schütteln den Kopf. Zum Glück habe ich noch genug Kleingeld um passend zu zahlen. Um diese Zeit fährt nur noch das langsame Boot, das an jedem Pier hält und sehr voll ist. Wenn man es eilig hat, ist Bangkok die denkbar schlechteste Stadt 🙂

Kurz nach halb sieben komme ich mit dem Skytrain an, bin aber immer noch etwas in Panik, weil das letzte Stück der Strecke mit Autos verstopft ist. Ein Taxi fährt an mir vorbei, das nächste willige Gefährt ist ein Tuk Tuk und wie sich herausstellt, ist das eine sehr gute Wahl. Er schlägt 80 Bath vor, ich sage, dass ich für 50 ein Taxi bekomme. Als ich schon meinen Rucksack nehme und Anstalten mache, mir ein Taxi zu benutzen, geht er auf den Preis ein.
Tuk Tuk Fahrer verdienen pro Strecke, Taxifahrer pro Kilometer. Ein Taxifahrer ist deswegen nie in Eile, das Taxameter läuft ja immer weiter. Tuk Tuk Fahrer versuchen möglichst viele Fahrten pro Stunde zu schaffen und absolvieren diese mit Überschallgeschwindigkeit. Jede noch so kleine Lücke wird genutzt, die linke Fahrbahnseite ist trotz Gegenverkehr nicht gerade verbindlich und der direkte Weg ist nicht immer der kürzeste. Ich habe das Gefühl wir fahren im Kreis. Es geht über dunkle Nebenstraßen voller Schlaglöcher. Wiedermal sehe ich mich schon ausgeraubt irgendwo im Straßengraben liegen, aber nach fünf Minuten halsbrecherischer Fahrt hält er im Stau an und sagt „Mo Chit“. Ich sehe nur Straße, er deutet aber auf die andere Seite und versichert mir, dort drüben sei der Busbahnhof. Ich glaube das noch nicht wirklich, bin aber andererseits froh den Höllenritt überlebt zu haben. Tatsächlich leuchtet über dem Gebäude auf der anderen Straßenseite in großen Neonlettern „Mo Chit Bus Station“. Als ich bei Plattform 120 ankomme, fährt der Bus gerade ein.
Ich gebe meinen Rucksack ab und kaufe mir noch etwas zu Essen. Beim Bäcker gibt es gleich noch etwas Thaiunterricht, ich ernte aber für meine Aussprache Gelächter 🙂

Noch ein Tipp von Patrick waren Ohrenstöpsel für den Bus. Ein Fernseher ist hier ein enorm wichtiges Stück Lebensqualität, das natürlich auch in den Bus gehört. Bei hoher Lautstärke laufen Fernsehshows, die ähnlich grenzwertig sind wie in Deutschland, Seifenopern oder schlecht auf thai synchronisierte japanische Actionfilme mit chinesischem Untertitel.

Es gibt noch eine kleine Pappbox mit Keksen, einem Becher Wasser und diversem Kleinkram wie Erfrischungstüchern. Nach einer Stunde steigen weitere Fahrgäste zu, eine ältere Thaifrau scheint nicht besonders glücklich, neben mir sitzen zu müssen. Ich lächle nur und versuche erst gar keine Konversation um sie nicht total zu verschrecken.

Es gibt gegen 22:00 Uhr noch einen Zwischenstop. Ich warte erstmal bis alle aussteigen und schaue mir die Prozedur an. Offensichtlich ist ein ans Busticket getackerter Zettel Gutschein für eine Nudelsuppe. Auf das Wasser mit Eiswürfeln verzichte ich besser, die Suppe scheint aber ok zu sein. Ich bin nicht sicher, ob die kleinen Klöße darin aus Fleisch sind. Die Konsistenz ist eher gummiartig, der Geschmack undefinierbar. Andererseits weiss ich nicht mehr wirklich, wie Fleisch schmeckt. Ich versuche ein problemloser Passagier zu sein und verabschiede mich für fünf Minuten von Zweifeln und Vegetarismus 😉

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Bangkok, Tag zwei

Nach dem Fruehstueck habe ich mir eine andere Unterkunft organisiert. Das alte Zimmer hatte eine Klimaanlage der Polarstufe 5 und es war trotz drittklassiger Hinterhoflage extrem laut. Das jetzige Zimmer ist noch abgewrackter, hat aber einen Ventilator und in der Ladengasse scheint morgends weniger los zu sein.

