Schönbohm

Dass dieser Mann weiterhin ein so verantwortungsvolles Amt ausführen darf, erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Mit dieser Äußerung hat er sich als Innenminister vollends disqualifiziert:

„Ich weigere mich, irgendwelche voreiligen Schlussfolgerungen zu ziehen“, sagte Schönbohm im RBB-Inforadio. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Tat und der schwarzen Hautfarbe des Opfers gebe, könne lediglich vermutet werden. #

Vorverurteilungen sind mir fremd, wir leben in einem Rechtsstaat. Aber zumindest dieser Zusammenhang ist doch hinreichend belegt. Kann bitte jemand für Schönbohm einen Vormund bestellen?

Nachtrag: Schäuble, wiedermal schlimmer als Schily: jetzt holt er das gewalttätige Ausländer-Argument aus der Mottenkiste:

Es werden auch blonde blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben.#

Natürlich darf das DDR-Argument nicht fehlen:

Der Innenminister machte für Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Ostdeutschland zugleich die Abschottung der Menschen in der DDR verantwortlich. Es habe sich gezeigt, dass rechtsextreme Stimmungen dort am meisten gedeihen würden, wo wenige Ausländer lebten.

Schon klar, besonders wenn die Täter <Spekulation>möglicherweise erst 5 Jahre alt waren, als die Mauer fiel.</Spekulation>

7 Antworten auf „Schönbohm“

  1. Du sagst es… Ähnliche Gedanken gingen mir auch durch den Kopf. Ich habs mir aber verkniffen. Aus Gründen. 😉

  2. In meinen Augen hat Schönbohms Alterschwachsinn seit seiner „Elektro-Fussfesseln-für-Schulschwänzer“-Idee rapide zugelegt. Aber der Mann hat sich ja auch schon vorher eine ordentliche Liste von Entgleisungen erarbeitet: Stichwort „Rattenrede“ und Landowski, Interviews mit der JF etc., etc. – was bei ihm für mich immer schwer auszumachen ist: ist es rechte Scheisse oder einfach nur schiere Dämlichkeit? Da er ja neulich zu Protokoll gegeben hat, daß er mit Uniform begraben werden möchte, neige ich langsam zu letzterer Einschätzung.

  3. es geht auch anders! das kam gestern mit der uni-post:

    *Aufruf zur Solidaritaetskundgebung „Potsdam bekennt Farbe“*

    Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,
    liebe Freunde und Gaeste,

    ein scheussliches Verbrechen ist geschehen. Ein Potsdamer dunkler
    Hautfarbe wurde durch brutale Gewalt so schwer verletzt, dass wir um
    sein Leben bangen muessen. Es faellt mir schwer, seiner Frau und seinen
    Kindern gegenueberzutreten, denn das Verbrechen ist in unserer Stadt
    geschehen. Und ich denke, dass es Ihnen genau so geht.

    Deshalb moechte ich Ihnen vorschlagen, gemeinsam unserem Zorn und
    unserer Wut ueber diese Untat Ausdruck zu verleihen. Ich moechte sie
    bitten, gemeinsam mit mir und vielen anderen Potsdamerinnen und
    Potsdamern aus Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Verbaenden
    deutlich sichtbar zu machen, dass es fuer Menschenverachtung, Rassenhass
    und Intoleranz keinen Raum gibt in unserer Stadt. Ich wende mich an Sie
    in der Hoffnung, gemeinsam mit Gleichgesinnten fuer Toleranz,
    Gewaltfreiheit und ein friedliches Miteinander in Potsdam streiten zu
    koennen.

    Kommen Sie am kommenden Freitag, dem 21. April 2006, 17 Uhr, auf den
    Luisenplatz.

    Zeigen wir dem Opfer und seiner Familie gemeinsam unser Mitgefuehl und
    unsere Solidaritaet.

    Erhobenen Hauptes wollen wir gegen jeden Versuch antreten, Menschen in
    unserer Stadt wegen Ihrer Hautfarbe, Nationalitaet oder Religion zu
    demuetigen, zu terrorisieren, sie um Gesundheit und Leben zu bringen.

    Ich wuerde mich freuen, Sie am Freitag auf dem Luisenplatz zu sehen.

  4. Das ist wirklich unglaublich. Genauso unglaublich finde ich auch die von weiten Teilen der medialen Öffentlichkeit geäußerten Bedenken hinsichtlich der internationalen Wahrnehmung Deutschlands so kurz vor der Fußball-WM. Ist das etwa unser größtes Problem? Ich komme da nicht mehr mit.

  5. So abscheulich die Tat auch ist, sollte man hier mal kurz die Sache mit etwas Abstand betrachten:

    Ich zitiere http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,412594,00.html (eine dpa-Meldung)

    „Auch zum Tathergang gibt es neue Erkenntnisse. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen hatte der in Potsdam lebende Ermyas M. zur Tatzeit 2,08 Promille Alkohol im Blut. Bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus habe ein Gerichtsmediziner festgestellt, dass der Deutsch-Äthiopier durch einen einzigen Faustschlag auf den Schädel über einem Auge niedergestreckt wurde, heißt es in dem Bericht…

    Die Untersuchung durch den Gerichtsmediziner habe auch ergeben, dass Ermyas M. keine Rippenbrüche oder andere schweren Verletzungen am Oberkörper erlitt … Das spreche gegen erste Berichte, denen zufolge die Täter hemmungslos auf das bereits am Boden liegende Opfer eingetreten haben sollen …

    Auch bei dem späteren Streit an der Bushaltestelle sei Ermyas M. aggressiv gewesen. Er habe seine beiden Gegner beschimpft und versucht, mindestens einen von ihnen zu treten, schreibt die „Märkische Allgemeine“.

