In Between

Im März musste ich fast weinen, weil die heiß ersehnte Tour von The Gathering wegen Krankheit ausfiel. Am Freitag sollten nun endlich, lange nach der Veröffentlichung des Albums „Home“, The Gathering in Berlin spielen. Die Vorfreude und Erwartung war groß, schließlich ist es neben Hamburg das einzige Konzert dieses Jahr in Deutschland.

The GatheringThe Gathering

Die beste Band der Welt wird spielen. Ich stehe herum, lasse die anderen holländischen Bands an mir vorbei rauschen, schaue ein wenig auf der Metal-Stage vorbei und bin in Gedanken eigentlich nur auf der Reise irgendwo zwischen „How to measure a planet?“ und „souvenirs“.
Beim Herausgehen erspähe ich René und stoße dabei fast mit Anneke zusammen. Ihr Gesichtsausdruck erzählt mir „Ich habe ein 18 Monate altes Kind, das all meine Kraft kostet, ich habe kaum geschlafen, ich muss jetzt arbeiten“.

The Gathering

Als die Band gegen Mitternacht endlich die Bühne betrittt, ist davon nichts mehr zu sehen und zu spüren. Anneke strahlt, ihre Energie und Freude springt sofort aufs Publikum über. Die beiden eher stillen Eröffnungstracks „Shortest Day“ und „In Between“ entfesseln live erst ihre volle Wirkung und ziehen das bunt gemischte Pokomm-Publikum sofort in ihren Bann.

The GatheringThe Gathering

Da ist es wieder, das The Gathering-Gefühl: diese Show ist ganz für Dich allein! Dieses bezaubernd schöne, hyperaktive Energiebündel mit einer Stimme aus purem Gold hat wirklich für jeden Fan einen Blick übrig. Ich versuche standhaft zu bleiben und auch die anderen Bandmitglieder abzulichten, aber wie ein Magnet zieht Anneke mein Objektiv immer wieder an.

The GatheringThe Gathering

Bei Liberty Bell meldet sich mein Bauchgefühl, genauer gesagt lässt der Bass lässt mein Zwerchfell schwingen. Ich nehme mir einen Moment Zeit und widme meine Aufmerksamkeit Marjolein. Sie scheint ganz in die Musik eingetaucht zu sein, spielt dezent aber gleichzeitig unheimlich druckvoll. Es ist beeindruckend wie perfekt diese so zierliche und ausgesprochen niedliche Frau in die Band passt, sowohl vom Sound als auch von der Ausstrahlung und Leidenschaft.

The Gathering

Mit Eleanor wird der Saal nochmal zum Kochen gebracht, bevor die Band grinsend von der Bühne stolpert. Leider sind 50 Minuten The Gathering pro Jahr einfach zu wenig. An das großartige Konzert 2004 in der Passionskirche kommt dieser kurze Auftritt auch nicht heran, die Band selbst zählt dieses Konzert zu den fünf besten Shows.

The Gathering

Die Auswahl der Songs auf der Popkomm war gut, aber viel Zeit für Improvisationen und die von mir so heiß geliebten Effekt-Exzesse an der Gitarre blieb leider nicht. So steht man leicht entrückt nach dem Konzert herum, der letzte Song hallt im Kopf nach und es wäre viel zu schade dieses beglückende Gefühl mit einer der nachfolgenden Bands zu zerstören.

(Dieses Review ist zusammen mit Elkes Eindrücken auf Powermetal.de nachzulesen)