Bangkok floodings

Im Anhalter steht, die schoenste Methode sich durch die Stadt zu bewegen, ist auf dem Wasser. In der Tat ist das sehr erfrischend, schnell und saubillig, 13 bzw. 18 Bath im kleinen oder grossen Chao Phraza Tourist Boat. Das haben wir gleich fuer eine kleine Rundfahrt genutzt um danach in einem sehr kleinen Restaurant irgend etwas sehr scharfes zu verspeisen. Meistens gibt es noch eine verwinkelte Treppe, die ein oder mehrere der oberen Ebenen zugaenglich macht oder gleich bis auf die Dachterasse fuehrt. Auf einer solchen haben wir gestern bei einem Singha Beer auch den Abend genossen.

Suses Hinweis, ich soll mir Klopapier einstecken, ist Gold wert. Klopapier scheint hier Mangelware zu sein, im Guesthouse gibt es maximal eine halbe Rolle duennes, auf dem Klos im Koenigspalast gar keins. Bestens vorbereitet, kann ich den Besuch ohne hygienische Komplikationen beenden.

The Grand Palace, Bangkok

Ich trage natuerlich meinen lustigen Hut aus Wacken, das bringt mir regelmaessig „Hello Cowboy“-Sprueche ein. Ueberhaupt, man wird hier alle Nase lang angequatscht. Heute stiefel ich so durch die Gruenanalge neben dem Koenigspalast (Prima Drachenwiese btw., aber es gab nur Einleiner zu sehen) und fotografiere einen Menschen der Tauben fuettert. Prompt kommt ein Thai an und moechte mir einen Beutel Taubenfutter (Mais?) verkaufen. Eher quatscht er mich zu und steckt mir mehrere Futterbeutel fast in die Tasche. Das nervt ein wenig, laueft aber noch lange nicht so agressiv ab wie z.B. in Tunesien, hier genuegt drei bis funf Mal „nein“.

Feeding the pigeons

Eine lustige Zusammenkunft gab es ein paar Meter weiter. Ein junger Thai mit seiner Freundin wuenscht mir viel Glueck, weil ich gerade vor der Anlage mit dem Gluecksbuddha stehe. Wir quatschen ein bisschen und er erklaert mir die Highlights. Ich lasse im Gegenzug eine Visitenkarte springen mit dem Versprechen, dass er dort bald tolle Thailandfotos findet. Als ich meinen Anhalter zwecks einer Strassenkarte zuecke, geraet der junge Herr richtig in Fahrt und zeichnet mir die genannten Orte auf der Karte ein. Ich bleibe gelassen und bete, dass er aufhoert die Strassennamen unkenntlich zu machen – ich bin schon so fast orientierungslos in der Stadt. Ok, er hoert auf, winkt aber ein Tuk-Tuk heran um fuer saubillige 30 Bath eine Tour zu den genannten Monumenten an. Der Preis ist ok, aber ich will eigentlich nur ein bisschen rumlatschen und kein Speed-Sightseeing machen. Das versteht keiner der beiden, ist doch so weit, ueberhaupbt scheint Laufen hier sehr unpopulaer zu sein.

Die gestern erworbene SIM-Karte hat noch eine nette Nebenwirkung: via Cell Broadcast bekommt man lustige Sprueche auf das Display gebeamt. Ich kann die dann mit OK bestaetigen. Ich habe Mod gefragt, was das ist. Es bedeutet z.B. „Wenn Du Dein heutiges Horoskop erfahren moechtest, druecke OK (9 Bath)“. Oh, so eine Art Jamba fuer Thais. Kein Wunder, dass die Karte so schnell leer ist 🙂

Richtig warm werde ich mit der Stadt nicht, sie ist immer noch dreckig, laut und chaotisch. So langsam ueberwinde ich aber meine Fotohemmung. Gestern habe ich nur drei Bilder gemacht, weil mich alles angenervt hat und ich nichts interessantes gesehen habe oder wenn, dann zu schuechtern war fuer ein Bild. Heute im Koenigspalast konnte man die groesste Ansammlung des Landes an digitalen Spiegelreflexkameras bewundern und ich hatte nach einer Weile auch keine Hemmungen mehr mein grosses Spannertele raufzuschrauben.