    Ich würde nie abstreiten wollen, dass es in Deutschland und in Brandenburg Rechtsradikale und u.a. ein damit verbundenes Gewaltproblem gibt.

    Aber: Kann es nicht einfach sein, dass besagtes Opfer angesoffen zwei Leute, die ganz offentlich zusammen einen IQ von nicht mehr als 80 haben, anpöbelt und provoziert und dann eine auf’s Maul bekommen hat ? Die mutmaßlichen Täter stammen den Berichten nach nicht aus der rechtsradikeln Szene. Ich vermute, es wäre jedem Deutschen, der diese Typen in ähnlicher Weise provoziert und offenbar sogar versucht hat, tätlich anzugreifen, sehr ähnlich ergangen.

    Warum sind Ausländer in Deutschland per se immer Gutmenschen ? Warum gibt es dort nur Schwarz oder Weiß (keine Anspielung) ? Warum redet jetzt niemand mehr über die längst überfällige und wichtige Integrationsdebatte …

    Deutschland wird wohl noch viele Jahre brauchen, um ein normales Verhältnis zur Nation zu entwicklen ….

  6. Wenn Du schon zitierst, dann bitte vollständig:

    Bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus habe ein Gerichtsmediziner festgestellt, dass der Deutsch-Äthiopier durch einen einzigen Faustschlag auf den Schädel über einem Auge niedergestreckt wurde, heißt es in dem Bericht. Der Schlag habe den Schädelknochen zertrümmert.

    Ich halte das für ein nicht ganz unwesentliches Detail. Überleg Dir bitte mal, mit welcher Kraft jemand zuschlagen muss um solch ein Resultat zu erzielen. Nur eine Prügelei unter Besoffenen?

    Es gibt auch viele Indizien, dass sich die Verdächtigen in rechtsradikalen Kreisen bewegten, ganz abwägig ist das fremdenfeindlich Motiv also nicht. Und ja: per se sind nicht alle Ausländer Gutmenschen. Aber so lange nicht geklärt ist, was an dem Abend abging,würde ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

    Was meinst Du mit Integrationsdebatte? Ist ein Mensch mit einem deutschen Pass und Familie, der hier seine Doktorarbeit schreibt, etwa nicht integriert?

  7. 1) Zum Thema ein Schlag auf den Schädel: Die Typen sollen aus der Türsteher-, Pumper- (d.h. Bodybuilder) oder Rockerszene stammen (ein trainierter Boxer kann einen normalen Menschen mit einem Treffen ins Jenseits befördern (es gibt so einige Boxer, die im Ring gestorben sind, aufgrund *eines* Treffers)). Wenn so jemand zuschlägt, kann es wohl durchaus zu einem Schädelbruch kommen.
    (Ich denke den Schädelbruch konnte man durchaus rauslassen, da jedem klar ist, dass wenn ein Schlag jemanden ins Koma befördert, dieser erhebliche Wucht gehabt haben muss.)

    Und wieso unter Besoffenen ? Fest steht nur, dass das Opfer über 2 Promille Blutalkohol intus hatte (mutmaßlich gefrustet) aus der Disse kam und schon vorher (im Bus) und auch sich den Typen gegenüber aggressiv verhalten hat.

    2) Ich habe nie behauptet, dass das Opfer nicht integriert ist. Es ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt, dass er hier arbeitet und Ingenieur war. Ich wollte lediglich sagen, dass die vor dieser Tat begonnene, wichtige Integrationsdebatte jetzt wahrscheinlich nicht weitergeführt wird, u.a. weil sich einige Gutmenschen bei den Grünen (die jetzt alle im Prenzlberg wohnen) bemüßigt fühlen werden, wieder die heile Welt herbeizureden (die sollten mal testweise nach Neukölln oder in den Wedding ziehen) und jeden, der jetzt über Probleme der Ausländerintegration reden will, in die rechte Ecke stellen werden.

    3) Nicht so weit aus dem Fenster lehnen: Da hast Du vielleicht recht, aber eins ist klar:

    Das einfache: „Hier Du bösen Nazis, die abends losziehen und Ausländer verprügeln bis sie am Boden liegen und dann richtig loslegen “ – Schema ist es wohl nicht.

    Wie gesagt, ich heiße die Tat auf keinen Fall gut aber es ist schon erstaunlich, wie sich ein Land selbst kasteit … der Rest der Welt würde es in vergleichbaren Fällen auf keinen Fall so an die große Glocke hängen und sagen: „Kommt bitte nicht her, jeder der nicht nordeuropäisch aussieht, muss damit rechnen, hier totgeprügelt zu werden … „.

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