Ralf und Mod sind heute Richtung Norden abgeflogen und ich bin jetzt auf mich allein angewiesen. Das ist auch gut so, wenn man jemanden dabei hat, der perfekt Thai spricht, kommt man selbst nicht aus dem Knick. So muss ich maulfaules Stueck auch mal selbst mit den Menschen interagieren 🙂

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Bangkok

Just another temple

… die Stadt ist genau wie sie immer beschrieben wird und bemueht sich wirklich alle Vorurteile zu erfuellen. Dreckig, laut, chaotisch. „Guten Aaaabend, wie geeeeht es iiihnen?“ inclusive.
Zum Glueck fungiert Mod als lokaler Guide und bewahrt uns vor dem Schlimmsten. Allerdings hat sie selbst als Eingeborene es fast nicht puenktlich zum Flughafen geschafft, weil ihr niemand erklaeren konnte, wo der Bus zum Flughafen abfaehrt. Sie hat dann ein Taxi genommen…
Achja, nettes Detail am Rande (huch, hier laeuft eine Maus durchs Internetcafe): Taxis sind billiger als Tuk-Tuks, weil die haben ein Taxameter (?) und Tuk-Tuks sind Verhandlungssache. Allerdings kommen einem am neuen Flughafen, wenn man die Gepaeckausgabe verlaesst, gleich freundliche Menschen entgegen, die ein „Taxi“ anbieten. Die sehen auch aus wie Taxis, sind preislich aber im exclusiven Niveau angesiedelt. Die „richtigen“ Taxis, mit Taxameter, gibt es eine Etage tiefer.
Hm, was war heute noch: saufende Skandinavier, die sich selbst beim Aufstehen verletzen (die bloede Gravitation…) und einmal beim Einkaufen beschissen werden. Naja, so halb zumindest.
Melle, Geizkragen in Person, kauft sich eine SIM-Karte fuer seinen Horchaparillo, selbst nach Deutschland sind die Gespaeche spottbillig (9 Bath/min). Die Karten kosten 300 Bath (~6 Oere) und haben 50 Bath Guthaben. Natuerilch war meine Karte 2nd Hand und hatte noch 35 Bath drauf. Ich haette ja wenigstens mal das Guthaben beim Kauf pruefen koennen. Mal sehen, wie das mit den Rubbelkarten funktioniert. Angenehm: die Karten benoetigen keine PIN. Ich freue mich also ueber lustige Urlaubs-SMS an +66895355313 😉
Kulinarisch ist es natuerlich ein Schlaraffenland, zuerst superscharf in einer Suppenkueche gegessen und gerade eben *lecker, lecker* Apfelsalat mit Chili-Erdnusssauce, dazu natuerlich Reis. Lecker!
So, ich versuche noch ein paar Nachtaufnahmen der Khao San Road zu schiessen.

Khao San Road

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Unterwegs

So, endlich Urlaub, endlich Zeit zum Bloggen 🙂 Wir sind gerade in Helsinki, draussen regenet es und diese finnische Tastatur macht mich fertig.
Der Start war lustig, weil der Abfertigungsschalter in Tegel noch geschlossen war, haben wir die Zeit in einem Qualitätsburgerresturant verbracht. Dann war der Schalter offen und man hat sich durch eine Horde Spanier durchkämpfen muessen. (lustige Yeichen hier auf der Tastatur: å z.B. und y ist da wo man z vermuten wuerde).
Jedenfalls sprach in der Traube Spanier jemand eine andere Sprache, das war wohl Finnisch und so haben wir das Ende der Schlange zum Checkin gefunden 😉
Maaaaannnn, ist das langweilig auf dem Flughafen. Zum Glueck kann ich das Restguthaben an dem Terminal hier aufbrauchen.

btw.: Der Rucksack von Ilse ist echt geil, multifunktional und kann sich wahrscheinlich auch in ein Schlauchboot verwandeln. Das ist keine schlechte Sache, im Zielgebiet gibt es angeblich Ueberschwemmungen.

(Toll Ä und Ö gibt es, aber kein ue …)

So, mal kucken,was der Ralf sagt. (…) Der Ralf sagt: „Rock’n Roll!“.

(…)

Außerirdische Kräfte haben meinen Kühlschrank umsortiert.

Satyricon

SATYRICON habe ich das letzte Mal als Support von PANTERA gesehen (Oh je, wie lange gibt es PANTERA schon nicht mehr?). Höchste Zeit also, sich die Norweger um Satyr und Frost wieder aus der Nähe anzuschauen und vor allem anzuhören.

Insomnium, 10/12/06, Kato

Viel zu spät betrete ich das Kato, und es erklingen gerade die letzten Songs von INSOMNIUM. Der Saal ist schon gut gefüllt, in den hinteren Reihen wird zu dem progressiven Stil mitgenickt, vorne gemosht.

Insomnium, 10/12/06, Kato

Das in meinen Augen sehr junge Publikum macht es der Band gleich und lässt die Haare wehen. INSOMNIUM schaffen es ohne Probleme, einen Platz auf meiner „das muss ich mir auf jeden Fall noch mal anhören“-Liste zu ergattern.

Keep Of Kalessin, 10/12/06, Kato

Nach einer ausgesprochen kurzen Umbaupause übernehmen KEEP OF KALESSIN die Bühne. Kollege Henri hatte mir schon prophezeit, dass die Jungs gut sind, aber was mir da geboten wird, übertrifft die Erwartungen deutlich. Der Sound ist brachial und schnell. Sehr schnell.

Keep Of Kalessin, 10/12/06, Kato Keep Of Kalessin, 10/12/06, Kato

Hauptverantwortlicher ist Vyl, der hinter den Drums ohne mit der Wimper zu zucken locker aus dem Handgelenk alles wegknüppelt. Wow. Nicht nur ich bin begeistert, das restliche Publikum teilt die Euphorie und geht gut ab. Nach einer guten halben Stunde ist der Orkan vorüber gezogen und hinterlässt leuchtende Augen. „Mit welcher Leichtigkeit die solche Dinger raushauen … unglaublich!“ ist die einhellige Meinung der ersten Reihen.

Satyricon

Der Umbau vor SATYRICON dauert etwas länger (jede der unzähligen Gitarren wird noch mal gestimmt und poliert) und so kann das Rack von Frost ausgiebig bewundert werden, das schon fast an die Percussion-Konstruktionen von CORVUS CORAX erinnert. Begeisterung ruft auch Satyrs Mikrofonständer hervor, der aus diabolisch verschlungenen Hörnern aufgebaut ist.

Satyricon

Inzwischen verdichtet sich das Publikum merklich und ich bekomme eine Vorahnung, was vor der Bühne abgehen wird. Letzte Vorbereitungen finden statt: in der ersten Reihe werden die Haare gekämmt, ich klammere mich an meine Fototasche. SATYRICON betreten ohne viel Pathos die Bühne und werden euphorisch gefeiert. Los geht es mit ‚Walk The Path Of Sorrow‘, was sofort Bewegung ins Publikum bringt.

Satyricon

Vor ‚K.I.N.G.‘ wird erstmal getestet, ob das Publikum auch in der Lage ist, den Refrain mitzubrüllen. Wie sich herausstellt, ist es das: Unzählige, mit Festivalbändchen verzierte Arme recken sich synchron in die Luft, hunderte Kehlen brüllen ‚K.I.N.G.‘ – nicht besonders anspruchsvoll aber wunderbar mit anzusehen.

Satyricon

Als ‚A New Enemy‘ erklingt, bin ich der glücklichste Mensch im Saal: Nichts massiert mein Trommelfell sanfter, als der von Frost ausgelegte, akustische Bombenteppich.

Satyricon

Sehr bezaubernd ist auch Jonna Nikula, der man eigentlich einen eigenen Artikel widmen müsste. Nicht nur, dass sie extrem süß aussieht, auch macht sie hinter dem Keyboard eine hervorragende Figur und mosht fleißig mit.

Satyricon

Zwischen den Songs fordert das Publikum immer energischer ‚Mother North‘ ein. Die Band geht cool darüber hinweg und kündigt ‚Fuel For Hatred‘ an. Nun gibt es kein Halten mehr, der Mob tobt und reißt alle mit, mich inklusive. Ich lande fasst auf dem Schoß des in der ersten Reihe parkenden Rollifahrers. Egal, er nimmt es locker, ich entschuldige mich wortreich und hüpfe weiter, in einer Hand die Kamera.

Satyricon

Die Band verlässt die Bühne, doch das Publikum lässt nicht locker, ‚Mother North‘ muss ja eine Top-Puppe sein, so wie alle danach schreien. SATYRICON lassen sich nicht lange bitten und kehren für zwei weitere Songs auf die Bühne zurück. Als könenden Abschluss gibt es auch endlich ‚Mother North‘. Hunderte Arme recken sich in die Luft, der gesamte Saal wird zum Chor und übertönt fast die PA. Großartig SATYRICON, großartig Berlin! Diese Stimmung ist wirklich einmalig, so stelle ich mir einen gelungenen Beatabend vor.

Satyricon

(alle Fotos des Abends gibt es bei flickr, das Review erscheint auf powermetal.de)

Das neue Hans Otto Theater

Hans Otto Theater

Das neue Theater. Teil des Gebäudes ist ein Gasometer in dem ich vor 12 (?) Jahren fotografierte, als das Gelände ringsum noch ein Park aus Industrieruinen war. Wenn ich die Fotos aus der Zeit finde, stelle ich sie hier rein.

Camera Model: NIKON D70
Lens: Nikon Nikkor 18-70mm 1:3.5-4.5G ED DX
Focal Length: 40.00 mm
Focal Length (35mm Equiv): 60 mm
Exposure Time: 1/2 sec
F-Number: f/4.5
Shooting mode: Aperture priority
Exposure bias: -2/3 EV
Flash: No
ISO: 200
Image at flickr, large version